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Praktiker: Insolvenz vorläufig abgewendet / Zukunft ungewiss


Mit ihrem Votum für eine Kapitalerhöhung haben die Aktionäre der Baumarktkette Praktiker Bau- und Heimwerkermärkte Holding AG in der Nacht zum Donnerstag vorläufig die Insolvenz des Unternehmens abgewendet. Praktiker-Chef Kay Hafner hatte die Aktionäre eingeschworen, den vom Vorstand beschlossenen Sanierungskurs mit zu tragen. Alternativen ließ er dabei nicht.

Hafner hatte den Posten des Vorstandsvorsitzenden bei Praktiker übernommen, als der Sanierer Thomas Fox im Mai überraschend zurücktrat. Zum Zeitpunkt des Rücktritts von Fox, der erst seit Oktober 2011 das Unternehmen führte, war Hafner Aufsichtratsmitglied, eine Position die er auch nach Übernahme des Chefsessels nicht abgab. In der jetzigen Hauptversammlung stellte Hafner sein Finanzierungs- und Sanierungskonzept als unumstößlich dar. Es sieht neben einer Kapitalerhöhung im Umfang von 60 Millionen Euro ein Darlehen von 85 Millionen Euro vor, das das angeschlagene Unternehmen vom US-Investor Anchorage erhalten soll. Weitere Millionenbeiträgen sollen durch den Gehaltsverzicht der Beschäftigten erzielt werden. Weiterhin sieht das Konzept den Umbau von 120 Praktiker-Märkten auf die deutlich besser positionierte und profitable Konzernmarke Max Bahr vor. Mit dem Sprung von derzeitig 78 Filialen auf dann rund 200 Märkte soll Max Bahr zum Hauptvertriebskanal in Deutschland weiterentwickelt werden. Der Rest der aktuell noch 234 Praktiker-Märkte soll mit einer Strategie, die wegführt vom Preisaktionismus und hingeht zu durchgehend niedrigen Regalpreisen gehalten werden.

Nach klarer Ansage: "Das Konzept funktioniert nur als Ganzes. Bricht nur eine wesentliche Stütze aus dem Gerüst heraus, fällt auch der Rest“, erklärte sich nach mehrstündigem Ringen am Mittwochabend letztlich auch die Fondsmanagerin Isabella de Krassny als Vertreterin der Hauptaktionäre dazu bereit, die Kapitalerhöhung mit zu tragen. Die Anteileigner ermächtigten den Vorstand zudem zur Ausgabe einer Optionsanleihe, über die der Finanzinvestor Anchorage als Gegenleistung für den rettenden Kredit mit 15 Prozent an Praktiker beteiligt werden soll. In den Debatten zum Sanierungskurs hatte Krassny das Vorgehen des Vorstandes noch als Erpressung betitelt. Und insbesondere das – noch nicht ausgehandelte – Darlehen von Anchorage, das über die profitable Tochterkette Max Bahr gesichert werden soll und mit 17 Prozent Zinsen sowie einer Option auf 15 Prozent des Grundkapitals versehen werden soll, sah Krassny als unhaltbar an und versprach ebenfalls 85 Millionen Euro an Krediten zusammen zubekommen, allerdings für nur 13 Prozent Zinsen.

Krassny hatte bereits im Vorfeld der Hauptversammlung die Abwahl fast aller Kapital-Vertreter im Aufsichtsrat verlangt. Aus formalen Gründen wurde dieser Antrag jedoch abgelehnt. Auf der Hauptversammlung setzte Krassny jedoch die Rücktritte der Aussichtratsmitglieder Ebbe Pelle Jacobsen und Kay Hafner durch, der den Konzern noch bis zum 13. August als Vorstandsvorsitzender begleiten soll. Ersetzt werden sollen sie durch den Handelsmanager Armin Burger vom Aufsichtsrat der Vivatis AG sowie den Aufsichtsratschef der Privatbank Semper, Erhard Grosnigg.

Der personelle Umbau der Baumarktkette bleibt also in vollem Schwung. Wichtiger als dieser Umbau wäre allerdings eine schnelle Umsetzung des geplanten Umbaus der 120 Praktiker-Märkte und deren Integration in die Max-Bahr-Kette. Letztlich dürften nur die Kunden mit ihren Einkäufen die angeschlagene Aktiengesellschaft noch retten können. Denen sollte allerdings schnell ein ansprechendes Ambiente geboten werden, denn im laufenden Jahr wurde ein Großteil des Branchenumsatzes bereits getätigt.


By A.Savin (Own work) [GFDL (www.gnu.org/copyleft/fdl.html) or CC-BY-SA-3.0-2.5-2.0-1.0 (www.creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Seit 1986 beschäftige ich mich mit Wertpapieren. Dabei habe ich vor allem im Bereich der Derivate eine Menge Erfahrungen sammeln können.

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