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Die Büchse der Pandora


Es ist eine Tatsache, dass viele Staaten enorme Schulden angehäuft haben. Und es ist weiter eine Tatsache, dass diese Schulden nicht von heute auf morgen abgebaut werden können. Bei manchen Staaten stellt sich die Frage, ob diese überhaupt aus eigener Kraft, ohne Schuldenerlass, abgebaut werden können.

In einer gesunden Volkswirtschaft wird es immer Phasen mit hohem und Phasen mit niedrigem Wachstum geben. Da bei einem hohen Wachstum die Nachfrage nach Produkten stärker ist als das Angebot, werden die Preise steigen und somit eine Inflationäre Tendenz  erzeugen.

Während bei einem schwachen Wachstum die Nachfrage nach Produkten geringer ist als das Angebot, wird somit eine Deflationäre Tendenz erzeugt.

Das beste Mittel um dem entgegen zu wirken oder dies auszugleichen, ist ein anheben oder senken der Zinsen. Vorgegeben von der Zentralbank als Leitzins für die Banken.

In einer Hochkonjunkturphase wird die Zentralbank also die Leitzinsen anheben, um so einer Überhitzung der Konjunktur und einem Ausufern der Preissteigerung, Herr zu werden. Der Konsum wird durch höhere Zinsen gedämpft, da der Konsument zum Einen, höhere Zinsen für seine Kredite bezahlen muss und dies auf die Dauer nicht finanzierbar ist. Zum Anderen erhält der Konsument höhere Zinsen für seine Spareinlagen und wird somit zum Sparen animiert. Beides senkt die Ausgaben des Konsumenten und reguliert wiederum das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage.  Die Aufgabe der Zentralbank ist es nun, rechtzeitig die Zinsen wieder zu senken, um das nun entstehende Überangebot an Waren und die damit verbundenen Preisreduktionen wieder auszugleichen. Denn sinken die Zinsen und fallen die Preise für Konsumgüter, ist der Konsument wieder bereit anstehende Anschaffungen zu tätigen. Mittels Sparreserven und Krediten.

Dass dies aber nicht immer so perfekt funktioniert, beweist die Vergangenheit. Wirkt man in einem konjunkturellen Aufschwung, mit einer Zinsanhebung zu früh entgegen, würgt man den Wirtschaftaufschwung ab und es kann zu einer Depression mit deflationären Zinsgebärden kommen. Reagiert man zu spät, kommt es zu einem Ausufern der Preissteigerung und man spricht von einer Inflation, einer galoppierenden Inflation oder einer Hyperinflation. Letzeren Folgt meist ein Staatsbankrott und eine Währungsreform. Auch andere Faktoren, wie einer falschen Wirtschaftpolitik, Verknappung von Rohstoffen, Kriegen, etc. führen zu Verwerfungen in der Volkswirtschaft.

2008 krachte ein solches Blasengebilde zusammen. Nach jahrelangen Schaffen von Eigentum auf Pump, also Finanzierungen von Eigenheimen durch fremdes Kapital, entstand ein Übergewicht in der Nachfrage nach Immobilien. Was wiederum zu übertriebenen Preissteigerungen bei Häusern, Eigentumswohnungen, Bürogebäuden, etc. führte. Um dem noch eines darauf zu setzen, schufen gewiefte Finanzjongleure für diese Finanzierungen, eine „Büchse“ Namens „Pandora“.  Es wurden einfach gesicherte Immobilien und ungesicherten Immobilien in eine Büchse geworfen, vermischt und nach der mathematischen Formel „plus und minus“, ergibt „plus“ mit einem AAA Rating versehen. Die Folgen kennt man.

Diesmal wurden aber nicht die Zinsen erhöht, sondern das Kapital wurde entzogen.

Zahlreiche Banken gerieten in Schieflage. Nach dem immer mehr Schuldner den Forderungen der Gläubiger nicht mehr nachkommen konnten, sahen diese sich gezwungen oder wurden dazu gezwungen ihre Immobilien zu Veräußern.  Ich denke, den Gläubigern (Banken) war dies auch klar, dass es so kommen wird. Zur ihrer Sicherheit hatten sie ja die Immobilien. Nur das es zu einem kompletten Zusammenbruch des Immobilienmarktes und dem Sturz der Preise ins Bodenlos kommt, damit hatten sie nicht gerechnet. Jetzt kamen auch die Banken in Zahlungsschwierigkeiten. Ihre Sicherheiten waren nichts mehr Wert. Die „Büchse der Pandora“ war geöffnet.

Nur ein massiver Eingriff von staatlicher Seite, konnte einen totalen Zusammenbruch des Finanzsystems verhindern. Aber auch die meisten Staaten hatten über  Ihre Verhältnisse gelebt und gerieten durch die massive Unterstützung der Banken und der Wirtschaft, selbst in Misskredit.  Ein Verschuldungsgrad von mehr als 100% des BIP, ist keine Seltenheit mehr.

Eine Zinssenkung um die Wirtschaft wieder anzukurbeln hilft nicht mehr. Es fehlt an Kapital, sowohl in der Industrie, wie auch dem Staat, als auch dem Konsumenten. Der Staat muss sparen, um das Haushaltsdefizit in den Griff zu bekommen. Das Wirtschaftswachstum sinkt wieder und wir schlittern wieder in eine Rezession. Diesmal aber noch tiefer, da den meisten Staaten das Geld fehlt, um der Wirtschaft wieder auf die Beine zu helfen. Die erwachten Spekulanten verschärfen dies. Die Volkswirtschaft ist Ihrer Grundsätze entmachtet.

Würde es sich hierbei um einen einzelnen Staat handeln, könnte dieser nun gezielt die Inflation ankurbeln, um dadurch eine Abwertung der Währung in Gang zu setzten, die wiederum die Schulden verringert und somit wieder Geld für die Wirtschaft zur Verfügung stellt und das entgleiste Wirtschaftsgefüge wieder ins Lot bringt.

Handelt es sich aber um mehrere Staaten, die unterschiedlich stark verschultet sind, ein unterschiedlich hohes Wirtschaftswachstum haben oder sich gar in einer Rezession befinden und obendrein noch die gleiche Währung benutzen, wie es im Euroraum der Fall ist, scheiden herkömmliche Lösungsmuster aus.

Ein Ausschluss hoch verschuldeter Staaten, von der gemeinsamen Währung, ist nicht möglich, da ein Schuldenschnitt für die Betroffenen Staaten und somit einem Verzicht auf einen Großteil der Forderungen der Gläubiger, nicht machbar ist. Ein Zurück in ihre alte Währung, um diese dann massiv abzuwerten, würde das Ganze noch Verschlimmern, da die Schulden im Euro gemacht wurden und auch bleiben. Einen Schuldenschnitt für einen kleineren Staat wie Griechenland, würden die Banken vermutlich verkraften aber keinen Schuldenschnitt für mehrere Staaten. Somit scheidet dieses Scenario aus.

Eine weitere und ich denke die sinnvollste Lösung, ist die schon öfter diskutierte Finanz-Transaktion-Steuer.

Befürworter einer Finanztransaktionssteuer versprechen sich erhebliche Steuereinnahmen ohne größere Verzerrungen in der realen Wirtschaft auszulösen.[7] Nach Schätzung des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO) z. B. lägen die Einnahmen, bei einem Steuersatz von 0,05 Prozent auf alle Finanztransaktionen, in Deutschland zwischen 0,7–1,5 Prozent des BIPs, in der EU zwischen 0,9–2,1 Prozent des BIPs.[8] In Deutschland wären dies rund 17 bis 36 Milliarden Euro, für die gesamte EU etwa 110 bis 250 Milliarden Euro. (Datenquelle: Wikipedia mit weiteren Bezugsquellen)

Die Einnahmen für Deutschland entsprechen in etwa dem Zinsaufkommen für die Staatsschulden und würden die jährlichen Steuereinnahmen um 7–15% erhöhen. Bedauerlicherweise, um diesen Beschluss durchzubringen, würden diese Einnahmen aber nicht auf dem Rücken der breiten Bevölkerungsmaße sondern gerechterweise bei jenen, die diese Misere verursacht haben, ausgetragen. Europaweit könnte mit solch einem Beschluss, die Verschuldungen der einzelnen Staaten deutlich reduziert werden, ohne das Wirtschaftwachstum abzuwürgen.

Es gibt aber noch eine Möglichkeit die Schulden im Euroraum zu reduzieren, auch wenn es etwas schmerzlicher für jeden einzelnen ausfallen würde. Aber es könnte helfen.

Ich möchte zuvor noch kurz zusammenfassen. Der Euro als gemeinsame Währung hat seinen Mitgliedern und damit zum Wirtschaftwachstum in der Eurozone beigetragen. Und ich meine in den Kernländern die immer schon eine recht stabile Währung gehabt haben, stärker, als in den südlichen Staaten, die heute mit enormen Staatsdefiziten kämpfen. Zum Teil auch mit verursacht durch die starke Währung, den Euro. Der Euro hat seit seiner Einführung, im Vergleich zum USD, auch heute noch stark an Wert gewonnen. Die meisten südlichen Mitgliedsstaaten der Eurozone, waren und sind es noch immer nicht gewöhnt, mit einem harten Wechselkurs und geringer Inflation umzugehen. Die Einnahmen haben mit den Ausgaben nicht Schritt gehalten. Das Staatsdefizit ist explodiert.

Jetzt kommen wir zum Kern. Die nördlichen Mitgliedsstaaten haben jahrelang von den südlichen Mitgliedsstaaten profitiert. Jetzt steht es an, etwas zurück zu geben. Greifen wir nochmals das Beispiel der Schuldenreduktion, des zuvor beschriebenen einzelnen Staates, mit Hilfe einer induzierten Inflation auf. Wir müssen den Euroraum als ein Ganzes Betrachten und nicht zu Versuchen einzelne Staaten, die nicht mehr ins Konzept passen oder lästig geworden sind, ausgrenzen zu wollen. Die USA hat es uns in den letzten Jahrzehnen immer wieder vorgeführt. Gelddrucken und dadurch den USD abwerten und somit die Schulden reduzieren.

Die EZB druckt Geld und führt die Eurobonds ein. Was passiert?

1. Die Zinslast der in Bedrängnis geratenen Staaten wird auf ein erträgliches Niveau sinken mit dem Beigeschmack, das die Zinsen in den besser gestellten Staaten steigen werden. Wir haben einen Mittelwert geschaffen, zum Vorteil der Schwächeren und zum Nachteil der Stärkeren. Die Machenschaft der Ratingagenturen wird ausgeschaltet.

2. Durch das Anwerfen der Druckerpresse wird der Euro unter Druck geraden und gegenüber anderen Währungen abwerten. Importe in den Euroraum werden teurer und Exporte werden günstiger. Es wird zum Einen die Inflation geschürt und zum Anderen das Wirtschaftswachstum angekurbelt und nicht wie es bei Sparmaßnahmen der Fall ist, gebremst. Spekulationen auf einen fallenden Euro, würden reduziert bis ausgeschlossen werden, da eine immer stärkere Abwertung des Euro, ein immer stärker werdendes Problem für alle anderen Staaten darstellen würde. Der Euroraum verfügt über eine ausgedehnte landwirtschaftliche Bewirtschaftung und könnte so die Grundbedürfnisse der Bevölkerung, durch Binnenerzeugung, zu moderaten Preisen sichern. Rohstoffe hingegen würden sich verteuern, genauso wie die meisten Importgüter aus ZB. der Elektronikindustrie, wie Handy, Notebook, Fernseher, etc. Seien wir uns einmal Ehrlich, benötigen wir jedes halbe Jahr oder Jahr, ein neues Handy oder immer die neuesten Elektronikartikel?

Dieser Weg schließt aber eine verstärkte, gemeinsame europäische Wirtschaftpolitik mit ein.

3. Anrainerstaaten der europäischen Währungszone werden unter Druck geraten, da ein wirtschaftliches Ungleichgewicht entsteht. Staaten wie Großbritannien, die immer strikt gegen eine Finanztransaktionsteuer waren, werden gezwungen sein dieser zuzustimmen. Die europäische Wirtschaftsgemeinschaft kommt zu ihren Durchbruch und kann die „Büchse der Pandora“ wieder schließen. Zumindest in Europa. Jetzt kann auch nochmals neu über eine Reform der Mitgliedschaft zur europäischen Währungsunion nachgedacht werden.

Fazit: Nur die Gemeinschaft und nicht der Einsame, kann etwas bewirken.

(Frei nach Tirom, 24.11.2011)

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