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Sharewise-Sentiment, Inkonsistente Finanzpolitik der USA


 

 

SENTIMENTDATEN
Stand 21.11.

ANALYSTEN    
Empfehlungen (Anzahl Empfehlungen) Kaufen Verkaufen
September (781) 60% 40%
Oktober (541) 57% 43%
November (223) 50% 50%
Häufigste Kaufempfehlung Häufigste Verkaufsempfehlung
United Internet Hypo Real Estate
Enterprise Inns Conergy
MITGLIEDER:  
Häufigste Kaufempfehlung  Häufigste Verkaufsempfehlung
Solarworld Bank of America
Kloeckner General Motors
Bullen/Bären Index  
Aktuell 35% Bullen (-15%)  
Bisheriges Tief war Anfang Oktober, bei 41% Bullen  

Heute Hü, morgen Hott. So kann man keine Stabilität in die Finanzmärkte bringen. US-Finanzminister Hank Paulson jedoch scheint das nicht verstanden zu haben. AIG wird gerettet, Lehman Brothers nicht. Kein Mensch versteht, warum dem einen geholfen wurde und dem anderen nicht. Das 700 Mrd. USD Rettungspaket peitscht er durch den Kongress ohne einen glaubwürdigen Plan für dessen Verwendung vorzulegen. Am Ende gesteht er zu, die Mittel nur für die Stabilisierung des Immobilienmarktes zu verwenden, nutzt sie dann jedoch dazu, um Banken Kapitalspritzen zu verabreichen. Egal, ob sie dieses Kapital brauchen oder nicht. Die Bank of Amerika weiß nun nichts Besseres damit zu tun, als die Milliarden in eine Chinesische Bank zu stecken. Schwachsinn! Denn eigentlich warten die Amerikaner darauf, dass die Chinesen einige Milliarden in die maroden US-Banken stecken - nicht umgekehrt.

Die jüngste Entscheidung Paulsons reiht sich in diese Planlosigkeit nahtlos ein: Nachdem er 400 Mrd. USD des Rettungspakets aufgebraucht hat, setzt er seine Hilfen aus. Die verbleibenden 300 Mrd. USD solle dann die Obama-Administration verpulvern.

Also: Im Oktober war es nach Aussage von Paulson noch eine Frage von Stunden, in der die Milliarden benötigt wurden, um das Kollabieren des Weltfinanzsystems zu vermeiden. Nun, wo die Citigroup bald insolvent ist, will er die genehmigten Rettungsmittel für zwei Monate einfrieren.

Ich weiß, es wird wieder Kritik hageln, wenn ich meinem Unmut Luft mache. Aber dennoch: Ein größeres Stümpertum, ein schlechteres Krisenmanagement, eine verzerrtere Wahrnehmung der Realität als bei dieser Bush-Administration kann ich mir nicht mehr vorstellen.

Ich kann aus diesem Wendehalsverhalten nur eine Schlussfolgerung ableiten: Auf dem G20 Treffen haben die 19 Nicht-USA-Nationen klar jede Hilfe für die USA abgelehnt. Natürlich wird das nicht veröffentlicht, sondern es wird nun eine möglichst langsame Zerstörung der Wirtschaft der USA herbeigeführt.

Oder, um es etwas detaillierter anzugehen: Die USA haben auf dem G20-Treffen die Welt angefleht, durch Zinssenkungen in Europa und in China, durch weitere Verwendung der Währungsreserven für den Kauf von US-Staatspapieren und am liebsten sogar durch Direktinvestitionen in den USA das US- Finanz- und Wirtschaftssystem zu stützen. Die G19-Länder werden jedoch geantwortet haben, dass jeder seinen eigenen Haushalt in Ordnung bringen wird, selbst wenn dadurch der US-Dollar kollabieren sollte.

Und nun kommt die Frage aller Fragen: Die Frage, die einst die CDU von der SPD unterschied, die Frage, die heute noch die US- Republikaner von den US-Demokraten unterscheidet: Lässt man das System, das dem Untergang geweiht ist, schnell kollabieren, um anschließend etwas Neues aufzubauen, oder sucht man den langsamen, sozialverträglichen Übergang und kämpft ewig mit den alten Strukturen?

Präsident Bush wählt den Weg des schnellen Kollaps. Augenscheinlich nimmt er dafür sogar in Kauf, die Autoindustrie aus dem Land zu jagen. Und es drängt sich mir der Eindruck auf, dass Bush die schnelle Marktbereinigung (sprich Kollaps) noch in den letzten Tagen seiner Amtszeit auf den Weg bringen will, weil er in Präsident Obama einen Vertreter der seiner Ansicht nach falschen Strategie sieht. Obama als Demokrat würde als erstes die Big 3, die drei großen Autokonzerne aus Detroit (GM, Ford, Chrysler) retten und somit jahrelang strukturelle Probleme provozieren.

Verschwörungstheorie, politisches Taktieren, persönliche Rachefeldzüge, all solche Gründe unterstellt man Bush. Aber ich habe mir abgewöhnt, solch niedere Beweggründe für so mächtige Entwicklungen verantwortlich zu machen. Bush ist meiner Ansicht nach noch immer überzeugt von der Richtigkeit seiner Strategie. Er wurde in einer Epoche wirtschaftlicher Stabilität aufgezogen und lernte Krisen stets als Chance, als bereinigenden Prozess, aus dem etwas Neues, Besseres erwuchs, kennen. Er wird diesen Weg weitergehen und stets erst kurz vor dem Kollaps mit den notwendigsten Mitteln eingreifen.

Heute ist nun die Citigroup dran: In den vergangenen Wochen hat die Citigroup 20 Mrd. USD von Privatinvestoren erhalten und weitere 25 Mrd. USD aus dem Rettungspaket von Hank Paulson. Heute wird das Unternehmen nur noch mit einer Marktkapitalisierung von 25 Mrd. USD bewertet. Bei einem Aktienkurs von 5 USD hat der Saudische Prinz Alwaleed Bin Talal Bin Abdulaziz Al Saud für 350 Mio. USD Aktien der Citigroup gekauft. Prinz Alwaleed hatte schon 1990 Citigroup Aktien für 5 USD gekauft und stieg mit dem anschließenden Aufstieg der Citigroup zu einem der reichsten Menschen der Welt auf. So sollte man meinen, dass sein gestriger Einstieg für Vertrauen sorgt. Doch weit gefehlt: Der Kurs von Citigroup sackte deutlich unter 5 USD.

Gestern haben sich die drei Konzernchefs der Big 3 in Washington D.C. vor dem Kongress eingefunden. Sie bettelten um staatliche Hilfen, da andernfalls ihre Konzerne vor der Insolvenz stünden. GM steht derzeit am wackeligsten da: Selbst eine Insolvenz von GM würde Millionen von Jobs vernichten, da die Big 3 zu 60% auf die gleichen Zulieferer bauten und die Zulieferindustrie würde mit nur zwei Abnehmern nicht überleben können. "Too big to fail" geisterte in den Medien herum "zu groß, um sie in Konkurs gehen zu lassen".

Die Hoffnungen der drei CEOs wurden zerschmettert, als sie gefragt wurden, wie sie aus Detroit angereist seien: Per Privatjet. Der Flug kostet rund 20.000 USD. Alle drei kommen aus Detroit, es ist ihnen aber nicht eingefallen, sich einen Jet zu teilen. Jeder nahm einen eigenen. "Warum?" wurde gefragt, "das sei so üblich" war die lapidare Antwort.

Sie wurden darüber aufgeklärt, dass ein Flug erster Klasse lediglich 1.000 USD koste und dass in schweren Zeiten das Management mit gutem Beispiel voran gehen müsse. So folgte die Frage, wer der drei nun erwägen würde, den Firmenjet zu verkaufen: Niemand.

Bei solchem Sparwillen kann man vom Kongress nicht erwarten, 25 Mrd. USD Steuergelder geschenkt zu bekommen, um diesen Missstand am Leben zu halten. Die drei wurden nach Hause geschickt mit dem Auftrag, ein Konzept zu erstellen, wie sie sich besser für die Zukunft wappnen wollen. Anfang Dezember dürfen sie wieder vorsprechen.

Der Dow Jones ist inzwischen auf neue Tiefstände gefallen, sogar die Tiefs aus dem Jahr 2003 wurden gestern unterschritten. Der DAX hingegen notiert noch immer deutlich über den damaligen Tiefständen, sogar das Tief von Mitte Oktober hält noch. Schauen Sie sich dennoch die verheerende Wochenperformance im Überblick an:
 

INDIZES                20/11/08
Dow Jones
7,552     
-14.5%
DAX 
4,220
-9.2%
Nikkei
7,703
-6.5%
Euro/US-Dollar
1.252
-1.4%
Euro/Yen
119.03
-3.5%
10-Jahre-US-Anleihe
3.14%
0.7
Umlaufrendite Dt
3.26%
-0.2
Feinunze Gold USD
$755.90
3.7%
Fass Crude Öl USD
$49.65
-15.9%


Die Angst ist groß. Der Goldpreis ist das einzige Plus in unserer Übersicht: Der sichere Hafen wird gesucht. Die fallenden Renditen auf dem Anleihemarkt zeigen, dass auch dieser sichere Hafen gesucht wird: Steigende Anleihenpreise durch größere Nachfrage führen zu fallenden Renditen.

Ich unterscheide stets drei Gruppen von Marktbetrachtern: Fundamentalisten, Techniker und Sentiment-Analysten. Alle drei Gruppen haben in den vergangenen Monaten viel Geld verloren. Der Grund: Liquidationsverkäufe ohne Rücksicht auf irgendeinen dieser drei Ansätze.

take share, Ihr Börsenschreibel

Stephan Heibel


 

Ich bin als Börsenprofi seit über 20 Jahren erfolgreich als Börsenbrief Autor aktiv. Ich gebe mit meinem Heibel-Ticker einen wöchentlichen Einblick in die aktuelle Finanzwelt. Privatanleger profitieren von meinen verständlichen Analysen, fundierten Kenntnissen und meiner unabhängigen Meinung. Ich analysiere international, biete diversifizierte Empfehlungen und arbeite stets aktuell und druckfrisch.

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