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Mein gestriges Brexit-Déjà-vu-Erlebnis


Lieber Investor,

nun ist sie also gelaufen die US-Präsidentenwahl und gewonnen hat der Kandidat, den viele schon in den Vorwahlen der Republikaner als hoffnungslosen Fall angesehen und damit schnell abgeschrieben haben. Doch Amerikas Wähler haben anders entschieden, Donald Trump wird der nächste Präsident der Vereinigten Staaten. Ob diese Entscheidung für Amerika und die Welt eine gute sein wird, muss sich in den kommenden vier Jahren zeigen. Das soll heute nicht das Thema sein. Ich möchte Ihre Aufmerksamkeit vielmehr auf die Kursverluste legen, mit denen die Börsen weltweit gestern Morgen auf die Nachricht reagiert haben. Um sie zu verstehen, muss man wissen, dass die Börsianer sich schon recht früh auf einen Sieg Hillary Clintons festgelegt hatten. Ihre Politik sei berechenbarer, hieß es, und da die Börse Unsicherheit hasst und Donald Trump sich im Wahlkampf mehrmals frei nach Konrad Adenauer nicht um sein Geschwätz vom Vortag gekümmert hatte, wurde seine Präsidentschaft eher gefürchtet als herbeigesehnt. Nun ist das Unfassbare geschehen und die Kurse gaben wenig überraschend stark nach. So weit, so erwartbar. Doch was dann geschah, war bemerkenswert. Das Tief wurde im Grunde vorbörslich gebildet. Am besten lässt es sich noch an den Devisenkursen ablesen. Der Euro kletterte beispielsweise gegenüber dem US-Dollar kurz nach sechs Uhr auf sein Tageshoch.

Ausverkauft und verraten

Der DAX markierte sein Tief gleich um acht Uhr zum Beginn der Vorbörse. Gegenüber dem nachbörslichen Abendhoch wurden mehr als 450 Punkte verloren. Ein König, wer den Mut hatte, an dieser Stelle Long zu gehen und auf steigende Kurse zu setzen, denn von diesem Punkt an ging es stramm aufwärts – zumindest für die nächsten drei Stunden. Viele Privatanleger werden den Anstieg nicht mit eigenen Investments begleitet haben, und wenn, dann vermutlich auf der falschen Seite, denn einige Emittenten verkauften in den ersten Handelsstunden nur Short-Zertifikate. Erst nach zehn Uhr besserte sich die Lage und auch Long-Zertifikate waren wieder im Angebot. Aber da war der Anstieg vom Tief größtenteils schon gelaufen. Tags zuvor konnte man noch relativ bequem auf steigende Kurse setzen. Da waren allerdings die Short-Zertifikate das Problem und in bester DDR-Tradition zeitweilig nicht im Angebot, weil „ausverkauft“. Was an Zertifikaten gekauft werden konnte, erfuhr jedoch eine deutliche Ausweitung des Spreads. Als Anleger fühlte man sich da, abgesehen nasskalten vom Wetter, irgendwie an den späten Juni erinnert. Auch am Tag vor der Brexit-Abstimmung waren die Spreads stark ausgeweitet worden, und bevor das Ergebnis publik wurde, war es zeitweilig nicht möglich, mittels Zertifikaten auf fallende Kurse zu setzen. Das änderte sich erst, nachdem das negative Ergebnis feststand und der DAX einen Absturz von fast tausend Punkten hinter sich hatte. Dann wurden jedoch schlagartig die Käufe von Calls zum Problem.

Viel Hektik um nichts?

Nicht nur die stark erweiterten Spreads und die zeitweilige Nichtverfügbarkeit von Zertifikaten rücken den gestrigen Handelstag in eine auffällige Nähe zum 24. Juni 2016. Auch der Umgang mit dem von der Masse nicht erwarteten Ergebnis weist auffällige Parallelen auf. Ein Ja der Briten zum Brexit war von der Börse ebenso wenig erwartet worden wie das Votum der amerikanischen Wähler für Donald Trump. Dass die auf dem falschen Fuß erwischen Anleger nicht lange überlegten und ihre Positionen fluchtartig räumten, darf uns nicht verwundern. Die Kursverluste nach dem Bekanntwerden der Entscheidung waren deshalb vollkommen normal. Was nicht so recht ins Bild passen will, ist die Schnelligkeit, mit der sie anschließend wieder aufgeholt wurden. Beim Brexit dauerte die Aufholjagd eine gute Woche, dann stand der DAX wieder auf jenen Ständen, auf denen er vor dem Abstimmungstag notiert hatte. Gestern ging es noch schneller. Da blieben nach nicht einmal vier kurzen Stunden nur noch Verluste von 50 bis 100 Punkten gegenüber dem Vortag. Mit derart „großen“ Abschlägen kann der Markt auch an einem ganz normalen Tag aus dem Handel gehen. War also wirklich nichts geschehen? Gab es nach zwei Stunden der Gewissheit, dass Donald Trump der neue Präsident der USA wird, für die Anleger wirklich nichts mehr zu fürchten?

Volatilität als Krankheitssymptom

Wenn dem so war, warum war dann der Markt noch am Montag mit einem fast 200 Punkte umfassenden Jubel-Gap in den Handel gestartet und hatte das hohe Niveau anschließend den ganzen Tag lang tapfer verteidigt? Lag es wirklich daran, dass das FBI seine Ermittlungen gegen Hillary Clinton in der E-Mail-Affäre eingestellt hatte? Dass auf scharfe, vielleicht auch etwas überzogene Kursbewegungen Korrekturen folgen, ist an der Börse durchaus normal. Ein wenig Grundvolatilität ist ebenfalls wünschenswert. Aber sind es noch diese Exzesse? Erst fürchtet man mit dem Brexit den Untergang des Welthandels und der freien Marktwirtschaft und eine Woche später ist wieder alles in Ordnung und fünf Monate später schlottern allen nur für drei kurze Stunden massiv die Knie, weil Donald Trump zum neuen Präsidenten gewählt wurde. Danach ist wieder alles fast so wie früher mit dem einen Unterschied, dass wir selbst heute noch nicht wissen bzw. abschätzen können, welche Folgen der Brexit für die EU und Großbritannien wirklich nach sich ziehen wird, und wie sich Donald Trump als Präsident geben und auf die Krisen seiner Präsidentschaft reagieren wird, das wissen wir auch nicht. Wenn ein geschichtliches Ereignis wie im Juni die Brexit-Abstimmung oder vorgestern die US-Präsidentenwahl wirklich eine Gefahr darstellt, dann verschwindet diese nicht wieder nach Tagen oder Stunden von der Bildfläche. Mit anderen Worten: Entweder waren die Kursverluste überzogen und hysterisch oder die auf sie folgenden Anstiege sind fundamental nicht begründet und damit fehl am Platz.

Eingeholt vom Unvorstellbaren

Egal, wie man diese Frage beantwortet, die gestiegene Extremvolatilität ist kein gutes Zeichen. Sie steht nicht für psychologisch stabile Marktteilnehmer, die Chancen und Risiken angemessen analysieren können, sondern für eine nervöse Herde, die je nach Lust und Befindlichkeit, schlagartig die Richtung wechselt. Damit wird unbewusst eine Schwäche unseres aktuellen Finanzsystems deutlich. Der Börsenhandel reflektiert nicht mehr die Entwicklung der Wirtschaft und versucht sie angemessen vorwegzunehmen, sondern er verkommt zu einer kurzfristigen Zockerei, bei der in immer schnellerer Folge neue Säue durchs Dorf getrieben werden und die realen Hintergründe einer Entwicklung immer weniger interessieren. Solche Phasen der Abgehobenheit und Weltfremdheit kennzeichnen in der Regel nicht den Beginn, sondern das Ende von Entwicklungslinien und Systemen. Unabhängig von der Frage, ob die gestrigen Kursverluste zum Handelsstart berechtigt waren oder nicht, zeigt allein ihre Existenz, wie anfällig und krank unsere Finanzwelt geworden ist. Dass die Briten tatsächlich aus der EU austreten werden, konnten sich im Frühling viele Anleger nicht vorstellen, dass die Amerikaner Donald Trump im November zu ihrem Präsidenten wählen, bis gestern auch nicht. Dass unser Geld und Finanzsystem dem Untergang geweiht ist, ist ebenfalls für viele eine Horrorphantasie, die völlig außerhalb ihrer Vorstellungswelt liegt. Warum eigentlich? Und was mag erst passieren, wenn diese Vorstellung eines Tages einmal Realität werden sollte?

Ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Handelstag und grüße Sie herzlich

Ihr

Bernd Heim

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Ein Gastbeitrag von Dr. Bernd Heim.

Herzliche Grüße

Ihr Robert Sasse


Quelle: Robert Sasse

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