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Warum ich alle ETFs verkauft habe


Einfach und kostengünstig ein Vermögen aufbauen - so oder ähnlich werben Direktbanken und Fondsgesellschaften für die Geldanlage in Exchange Traded Funds, kurz ETFs. Kein Wunder, gibt es doch kaum aktiv gemanagte Aktienfonds, die auf Dauer besser abschneiden als diese passiven Indexfonds. Auch ich habe lange Zeit in ETF-Sparpläne eingezahlt. Doch damit ist jetzt Schluss. Wie zu Beginn des Jahres angekündigt, kam mein ETF-Portfolio auf den Prüfstand. Und als Konsequenz habe ich vor wenigen Tagen die letzten ETFs verkauft und mein Fondsdepot gekündigt. Dahinter stehen mehrere Beweggründe:

Die Tücken der ETF-Auswahl
Die Auswahl der passenden ETFs war mir zu komplex. ETFs bilden nicht einfach nur Aktien-, Anleihen-, Immobilien-, Rohstoff- und sonstige Indizes nach. Die Methoden der Nachbildung unterscheiden sich gravierend: Da gibt es vollreplizierende, teilreplizierende und synthetische ETFs. Manche ETFs zahlen Kapitalerträge aus, andere reinvestieren diese gleich wieder ins Fondsvermögen. Ist jetzt der inländische Ausschütter steuergünstiger als der ausländische Thesaurier, oder genau andersrum? Und was mache ich, wenn die Fondsgesellschaft ihre ETF-Regeln ändert? Wie einfach ist dagegen doch ein ganz gewöhnlicher Aktienkauf.

Das verflixte Weltportfolio
Auf der Suche nach dem perfekten Weltportfolio habe ich vor ca. fünf Jahren mit drei ETFs begonnen: ein MSCI World ETF von dbx-trackers, ein Emerging Markets ETF von Lyxor und ein ETF auf europäische Staatsanleihen von Comstage. Jeden Monat kaufte ich per Sparplan ETF-Anteile für 200 EUR (100 EUR für den MSCI World, jeweils 50 EUR für die beiden anderen). Nach der Lektüre von Gerd Kommers ETF-Bibel "Souverän Investieren" erweiterte ich mein Portfolio mit einem MSCI Europe Small Cap ETF sowie einem ETF auf die künftigen Rohstoffpreise (eigentlich ein Wahnsinn, denn von Spekulationen mit Futures verstehe ich gar nichts). Da ich die Gesamtsparrate nicht erhöhen wollte, reduzierte ich die Kaufbeträge für die einzelnen ETFs. Zu guter Letzt kam noch ein Immobilien-ETF hinzu, um wirklich alle Anlageklassen abzudecken. Als Blackrock neuartige ETFs mit verlockend niedrigen Gesamtkostenquoten von 0,2% auflegte, machte ich den Fehler, meine ETFs von dbx-trackers und Lyxor zu verkaufen und in diese iShares-Core-ETFs einzutauschen. Natürlich fielen auf die Verkäufe Steuern und Gebühren an. Dadurch stand deutlich weniger Kapital für den Tauschkauf zur Verfügung und ich musste frisches Geld nachschießen, um die gewünschte Portfolioaufteilung wiederherzustellen. Viel Aufwand und ein teurer Spaß, so ein Weltportfolio!


Rebalancing - leichter gesagt als getan
Eines der wichtigsten Prinzipien der passiven Kapitalanlage mit ETFs ist das Beibehalten der einmal nach persönlicher Risikoneigung festgelegten Portfolioaufteilung in Aktien, Anleihen und weitere Anlageklassen. Dazu führt man in der Regel einmal im Jahr ein Rebalancing durch, um die unterschiedlichen Entwicklungen der ETFs auszugleichen und die ursprünglichen Portfolioanteile wiederherzustellen. In meinem Portfolio liefen die ETFs auf Standardaktien und Staatsanleihen über Jahre hinweg sehr gut, während Aktien von Entwicklungsländern und Rohstoffe stark nachgaben. Um das Verhältnis vom Anfang zu erreichen, hätte ich letztere ETFs in erheblichem Umfang nachkaufen müssen. Verkäufe der gut gelaufenen ETFs wollte ich wegen der Besteuerung möglichst vermeiden. Zum Zeitpunkt des Rebalancing hatte ich oft aber gar nicht genügend Mittel für die notwendigen Nachkäufe beisammen. Deshalb habe ich schließlich Nachkäufe, Verkäufe und die Aussetzung von Sparplänen kombiniert, um die Portfolioaufteilung nach mehreren Monaten zumindest annähernd wiederherzustellen. Systematischer Vermögensaufbau sieht anders aus.

Das Märchen von der Liquidität
ETFs sollen angeblich eine besonders liquide Kapitalanlage sein, da die Anteile zu jeder Zeit an der Börse gehandelt werden können. So einfach ist das aber nicht. Denn es muss zwischen der Handelbarkeit des ETF und seiner zugrundeliegenden Wertpapiere unterschieden werden. Um bei ETF-Verkäufen in größerem Umfang die Forderungen der Anleger erfüllen zu können, muss ein Fonds unter Umständen unterliegende Wertpapiere verkaufen. Wenn diese nun aber illiquide sind, z.B. kleinere Werte oder Anleihen, könnte es beim ETF-Handel auch zu Problemen kommen. Ich musste jedenfalls erleben, dass vom Auftrag an die Depotbank, einen ETF zu verkaufen, bis zur Ertragsgutschrift auf dem Konto volle sechs Tage vergehen können! Dabei gehen zwischenzeitliche Kursschwankungen auf mein Risiko. Deshalb teile ich die Meinung des Großinvestors Carl Icahn, der Blackrock als gefährliche Firma bezeichnete und sagte: "Sie verkaufen Liquidität, aber es gibt keine Liquidität."

Mein Fazit
Am Ende musste ich mir eingestehen, dass das ETF-Portfolio für mich eine Ansammlung undurchschaubarer Finanzkonstrukte darstellt, dazu noch zeitaufwändig, fehleranfällig und teuer in der Überwachung. Nach fünf Jahren hatte ich eine Rendite von gerade mal 3,4% p.a. erzielt - vor Steuerabzug. Darum habe ich mich entschieden, alle ETFs zu verkaufen. Von den Erlösen plane ich, einen Teil als Rücklage auf dem Tagesgeldkonto liegen zu lassen und den Rest Monat für Monat in Dividendenaktien zu investieren.
 

Quelle: armercharlie

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