Netflix: Der Expansionsdrang trägt erste Früchte

Der US-amerikanische Videostreaming-Dienst Netflix Inc. legte am 20. Januar Zahlen vor, die zahlreiche Börsianer überraschten. Das Unternehmen aus Los Gatos in Kalifornien konnte seinen Nettogewinn auf Jahressicht mehr als verdoppeln und auch die Kundenzahl konnte nennenswert gesteigert werden.

Im Oktober 2014 kam die Aktie von Netflix noch deutlich unter Druck, als die Zahlen zum dritten Quartal den Erwartungen von Analysten und Anlegern nicht gerecht wurden. Gut 25 Prozent ging es damals nach unten. Jetzt springt der Wert nach der Bekanntgabe der Ergebnisse des vierten Quartals wieder deutlich an.

Im vierten Quartal des vergangenen Geschäftsjahres konnte der Streaming-Service den Nettogewinn auf 83,4 Millionen Dollar steigern und damit im Vergleich zum Vorjahresquartal (48,4 Millionen Dollar) fast verdoppeln. Auf Jahressicht stieg der Nettogewinn von 112,4 Millionen Dollar auf 266,8 Millionen und damit um 137 Prozent.

Basis für den Gewinnanstieg ist eine Ausweitung der Umsatzerlöse von 4,4 Milliarden Dollar im Jahr 2013 auf 5,5 Milliarden Dollar im Jahr 2014. Erfolgreicher als dies nach den Zahlen vom September noch zu erwarten gewesen war, konnte Netflix seinen Kundenstamm im Geschäftsjahr 2014 ausbauen. Insgesamt verzeichnete Netflix im Jahr 2014 einen weltweiten Zuwachs von 13,04 Millionen Kunden auf nun insgesamt 57,39 Millionen Kunden.

Dabei fand der Ausbau der Beziehungen insbesondere im internationalen Bereich statt. Außerhalb der USA konnte das Streaming-Unternehmen seinen Kundenstamm von 10,93 Millionen auf 18,28 Millionen erweitern. Zu 56 Prozent entfällt das Kundenwachstum damit inzwischen auf den internationalen Bereich.

Und das Unternehmen hat sich hohe Ziele gesetzt. Bereits für das erste Quartal 2015 prognostiziert Netflix ein Wachstum auf 61,44 Millionen Kunden. Treiber soll dabei eine ausgeprägte Expansionsstrategie sein, die Firmengründer und CEO Reed Hastings verfolgt. Innerhalb von zwei Jahren will das Unternehmen, das aktuell in ca. 50 Ländern vertreten ist, rund 150 weitere Länder für seinen Markt erschließen. Dabei soll auch der als sehr lukrativ erachtete Markt in China bedient werden, zunächst jedoch mit moderaten Investitionen, wie Hastings gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg betonte.

Als kostenintensiv erweist sich derzeitig der Fokus auf Eigenproduktionen. 2011 begann Netflix dieses Segment aufzubauen, um zusätzliche Erlöse zu erzielen. Im Jahr 2015 soll nun die Stundenzahl an eigenen Produktionen verdreifacht werden. Ein Ansatz, der den Etat belasten wird, denn das Budget für dieses Segment ist innerhalb eines Jahrs um 2 Milliarden Dollar auf nun 9,5 Milliarden Dollar gestiegen, ohne das ein unmittelbarer Nutzen zu erkennen ist. Zwar werden Serien wie das Erfolgsformat „House of Cards“ gern gesehen, bislang zahlen die Kunden jedoch nicht extra dafür.

Auch die Auslandsexpansion wird Gelder verschlingen, zwar ist hier das Wachstumspotenzial am größten, gleichzeitig sind aber auch die Risiken höher. Im Auslandsbereich verzeichnet Netflix seit Jahren Verluste. Im Jahr 2014 war es trotz gestiegener Kundenzahlen immer noch ein Minus von 160 Millionen Dollar allerdings nach einem Minus von 274 Millionen Dollar im Vorjahr