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50% Zinsen: Da lohnt sich Sparen noch


Ich besitze noch ein altes Sparbuch. Aus einer vergangenen Zeit. Als es noch Zinsen gab und sich Sparen gelohnt hat. Als Online-Banking noch in den Kinderschuhen steckte. Genau genommen ist es kein klassisches Sparbuch, mit beliebigen Einzahlungen und monatlicher Verfügbarkeit von bis zu 2.000 Euro. Sondern ein geregelter Sparplan, der in einem Sparbuch geführt wird. Darin werden meine Sparraten und die Zinserträge des Sparplans eingetragen. Ich verwahre das Büchlein wie einen kleinen Schatz. Einmal im Jahr begebe mich in eine Filiale meiner früheren örtlichen Sparkasse und lasse es von einer freundlichen Mitarbeiterin auf den aktuellen Stand bringen. Ach, da kommen Erinnerungen hoch. Zum Beispiel an Geldgeschenke des Großvaters zu Geburtstagen und anderen Anlässen. 50, manchmal sogar 100 Mark, die in einem bewährten Sparbuch gutschrieben wurden. Das bekam ich dann nach dem 18. Geburtstag überreicht, sozusagen mein Startkapital ins Leben. Unvergessen auch die Weltspartage, an denen ich Spardosen voller Geldmünzen zur Sparkasse trug und immer ein kleines Geschenk bekam. 

Vorbei. In Zeiten niedriger bis nicht vorhandener Zinsen sind Sparbücher und Banksparpläne in aller Regel keine gute Geldanlage. Wer mehr Rendite möchte, sollte besser langfristig in Aktien von Qualitätsunternehmen investieren. Trotzdem zahle ich weiterhin jeden Monat 100 Euro in den Sparplan ein. Warum? Weil sich der Vertrag, den ich vor 15 Jahren abgeschlossen habe, jetzt erst richtig lohnt. Die Sparkasse stockt nämlich meine eingezahlten Beiträge des abgelaufenen Jahres mit einer Prämie auf. Die Prämie ist quasi ein Bonuszins zusätzlich zur gewöhnlichen Verzinsung. Anfangs war die Prämie mit 3% überschaubar, aber im Laufe der Zeit ist sie immer weiter gewachsen. In diesem Jahr erhalte ich einen Bonuszins von satten 50%. So entsteht aus 1.200 Euro Sparbeiträgen und 600 Euro Prämie ein Guthaben von 1.800 Euro. Das klingt doch beeindruckend. Wo gibt es heute noch so eine Verzinsung? (Der gewöhnliche Zinssatz von derzeit 0,1% p.a. auf das Gesamtguthaben und der unvermeidliche Steuerabzug bleiben hier der Einfachheit halber außen vor.)

Ich wollte aber noch mehr über die Rendite des Sparplans erfahren und habe genauer nachgerechnet. Das ging recht einfach, weil alle Zahlungen aus dem Sparbuch leicht nachvollziehbar sind. Vom 1. April 2002 bis 1. Juni 2017 habe ich 183 Monate lang jeweils 100 Euro eingezahlt. Macht eigene Sparbeiträge von 18.300 Euro. Von der Sparkasse bekam ich immer am letzten Bankarbeitstag eines Jahres den regulären Zins sowie die Prämie gutgeschrieben. Davon gingen jeweils Steuern ab. Insgesamt habe ich bis heute 742 Euro Normalzinsen und 2.105 Euro Bonuszinsen netto kassiert. Das ergibt zusammen einen Gewinn von 2.847 Euro bzw. eine Gesamtrendite von 15,6% nach Steuern bezogen auf das eingesetzte Kapital. Ein langer Atem zahlt sich für Anleger eben aus. Aber es wird noch spannender:


Denn um beurteilen zu können, ob der Sparplan eine gute oder schlechte Anlage war, benötige ich eine mittlere Rendite pro Jahr. Dazu berechne ich den sogenannten internen Zinsfuß. In Excel gibt es dafür die Funktion Xintzinsfuss. Die beste Erläuterung der Berechnung habe ich in diesem Blog gefunden. Ich befülle also in Excel lediglich zwei Spalten: Eine Reihe mit meinen monatlichen Einzahlungen, den einzelnen Zinsgutschriften sowie dem momentanen Guthaben von 21.147 Euro. Und eine zweite Reihe mit den jeweiligen Daten der Zahlungen, wobei ich immer den Monatsersten für meine Sparbeiträge und den 31. Dezember für die Zinsgutschriften herangezogen habe. Das sieht verkürzt in etwa so aus:

01.04.2002     -100
01.05.2002     -100
01.06.2002     -100
01.07.2002     -100
01.08.2002     -100
01.09.2002     -100
01.10.2002     -100
01.11.2002     -100
01.12.2002     -100
31.12.2002          9
01.01.2003     -100
(...)
31.12.2016      404
01.01.2017     -100
01.02.2017     -100
01.03.2017     -100
01.04.2017     -100
01.05.2017     -100
01.06.2017     -100
01.06.2017  21.147

Dann in eine beliebige andere Zelle klicken, in der oberen Menüleiste unter Formeln und Finanzmathematik den Xintzinsfuss auswählen und die beiden Reihen in den geforderten Feldern eintragen, fertig: Der interne Zinsfuß meines Sparplans beträgt rund 3,8%. Für eine langlaufende Kapitalanlage der niedrigsten Risikoklasse finde ich diese Rendite sehr zufriedenstellend. Ich habe die Sparkassen schon einmal wegen ihrer Rolle im Planspiel Börse kritisiert. Von ihrem Kerngeschäft mit einfachen Sparprodukten verstehen sie aber etwas. Ein Glück, dass ich diesen Vertrag damals abgeschlossen und dauerhaft bespart habe. Es hat sich gelohnt.

Nun kommt der Haken an der Sache: Eine Aufstockung der Sparbeiträge ist vertraglich ausgeschlossen. Neue Sparpläne haben wesentlich schlechtere Konditionen. Und mit einem Bonuszins von 50% ist für mich die maximale Prämie erreicht. Mehr geht nicht.  Ich möchte meinen Sparplan trotzdem weiterführen. Schon wegen der freundlichen Sparkassenmitarbeiterin. Das Guthaben betrachte ich als einen sicheren Vermögensbaustein. Den Großteil meines Geldes stecke ich aber in gute Dividendenaktien. Denn bei Dividendeneinnahmen gibt es keine Obergrenze.

PS: Es soll noch ältere solcher Banksparpläne mit bis zu 100% Bonuszins geben. Sind vielleicht Blogleser unter diesen glücklichen Sparern?

Quelle: armercharlie

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