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Banco Espírito Santo: Gerettet aber von den Kurszetteln gelöscht!


Mit einem entschiedenen Schritt hat die portugiesische Regierung die angeschlagene Banco Espírito Santo S.A. (BES) gerettet. Allerdings mit der Konsequenz, dass das Institut nicht mehr in der alten Form weiterbesteht.

Um den Sorgen vor einer möglichen neuen Bankenkrise, hervorgerufen durch das Taumeln von Portugals größter an der Börse notierten Bank, möglichst schnell entgegenzutreten, hat Portugal am Wochenende eine rasche Finanzhilfe in Höhe von 4,9 Milliarden Euro für das Institut beschlossen. Die portugiesische Zentralbank gab diesen Schritt in der Nacht zum Montag bekannt. Verbunden mit der Rettungsaktion ist allerdings die Übernahme und Aufspaltung des krisengebeutelten Instituts.

Der rigoros umgesetzte Plan zur Rettung sieht vor, die faulen Kredite und Geschäfte der BES in eine „Bad Bank“ auszulagern. Der verbliebene Teil soll unter dem Namen „Novo Banco“ die Bankgeschäfte ab Montag ganz normal weiter führen. Nach Aussage des Gouverneurs der portugiesischen Zentralbank, Carlos Costa, der die Maßnahme verkündete, sollen Kunden, Einlagenbesitzer aber auch der Staat keine Einbußen erleiden. In die Bilanzen der „Novo Banco“ werden alle Kundeneinlagen, Kredite mit normalen Risiko und rentablen Aktiva übernommen. Das neue Institut, das auch die Mitarbeiter und materiellen Ressourcen der alten Bank übernimmt, soll alle bestehenden Geschäftsbeziehungen und Aktivitäten im In- und Ausland aufrechterhalten.

Die Aktionäre werden durch die staatliche Rettungsaktion entmachtet. Vorübergehender Alleinaktionär wird, unter Beaufsichtigung der Zentralbank, der Abwicklungsfonds, über den das Rettungskapital bereitgestellt wird. Später soll durch einen Verkauf der Novo Banco an private Investoren die Finanzhilfe zurückgewonnen werden, die laut Costa als vorübergehender Kredit verstanden werde.

Die BES hatte am vergangenen Mittwoch einen Rekordverlust von 3,57 Milliarden Euro für das erste Halbjahr bekanntgegeben. Mit diesem Verlust wurde der vorhandene Kapitalpuffer vollständig vernichtet. Die Kernkapitalquote sank auf 5 Prozent und damit 2 Prozentpunkte unter den von der portugiesischen Zentralbank vorgeschrieben Wert von 7 Prozent. Die Zentralbank sprach im Zusammenhang mit dem Verlust auch von „rechtswidrigen Handlungen“, die das Institut kurzfristig zu den bestehenden Einbußen noch um weitere 1,5 Milliarden Euro geschädigt hätten.

Costa sieht die Alt-Aktionäre und nachrangigen Gläubiger der Bank in voller Verantwortung für die verbleibenden Risiken, die auf Grund der toxischen Papiere der „Bad Bank“ bestehen. Da die verbliebenen Vermögenswerte sehr wahrscheinlich die möglichen Verluste nicht ausgleichen können, droht den Alt-Aktionären der Banco Espírito Santo S.A ziemlich sicher der Totalverlust. Besonders betroffen wird davon die französische Crédit Agricole sein, die mit einem Aktienanteil von 14,6 Prozent herben Verlusten gegenüber steht.

Das Beispiel der Banco Espírito Santo S.A schlägt ein neues Kapitel in der europäischen Banken-Rettungspolitik auf. Nicht mehr Staat und damit Steuerzahler treten für die Sünden der Kreditinstitute ein, sondern Aktionäre und Anleihegläubiger werden vorrangig zur Kasse gebeten, womit wieder ein Teil des Selbstverständnisses der Kapitalmärkte hergestellt worden ist.

 

Foto By Romazur (Own work) [CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

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Seit 1986 beschäftige ich mich mit Wertpapieren. Dabei habe ich vor allem im Bereich der Derivate eine Menge Erfahrungen sammeln können.

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