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Börsenlexikon

Verstehen der Abgabeneigung im Börsenkontext

Abgabeneigung (loss aversion in Englisch) ist ein grundlegender Begriff in der Verhaltensökonomie und spielt eine entscheidende Rolle im Verständnis des Anlegerverhaltens auf dem Börsenmarkt. Um dieses Phänomen richtig zu verstehen, müssen wir zuerst einige grundlegende Konzepte in Bezug auf menschliche Psychologie und dahinter liegende Denkmuster betrachten. In diesem Artikel werden die Mechanismen der Abgabeneigung und deren Auswirkungen auf die Entscheidungen von Anlegern beleuchtet.

Risiko und menschliche Psychologie

Das menschliche Gehirn ist evolutionär darauf ausgerichtet, Schmerz und Verlust zu vermeiden. Dieses Vermeidungsverhalten kann jedoch unsere Entscheidungen in einer Art und Weise beeinflussen, die nicht immer rational oder finanziell optimal ist. Beispielsweise neigen Menschen dazu, mehr Schmerz aus dem Verlust von Geld zu empfinden, als Freude aus dem Gewinnen desselben Betrags. Diese Asymmetrie in der Wahrnehmung von Gewinnen und Verlusten führt zu einer Verzerrung unseres Entscheidungsprozesses, die als Abgabeneigung bekannt ist.

Die Abgabeneigung ist ein grundlegendes Prinzip in Daniel Kahnemans und Amos Tverskys Prospect Theory, einer Theorie, die das menschliche Verhalten unter Unsicherheit und Risiko erklärt. Laut dieser Theorie sind Menschen eher bereit, Risiken einzugehen, um Verluste zu vermeiden, als Gewinne zu erzielen. Das bedeutet, dass die Schmerzen, die durch einen Verlust verursacht werden, etwa doppelt so stark sind wie die Freuden, die durch einen Gewinn derselben Größe erzielt werden.

Abgabeneigung und Börsenentscheidungen

Abgabeneigung hat enorme Auswirkungen auf die Art und Weise, wie Menschen an der Börse investieren. Anleger sind oft zögerlich, Verluste zu realisieren, indem sie schlecht performende Aktien verkaufen, weil sie nicht das Gefühl des Schmerzes des Verlustes erleben wollen. Umgekehrt sind sie schneller bereit, Gewinne aus gut performenden Aktien zu realisieren, um den positiven emotionalen Reaktionen auf diese Gewinne zu erliegen. Dieses Verhalten nennt man auch "Gewinne laufen lassen und Verluste abschneiden".

Für Anleger kann die Abgabeneigung problematisch sein, da sie zu irrationalen Entscheidungen und schlechter Performance führen kann. Beispielsweise kann sie dazu führen, dass Anleger:

  • Übermäßige Risiken eingehen, um Verluste auszugleichen
  • Angst haben, neue Anlagemöglichkeiten zu ergreifen, weil sie potenzielle Verluste fürchten
  • Nicht diversifizierte Portfolios halten, weil sie sich zu sehr auf einige wenige "sichere" Anlagen konzentrieren.

Strategien zur Überwindung der Abgabeneigung

Um die schädlichen Auswirkungen der Abgabeneigung im Börsenkontext zu überwinden, gibt es verschiedene Ansätze, die Anleger in Betracht ziehen können:

  1. Ziele setzen und überprüfen: Indem sie klare finanzielle Ziele setzen und regelmäßig überprüfen, können Anleger ihre Entscheidungen auf konkrete Ziele stützen, anstatt auf emotional getriebene Impulse. Dies kann helfen, die Angst vor Verlusten abzufedern und rationalere Entscheidungen zu ermöglichen.

  2. Systematische Investitionspläne: Anstatt zu versuchen, den Markt zu "timen" oder einzelne Entscheidungen über den Kauf und Verkauf von Aktien zu treffen, können Anleger systematische Investitionspläne (SIPs) nutzen. Diese automatisierten Investitionsstrategien reduzieren das Engagement gegenüber Marktvolatilität und verlagern den Fokus auf langfristige Vermögensbildung.

  3. Diversifikation: Durch den Aufbau eines gut diversifizierten Portfolios, das verschiedene Anlageklassen einschließt, können Anleger das Risiko von Verlusten reduzieren und ihre Abgabeneigung kontrollieren. Eine breitere Streuung der Investitionen hilft dabei, das Gesamtrisiko zu reduzieren und die Auswirkungen von Verlusten auf einzelne Anlagen abzumildern.

  4. Langfristiges Denken: Indem sie ihren Investitionshorizont verlängern, können Anleger Abgabeneigung entgegenwirken. Langfristige Anlagestrategien erlauben es, Marktvolatilität und potenzielle kurzfristige Verluste auszusitzen, was die Angst vor Verlusten reduziert.

  5. Selbstreflexion und Bildung: Die Auseinandersetzung mit eigenen Emotionen und kognitiven Verzerrungen sowie die kontinuierliche Bildung im Bereich der Finanzen können dazu beitragen, Abgabeneigung und andere verhaltensökonomische Fallen zu erkennen und zu überwinden.

Fazit

Die Abgabeneigung ist ein wichtiger Faktor im Börsenkontext und hat weitreichende Auswirkungen auf das Anlageverhalten von Menschen. Indem sie bessere Entscheidungen durch das Setzen von Zielen, Diversifikation, langfristiges Denken und Bildung treffen, können Anleger lernen, ihre Abgabeneigung zu überwinden und eine erfolgreichere Börsenstrategie zu verfolgen. Letztendlich ist es entscheidend sich darüber im Klaren zu sein, dass Emotionen zwar eine Rolle bei Anlageentscheidungen spielen, aber sie sollten den rationalen und strukturierten Ansatz nicht dominieren.