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Amazon: Gerät die Strategie jetzt ins Wanken?


Erst vor kurzem hatte der amerikanische Online-Händler Amazon.com Inc. den Umfang seines Deutschland-Geschäftes offenbart und dabei auch Experten überrascht, nun werden die negativen Seiten des Erfolgs diskutiert.

Die von Amazon Anfang im Februar vorgelegten Zahlen zeigen nicht nur die Bedeutung des deutschen Marktes für das US-Unternehmen. Sie belegen auch das rasante Wachstum des Konzerns in Deutschland. Im Jahr 2012 setzte das Unternehmen hierzulande 8,7 Milliarden Dollar oder umgerechnet rund  6,5 Milliarden Euro um. Damit kontrollierte Amazon fast ein Viertel des deutschen  Gesamtumsatzes im Online-Handel, der vom Bundesverband des Deutschen Versandhandels für das vergangene Jahr auf 27,5 Milliarden Euro beziffert wurde. Gegenüber dem Jahr 2011, in dem von Amazon rund 7,2 Milliarden Dollar in Deutschland umgesetzt wurden, konnte der Umsatz um rund 21 Prozent gesteigert werden.  Im Vergleich zum Jahr 2010, in dem 5,3 Milliarden Dollar in Deutschland umgesetzt wurden, bedeutet das sogar eine Umsatzsteigerung um rund 64 Prozent. Um dieses Wachstum zu generieren, hat Amazon in den vergangenen Jahren sein Vertriebsnetz in Deutschland rasant ausgeweitet und betreibt aktuell acht Distributionszentren. Erst im September 2012 eröffnete der Konzern zwei neue Standorte in Koblenz und Pforzheim.

Das schnelle Wachstum offenbart jedoch auch Schattenseiten, denn jetzt gerät der Konzern auf Grund seiner Personalpolitik in die Kritik. Am 13. Februar schreckte eine Reportage der ARD über die Arbeitsbedingungen bei Amazon in Deutschland Kunden und Politiker auf. Der Bericht zeichnet ein bedrückendes Bild der Lebensbedingungen unter denen viele Mitarbeiter ihrer Tätigkeit bei Amazon nachgehen. Amazon beschäftigt in seinen Logistikzentren überwiegend Leiharbeitnehmer. Starke Spitzen, wie sie zum Beispiel insbesondere im Weihnachtsgeschäft  entstehen, werden durch saisonale Stellen abgedeckt, die ebenfalls über Leiharbeitsfirmen gefüllt werden. Dabei wird ein Großteil der Zeitarbeitskräfte im europäischen Ausland insbesondere in Polen und Spanien rekrutiert. Die Vorwürfe der ARD-Dokumentation, die die Arbeitsbedingungen am hessischen Standort Bad Hersfeld skizzierte, waren vielfältig. Überfüllte Unterkünfte, stundenlange Überführungsfahren in Bussen, Schikanen durch Bedienstete der Sicherheitsdienste, schlechtere Bezahlung als versprochen und inkorrekte Abführung der Sozialbeiträge waren Eckpunkte der Reportage.

Die Bedingungen unter denen die Arbeitskräfte beschäftigt werden, dürften Amazon durchaus nicht unbekannt sein. Bereits seit geraumer Zeit kritisiert die Gewerkschaft Verdi den Konzern auf Grund der schlechten Behandlung von Saisonkräften. Zwar reagierte der Konzern jetzt und trennte sich von zwei Dienstleistern, die unter anderem für Unterbringung und Sicherheit von Arbeitnehmern verantwortlich waren, dennoch das Problem wiegt schwerer, denn insgesamt wird die Strategie von Amazon in Deutschland in Frage gestellt. Nicht nur, dass sich jetzt die Politik mit dem Fall Amazon beschäftigt, seit dem Report der ARD kündigen auch viele Kunden in Deutschland ihre Nutzerkonten bei Amazon.

Zwar sind die Kundenproteste noch lange nicht so deutlich wie die Boykottaufrufe gegen den Ölkonzern Shell im Jahr 1995 wegen der geplanten Versenkung der Ölplattform Brent Spar im Atlantik, sie könnten dennoch unangenehm werden, denn mittelfristig könnte ein wesentlicher Marktvorteil von Amazon schwinden. Derzeitig basiert der Erfolg von Amazon zu einem nicht unerheblichen Teil auf der Preispolitik. Niedrige Preise und kostenlose Lieferungen überzeugen ein breites Publikum. Müsste in den Punkten Arbeitsbedingungen, Vergütung und Sozialbeiträge nachgebessert werden, geriete entweder die Marge unter Druck oder die Preise ließen sich nicht mehr halten.

Das Risiko niedrige Gewinne für aggressives Wachstum in Kauf zu nehmen, brachte dem Konzern erst im vergangenen Geschäftsjahr ein Minus von 39 Millionen Dollar ein. Maßgeblich dafür war die Niedrigpreispolitik im Hardwaregeschäft mit Tablets und Lesegeräten der Kindle Familie, die dazu dienen sollte, einen hohen Marktanteil in diesem Segment zu gewinnen, um später Gewinne zu erzielen, wenn die Kunden die benötigten digitalen Inhalte über die Online-Plattform des Händlers kaufen.

Amazon.com Inc. Aktie

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Stabilität bei Amazon.com Inc. mit einer minimalen Veränderung von 0,07 % seit gestern.
Einzigartige Zustimmung für Amazon.com Inc. mit ausschließlich Buy-Einschätzungen.
Ein positives, wenn auch nicht starkes, Potenzial für Amazon.com Inc. mit einem Kursziel von 189 € im Vergleich zu 172.88 €.
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Seit 1986 beschäftige ich mich mit Wertpapieren. Dabei habe ich vor allem im Bereich der Derivate eine Menge Erfahrungen sammeln können.

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