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Erstellt von Erntehelfer 

Doppelanalyse (Chance) SL+ (WF) diskutieren

Doppelanalyse (Chance) SL+ (WF)

WKN: LS9CJQ / Wikifolio /

393,20 €
0,01 %

Weiterhin sehr gut läuft es bei UniDevice. Im November hat man erneut einen Rekordumsatz erzielt und damit den geplanten Gesamtumsatz 2022 bereits komplett in der Tasche. Der Kurs schwächelt gleichwohl etwas wegen der Foxconn-Sorgen in China. Die Produktion lag dort im November nur bei etwa einem Drittel der üblichen Produktion, so dass die Dezember-Umsätze bei UniDevice darunter leiden dürften. In der Vergangenheit haben solche Knappheiten mal zu Margensteigerungen, mal zu MArgenschwächungen bei UD geführt, so dass ich mir dahingehend keine Prognose zutraue. Entscheidend ist aber auch etwas anderes: Erstens hat man 2022 ohnehin bereits in der Tasche und alles weitere Geschäft ist im Grunde Bonus. Zweitens behebt Foxconn die Probleme und hat die Produktion bereits wieder ausdehnen können. Und drittens hat Apple im Q3 bereits eine Fabrik in Indien eigeweiht, die Ausfälle teilweise kompensieren kann. Weitere Gabriken in Drittstaaten sind im Bau, so dass hier - wenn überhaupt - nur ein sehr vorübergehendes Problem über 1-2 Monate für UniDevice entstehen sollte. Im Juni kann man dann fast 10% Dividendenrendite erwarten.

Die polnische Arctic Paper ist direkt leider nicht im Wikifolio handelbar, dafür aber die 51%-Tochter Rottneros aus Schweden. Der Konzern funktioniert so, dass von 180 schwedischen Waldbesitzern (also komplett unabhängig von Russland und sehr gut diversifiziert - für viele Konkurrenten ein Problem) Holz gekauft wird und von Rottneros zu Zellstoff verarbeitet wird. Dabei entsteht zusätzlich elektrisch Energie aus Biomasse. Der Zellstoff und die Energie werden weitgehend (soweit benötigt) direkt von Arctic gekauft, so dass Rottneros einen sicheren Abnehmer hat und Arctic eine sichere Versorgung mit extrem kurzen Transportwegen (man liegt direkt neben den Standorten). Rottneros erhält die hohen Marktpreise für Energie und Zellstoff und schreibt daher hohe Gewinne, die zu 51% direkt wieder an Arctic zurückfließen. Arctic produziert das Papier mit der Energie (diese reicht aber noch nicht aus) und dem Zellstoff und hat darüber hinaus eine in Schweden eigenständige Energieversorgung aus Wasserkraft in eigenem Besitz. Die Papier- und Zellstoffwerke liegen direkt an Flüssen. Diese Energieproduktion wird aktuell sogar noch deutlich ausgebaut, weil man erkannt hat, dass sich mit dem Verkauf überschüssiger Energie sehr gutes Geld verdienen lässt - nicht erst seit Steigen der Energiepreise, jetzt aber natürlich erst recht. Damit hat man außer dem Wald die komplette Produktionskette unter Kontrolle, verdient überall mit, hat insgesamt nur gering ansteigende Kosten, profitiert aber enorm von den gestiegenen Papierpreisen, die die Konkurrenz wegen der hohen Energiekosten benötigt. Das um einen (noch dazukommenden) Sondergewinn schon bereinigte KGVe 2022 liegt knapp über 2 bei Arctic und ein bisschen höher bei Rottneros. Ich bin heute eingestiegen.

Ebenfalls gesprochen habe ich mit Haier. Hier gab es wenig aufregendes neues, dafür aber die Erkenntnis, dass man sich um den Weltkonzern sicherlich keine Sorgen machen muss. 2023 soll das Wärmepumpengeschäft massiv ausgebaut werden. Die Aktie hat sich zuletzt etwas erholt, ist aber weiter sehr günstig.

Der EKF-Besuch hat sich insgesamt wirklich gelohnt für mich!

Wie Ihr im Börsenradio-Interview vielleicht schon gehört habt, war ich Ende November beim Eigenkapitalforum in Frankfurt, um neue Ideen zu finden, alte Ideen zu hinterfragen, Kontakte zu knüpfen und zu erhalten und letztendlich um meinen Anlageerfolg weiter zu steigern. Einige Erkenntnisse habe ich in den vergangenen Tagen bereits umsetzen können, andere bleiben erstmal im Hinterkopf.

Heute morgen in aller Frühe trennte ich mich zunächst vom überwiegenden Teil FinLabs. Hintergrund ist diese Meldung der "Enkel-Gesellschaft" Flatex:
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-12/5775243…

Die Sonderprüfung scheint sich zwar vor allem auf die für das Wachstum zu niedrigen regulatorischen Anforderungen zu beziehen ("Wachstumsschmerzen"), aber gleichzeitig wird die Gewinnprognose reduziert. Da war ein Kursrückgang wahrscheinlich, und so kam es dann heute auch - zum Glück NACH meinem Verkauf. Einen Teil der Aktien habe ich behalten, um längerfristig investiert zu bleiben, denn mittelfristig sehe ich einiges an Potential (dazu später ggf. mehr).

DIE Top-Unternehmen des EKF waren für mich die hier bereits bekannte ProCredit sowie Arctic Paper / Rottneros.

ProCredit macht erhebliche Fortschritte. Ex-Ukraine profitiert man (wie fast alle Banken) vom steigenden Zinsniveau. In der Ukraine (übrigens eine eigenständige Tochter, die man im Worst Case auch abschreiben könnte und dann eine sehr gewinnträchtige, breit diversifizierte Bank übrig hätte, gibt es aber ebenfalls wichtige Fortschritte, die es zunehmend wahrscheinlich machen, dass die Ukraine-Tochter vom Problemkind eines Tages sogar zum Geschäftstreiber werden könnte. Aktuell ist man auf dem Weg der Stabilisierung weit vorangegangen. Die Abschreibungen in der Ukraine werden bereits von Quartal zu Quartal geringer und dürften mit Q4 weitgehend abgeschlossen werden, sofern der Krieg keine sehr unangenehme Wende mehr vorsieht. In den zurückeroberten Gebieten liegen sogar wegen der Besatzung bereits pauschal abgeschriebene Kreditnehmer, deren Werte sich nun eben lassen und perspektivisch zu Rückstellungsauflösungen, also Gewinnen, führen können. Neu vergebene Kredite in die Ukraine erhalten staatliche und überstaatliche Garantien. Und sollte der Krieg einmal enden und es ein internationales Wiederaufbauprogramm geben, sitzt Procredit mit seinen Aktionären Weltbank und KfW direkt an den Schaltzentralen dieser Programme. Schon heute ist man zudem einer der Hauptnutzer der europäischen Kreditsicherungen.

Heute habe ich eine kleine Position bei der Deutschen Rohstoff AG aufgebaut, Anlass war eine aktuelle Prognose-Erhöhung. Zuletzt war ich 2017 hier Aktionär. Die DRAG ist seit der Frühjahrskonferenz wieder auf meiner Watchlist. Man sieht: Einige Ideen der Konferenzen müssen auch ein wenig reifen bis sie zum Tragen kommen. Die Entwicklung der DRAG ist schon wirklich stark. Auch wenn jetzt eine Rezession kommt, ist die Aktie einfach viel zu günstig, um sie nicht zu haben. 2022 wird man mehr als die Hälfte des gesamten Börsenwertes als Gewinn verbuchen können, zumal man noch mit einem USD-Kurs von 1,12 rechnet, sich der Gewinn in Euro also noch weiter verbessert.



Laut BRN-Interview muss man sich wegen der geringen Unternehmensgröße auch keine Sorgen um amerikanische Übergewinnsteuern machen, so dass ich trotz größerer geplanter Investitinen in Q1-23 zur HV 2023 mit einer schönen Dividende rechne.

Ich habe mir mittlerweile wieder eine kleine Position Ökoworld aufgebaut. Unter 40 Euro erscheint mir ein sehr guter Preis. Zwar ist ÖW weit davon entfernt, Performance-Fees zu generieren, weil die Fonds zuletzt nicht gut gelaufen sind. Aber es gibt einige gute Gründe zu investieren, von denen vielleicht nicht alle so präsent sind:

 

Erstens kann man hier nun antizyklisch einkaufen und in der nächsten Hausse mit überproportional steigenden Kursen rechnen, weil das Thema als Extra-Kicker oben drauf kommt.

 

Zweitens gab es kontinuierlichen Zustrom an neuem Kapital in die ÖW-Fonds, so dass das verwaltete Vermögen deutlich weniger gefallen ist als die Performance aussagt. ÖW wird daher bei Wiedererreichen der alten Kurse über ein wesentlich gesteigertes VV verfügen

 

Drittens reicht mittlerweile schon die Bestandsgebühr der Fonds aus, um einen Jahresumsatz von rund 75 Mio und ein EPS von voraussichtlich 3,60-3,80 zu erreichen, so dass ein KGV von etwa 10 vorliegt. Durch den ungebrochenen Trend zur ökologischen Geldanlage werden diese Zahlen sich 2023 weiter verbessern.

 

Viertens sitzt ÖW auf einem gewaltigen Cash-Berg von zuletzt 127 Mio Euro (bei einer MK von unter 110 Mio). Das spricht einerseits dafür, dass die Dividende mindestens nachhaltig konstant gehalten werden könnte und ermöglicht aufgrund des steigendes Zinsumfelds (jetzt 2% Einlagenzins bei der EZB) zunehmend ein gewisses Extra-Einkommen für Ökoworld

 

Nach unten halte ich ÖW daher für sehr gut abgesichert während nach oben einerseits allmähliches Wachstum über zufließende Kundengelder generiert wird und andererseits das Upside-Potential der nächsten anstehenden Hausse besteht (wenn sie erstmal läuft, wird es zu spät sein, hier günstig einzusteigen). Für die mitzubringende Geduld wird man zwischenzeitlich mit rund 6% Dividende belohnt.

Verkauft hatte ich dafür vor ein paar Tagen Arcelor Mittal, weil die Kurse ganz gut standen (heute 1,50 Euro niedriger) und weil das Aktienrückkaufprogramm bald ausläuft. Zudem wird sich zeigen, was die gefallenen Stahlpreise für den Gewinn im Q4 bedeuten. Da war Ökoworld zunächst die bessere Investition meines Erachtens.

Es hat sich ein Fehler in den letzten Kommentar eingeschlichen:

Die MK beträgt tatsächlich rund 270 Mio. Gleichwohl sind 127 Mio Euro Cash natürlich auch bei einer MK von 270 Mio eine ganze Stange Geld.

Bevor wir nach Silvester zum Jahresrückblick kommen, hier schon einmal meine Favoritenwerte für 2023:

(alles wie immer auf eigenes Risiko; keine Beratung oder Anlageempfehlung)

 

1. UniDevice DE000A11QLU3
Ist aktuell zum 5er-KGV mit 10% DivR zu haben, 2023 wird mit hoher Wahrscheinlichkeit noch besser.
Die Aktie wartet auf ihre Wiederentdeckung nach unverschuldeten Vertrauensverlusten durch die Lieferkettenkrise. Trotz der hohen Dividende ist auch im Kurs SEHR viel Luft nach oben. Nicht ohne Grund auch meine größte Position im Wikifolio.

 

2. Varengold DE0005479307
Sensationelle operative Entwicklung, bisher kaum bekannt, auch wenn KC sie nun ebenfalls entdeckt hat. 2023 sollen IR-Offensive und Dividende kommen, daher dürfte sich die Bekanntheit deutlich steigern - und damit auch der Kurs

 

3. Procredit DE0006223407
Aus Sorge um Osteuropa mit Beginn der russischen Invasion stark im Kurs gefallen - deutlich zu stark allerdings; selbst bei einem GAU (wenn die Ukraine den Krieg doch noch verlieren sollte) mit Aufwärtspotential. Im Falle eines akzeptablen Friedenschlusses sogar mit ganz erheblichem Zusatzpotential; Procredit sitzt mit seinem Aktionariat direkt an der Quelle internationaler Wiederaufbaufördergelder. Zudem profitiert das übrige Osteuropageschäft stark vom steigenden Zinsumfeld.

 

4. Yoc DE0005932735
Der Kurs wird gerade durch Verkäufe eines Großaktionärs belastet, obwohl die operative Entwicklung auch im aktuell schwachen Gesamtwerbemarkt für Yoc hervorragend ist.
Für 2023 kann ein EPS von über 1 Euro erwartet werden, da KANN der Kurs eigentlich nur deutlich steigen sobald der Verkäufer bedient worden ist.

 

5. First Graphene AU000000FGR3
Von einigen schonmal vor Jahren entdeckt und irgendwann wieder verkauft worden. Es spricht einiges dafür, dass im laufenden Geschäftsjar 22/23 die lang erhofften Umsätze hereinkommen, woraufhin sich die Bewertung der Aktie deutlich nach oben verändern sollte.


Allen 5 genannten traue ich über 100% Kursplus auf Jahressicht zu.


Wer die Top5 nur sehr knapp verpasst hat:

- Lion eMobility, das neue Werk eröffnet bald, dann könnten Umsatz und Gewinn zeitnah deutliche Sprünge machen

- Ökoworld, wird nur bei steigendem Marktumfeld steigen, dann aber stark überproportional

- Sixt Vz, wird auch in der Rezession ein starkes Geschäft abliefern, kommt aber wegen der Stammaktien wohl nicht ganz auf +100% Kurspotential

- Arctic Paper

- FinLab, hat durch den übertriebenen Flatex-Kurssturz (Enkelin) sehr gelitten und erhebliches Upside-Potential zusätzlich durch Raisin DS. Die Frage ist nur, ob das Potential schon 2023 oder erst im Folgejahr gehoben wird, daher kein klarer Jahresfavorit

- Wären Zertifikate erlaubt, würde ich natürlich mein Doppelanalyse-Wikifolio (DE000LS9CJQ8) an erste Stelle setzen, aber das erlauben die Regeln ja leider nicht ;) Die enthaltenen Werte sind aktuell logischerweise mit den hier genannten sehr ähnlich.


Interessant finde ich übrigens meine Wahrnehmung im Vergleich zum Vorjahr: Für 2022 war es gar nicht so leicht, 5 echte Perlen zu finden, die im hoch bewerteten Markt auch auf Jahressicht schon viel Potential boten. Für das Tippspiel 2023 sieht die Recherche aber komplett anders aus: Der Markt strotzt nur so vor tollen Chancen, das ist zumindest MEIN Eindruck. Ich gehe daher Stand heute davon aus, dass 2023 ein sehr gutes Börsenjahr werden wird und dass schon der Marktdurchschnitt voraussichtlich deutlich besser performen wird als im Vorjahr! Ich drücke die Daumen!

Jahresrückblick 2022

 

2022 war kein gutes Börsenjahr. Der Überfall Russlands auf die Ukraine im Februar hat Folgen ausgelöst, die wir alle uns am Neujahrstag 2022 sicher noch nicht vorstellen konnten. Wesentlichste Folge für die deutsche Wirtschaft sind die immens gestiegenen Energiepreise. Mindestens bis zum Herbst herrschte zusätzlich Unsicherheit über die politische Reaktion in Sachen Preisbremsen. Seitdem hier Klarheit herrscht, konnten sich die Kurse wieder etwas erholen. Kurzfristig zusätzlich belastend wirkten allerdings die Zinserhöhungen, die Anleihen wieder verhältnismäßig attraktiver machen – auch wenn bei 10% Inflation eine 3%-Anleihe wohl immer noch als ziemlich begrenzt attraktiv eingeschätzt werden kann.

 

Unter den Kursrückgängen traf es 2022 vor allem SmallCaps. Es ist nicht untypisch, dass in Krisen bei SmallCaps überproportionale Reaktionen erfolgen. Der DAX hat somit im abgelaufenen Jahr rund 12% verloren, während der SDAX 27% und der MDAX 28% verloren haben. Mein Wikifolio beendete das Jahr mit 21% Verlust und damit zwar besser als die Indizes mit vergleichbar „kleinen Aktien“, aber schwächer als der DAX. Das ist besonders schade, weil ich seit dem Start des Wikifolios 2013 behaupten konnte, in jedem Jahr eine bessere Performance als der DAX erzielt zu haben. Natürlich endet jede Serie irgendwann – aber ich hätte den Zeitpunkt natürlich gerne noch ein wenig weiter nach hinten verlagert. Etwas schade war, dass einige der hier wiederholt als attraktiv vorgestellten auch im schwachen Börsenumfeld sehr gut performenden Aktien (z.B. Varengold, Deutsche Forfait, Hammonia und Lion eMobility) im Wikifolio nicht handelbar waren, was sicherlich eine ungewöhnliche Ausnahmesituation dargestellt hat. Wer meine Favoriten für 2023 betrachtet, stellt jedenfalls fest, dass 4 der 5 Top-Favoriten auch im Wikifolio enthalten sind.

 

Einen Blick möchte ich noch auf wichtige strategische Bewertungen und Entscheidungen des abgelaufenen Jahres werfen – und was ich daraus lernen kann. Meine politische Analyse funktionierte tatsächlich ganz gut: Schon einige Zeit vor Kriegsausbruch beschrieb ich den Angriff in meinem Blog wegen diverser bedeutsamer Detailinformationen als mittlerweile zu 50% wahrscheinlich, als das Gros der Beobachter und Journalisten diesen noch für unvorstellbar hielt. Daraufhin analysierte ich bereits früh meine Einzelwerte auf ihr Kriegsrisiko und stellte sicher, keine Aktien mit wichtigem Russland-Geschäftsbeziehungen im Depot zu haben (auch in den Lieferketten) und verkaufte darüber hinaus auch Aktien, die nur in einem nun nicht mehr erwartbaren, positiven konjunkturellen Umfeld weiter gut performen würden (z.B. Ökoworld) noch zu guten Kursen. Auch die anstehende Zinswende und ihre Bedeutung für den Immobilienmarkt erkannte ich früh und verkaufte UBM noch zu sehr guten Kursen. Nicht rechtzeitig erkannt habe ich allerdings den aus dem Krieg folgenden Trend zu Rüstungsaktien, auch, weil ich mir die militärisch nun aufrüstende Kehrtwende ausgerechnet einer Bundesregierung mit grüner Beteiligung nicht hätte vorstellen können. Hier verpasste ich daher Chancen. Bei ProCredit entschied ich mich bewusst für ein Halten der Aktie trotz der ukrainischen Tochterbank, da meine Analyse ergab, dass auch bei einer Pleite der Tochter die Aktie noch deutlich unterbewertet wäre und dass die weiteren osteuropäischen Banken vom Ukraine-Krieg nicht so gefährdet sein würden wie von vielen Marktbeobachter zunächst erwartet (der ein oder andere hielt ja anfangs sogar einen Einmarsch in NATO-Gebiet für ein realistisches Szenario). Diese Analyse war zwar richtig, aber leider unvollständig, denn sie bezog marktpsychologische Effekte nicht mit ein. Obwohl es ProCredit in der Tat operativ gut erging, brach die Aktie stark ein. Unterschätzt habe außerdem, wie stark auch Aktien in Mitleidenschaft gezogen wurden, die operativ unbehelligt gut weiterlaufen konnten und mit der Region so gar nichts zu tun haben. Und schließlich hätte ich auch nicht gedacht, dass eine UniDevice, die sich operativ sehr schnell und stark von den Lieferkettenproblemen erholt hat, so lange in ihrem Kurstief verharrt, weil es offenbar viele Marktteilnehmer noch nicht mitbekommen haben.

 

Letzteres allerdings ist zumindest nicht ungewöhnlich. Ich kenne es ja schon seit Jahren: Der SmallCap-Markt ist einfach ein Markt unvollständiger Information. Während bei einer Microsoft der Kurs nach jeder Meldung blitzartig reagiert, reagieren die Kurse meiner SmallCaps häufig erst Monate, manchmal erst Jahre nach Meldungen wirklich angemessen darauf. Dies auszunutzen ist wichtiger Teil meiner Strategie, und in der Zwischenzeit sammle ich u.a. auf Hauptversammlungen und Kapitalmarktkonferenzen im direkten Austausch weitere Informationen über die Unternehmen, um mein Bild zu vervollständigen. Insofern mache ich mir zumindest wenig Sorgen darum, dass in Zukunft gilt, was in der Vergangenheit galt: Auch unterbewertete SmallCaps werden irgendwann entdeckt, man braucht nur gelegentlich etwas mehr Geduld – und im besten Fall auch etwas mehr Information als andere Marktteilnehmer. Früher oder später zahlt sich eine gute Kombination von Geduld und Information in der Regel aus.

 

Zu den aktuell im Wikifolio enthaltenen Unternehmen habe ich mich ja bereits umfassend geäußert. Aufgrund der niedrigen Bewertungen bei durchweg guter oder sogar sehr guter operativer Lage sehe ich 2023 sehr zuversichtlich entgegen – und es würde mich freuen, wenn Ihr diese Zuversicht teilt, gerade in einer deutschen Presseöffentlichkeit, die für meinen Geschmack manchmal etwas übertrieben defätistisch wirkt. Aber wer weiß: vielleicht ist diese Form vom Kritik ja auch ein Grund dafür, warum dann in Deutschland vieles am Ende dann auch gar nicht mehr so schlecht läuft, wie es geredet wird.

 

Bei allen Investoren bedanke ich mich für Ihr Vertrauen auch nach einem schwachen Börsenjahr. 

 

Allen Mitlesern wünsche ich ein tolles neues Jahr 2023 voller Gesundheit, Erfolg und schöner Momente!

Mit UniDevice meldete mein größter Depotwert soeben sehr starke Jahreszahlen!


https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2023-01/58041244-eqs-news-unidevice-ag-umsatzrekord-460-mio-eur-gewinnrekord-3-5-mio-eur-in-2022-vorlaeufig-ungeprueft-022.htm

 

Trotz der eigentlich zu erwartenden vorübergehenden Schwierigkeiten im Dezember infolge der Foxconn-Probleme und trotz der Feiertage hat Unidevice im Dezember 40 Mio Euro Umsatz gemacht, das konnte man so sicherlich nicht erwarten, auch wenn das BRN-Interview etwas Hoffnung gab - Hammer-Zahlen!

 

Damit dürften dann auch stattliche 12 Cent Dividende eingetütet werden können. Bedenkt man, dass 2022 eigentlich ein Problemjahr mit furchtbarem ersten Quartal (wegen der damaligen globalen Lieferkettenkrise) war, ist das Jahresergebnis umso beachtlicher!

 

Positive News zum Jahresauftakt gab es auch bei FinLab/Heliad, wo die wichtige Enpal-Beteiligung ziemlich boomt und höher bewertet werden konnte:

https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2023-01/58019890-eqs-news-heliad-equity-partners-gmbh-co-kgaa-enpal-schliesst-seine-series-d-runde-mit-euro-200-millionen-eigenkapital-ab-022.htm

 

Das Wikifolio steht aktuell bei 322 Euro und könnte durch die frische UniDevice-Meldung weiter Auftrieb erhalten.

 

Blick ins Depot:

https://www.wikifolio.com/de/de/w/wf0dchance

Inzwischen habe ich bei Ökoworld knapp 15% Gewinn mitgenommen. Da die stark tech-orientierten ÖW-Fonds im aktuellen Marktumfeld gemeinsam mit der NASDAQ eher ziemlich schwach performen, erwarte ich auch in der Aktie erstmal keine weiteren, nennenswerten Kurssteigerungen. Mein kurzfristiger Trade-Case ist jedenfalls sehr schön aufgegangen.

 

Ebenfalls verkauft habe ich die Telekom Austria, hier mit kleinem zusätzlichen Gewinn von 3% gegenüber dem Zwischenverkauf und -neukauf, insgesamt lag der Gewinn höher. Grund hier ist die weißrussische Tochtergesellschaft. Belarus wird zunehmend von Putin instrumentalisiert, sich dem Krieg stärker anzuschließen, und mittlerweile ist mir das Risiko zu hoch geworden, dass es doch dazu kommt. Dies hätte wahrscheinlich hohe Abschreibungen bei der TA zur Folge, da nehme ich lieber frühzeitig Gewinne mit.

 

Günstig nachgekauft habe ich im Gegenzug günstig Depotwerte, die zuletzt unter 5% des Depotanteils ausmachten, namentlich First Graphene, Rottneros und die DRAG, so dass ihr Anteil nun wieder relevanter ist. Zudem habe ich aufgrund des attraktiven Kurses auch meinen Yoc-Bestand leicht erhöht.

 

Den geringen verbleibenden Cash-Bestand (gut 4%) werde ich anhand der laufenden Marktbeobachtungen investieren, wenn sich eine gute Gelegenheit ergibt.

 

Das Wikifolio hat sich in 2023 bislang sehr schön entwickelt und steht nun bei 328 Euro. Mein Ziel ist es natürlich, nach Möglichkeit noch in diesem Jahr wieder die 400er-Marke zu erreichen. Angesichts der enthaltenen Depotwerte und ihrer Chancen bin ich dahingehend auch durchaus zuversichtlich. Außerdem hoffe ich, im laufenden Jahr die Marke von 300.000 Euro investiertem Kapital zu erreichen. Aktuell stehen wir hier mit 214.000 Euro am Allzeithoch – das ist klasse!

 

Die durchschnittliche Jahresperformance stieg zuletzt wieder auf nun 13,9% p.a.

In der vergangenen Woche fand der 9. Hamburger Investorentag (HIT) statt, und ich bedanke mich für die rundum gelungene Veranstaltung. Im Fokus meines Interesses standen neben meinen bisherigen Depotwerten DRAG und Yoc einige Unternehmen, in die ich bislang nicht investiert war, an denen ich aber interessiert bin. Hierfür sah ich viele Präsentationen, führte Gespräche mit anderen Investoren und Einzelgespräche mit Vorständen der AGs. Als erster Kauf infolge des HIT hat sich Evotec herausgestellt.

 

Vorab sei gesagt, dass Evotec nicht ganz in mein übliches Schema passt: Eine KGV-Orientierung ist wegen der großen Schwankungen der börsennotierten Exscientia-Tochter gar nicht erst sinnvoll möglich, dazu erschweren die unregelmäßigen Meilensteinzahlungen für Entwicklungsfortschritte die mir sonst auch sehr wichtige Quartalsbetrachtung der Gewinnentwicklung. Evotec ist eine der wenigen Aktien, bei denen vor allem Umsatz und operativer Cashflow im Zentrum der Analyse stehen müssen.

 

Warum ist das so? Evotec führt biotechnologische Forschungsprozesse an Molekülen für viele große Pharma-Unternehmen durch (Johnson&Johnson, Roche, Bayer, you name it…). Über 90% der Folgeaufträge werden laut Firmenpräsentation erneut bei Evotec in Auftrag ergeben, zudem wächst der Biotech-Markt natürlich global ohnehin und Evotec kommt kaum hinterher, Mitarbeiter einzustellen und anzulernen sowie Standorte auf- und auszubauen, so dass sich ein prozentual deutlich zweistelliges Umsatzwachstum ergibt, das sich sicherlich noch auf viele, viele Jahre fortsetzen lässt. Entsprechende neue Investitionen werden laufend getätigt. Für seine Forschung erhält Evotec drei mögliche Prämien:

 

Erstens direkte Umsätze, die im wesentlichen dazu dienen, dass Evotec kostendeckend arbeitet, so dass hier im Unterschied zu vielen anderen Biotech-Unternehmen keine operativen Verluste anfallen bis irgendwann der große Erfolg eintreten kann.

 

Zweitens erhält Evotec Meilensteinzahlungen für positiv absolvierte Tests, sowohl im präklinischen Stadium als auch im Bereich klinischer Studien. Diese Einnahmen sind quasi bereits „on top“ und sorgen dafür, dass der operative Cashflow nicht nur leicht, sondern ziemlich gut positiv ist, so dass man daraus die starke Expansion finanzieren kann und Kapitalerhöhungen nicht oder nur noch in kleinerem Umfang nötig sein dürften – auch das ist eine Besonderheit im Biotech-Bereich.

 

Als dritte Einnahmequelle erhält man sogenannte Royalties, das sind Umsatz- oder Gewinnbeteiligungen für den Fall, dass es ein Medikament bis auf den Markt schafft. Hierin liegt natürlich ein enormes Potential, gerade wenn man die Vielzahl an Wirkstoffen betrachtet, an denen Evotec forscht – und die Tatsache, dass jedes Jahr neue hinzukommen. Die allerersten Royalties fließen jetzt bereits von einem kleinen Corona-Projekt aus Korea, das ähnlich wie der Biontech-Impfstoff auf einer Art „Überholspur“ die üblich Pipeline umlief, wirklich bedeutsam werden die Royalties aber erst mit Fortschreiten der Produktpipeline, etwa 2027/28. Das ist noch etwas hin, allerdings sollte man drei positiv wirkende Aspekte beachten: Erstens geht es dann ja erst los, und jedes weitere Jahr können weitere Ansprüche hinzukommen, wenn einige Moleküle der Pipeline erstmal zu fertigen Medikamenten geworden sind. Zweitens bleiben die Ansprüche dann erhalten solange das Medikament verkauft wird, so dass hier über wenige Jahre dann ein sehr starkes Wachstum einsetzen kann, wenn es einmal begonnen hat. Und drittens sind die Royalty-Umsätze quasi reiner Gewinn, weil ihnen dann überhaupt kein Aufwand mehr gegenüberstehen wird. Natürlich wird nicht jedes Projekt erfolgreich sein, im Gegenteil: Die Mehrheit wird scheitern, was bei Biotechs üblicherweise ein hohes Risiko darstellt. Nicht so bei Evotec, da man ja während der gesamten Entwicklung bereits profitiert und nach hinten heraus die Royalties nur als zusätzlichen „Kicker“ besitzt.

Kurz zusammengefasst hat man hier also ein stark wachsendes, operativ schon heute erfolgreiches Unternehmen, das in vier, fünf Jahren beginnend (und darüber hinaus fortsetzend) einen deutlichen und bleibenden (!) Gewinnanstieg durch Royalties und Beteiligungserträge erleben kann. Diese Chance besteht dann zudem in jedem Jahr und mit jedem Molekül am Ende der Pipeline neu, so dass eigentlich nur die Frage ist, WANN es zu diesem Gewinnanstieg kommen wird.

Soll man nun also erst in vier Jahren in die Aktie einsteigen? Es ist kaum davon auszugehen, dass sich die Pipeline weiterentwickelt, Royalties und Beteiligungserträge immer näherkommen und die Börse darauf nicht reagiert. Im Gegenteil erwarte ich einen recht kontinuierlichen Anstieg mit sich fortsetzender Pipeline. Aktuell ist der Kurs sehr niedrig, nachdem Bayer im Frühjahr einen Stopp eines schon recht weit fortgeschrittenen Husten-Medikamentes bekanntgegeben hatte. Das Problem lag hier nicht in der fehlenden Wirksamkeit, sondern daran, dass die Nebenwirkungen zu groß waren, um sie für eine Hustenbehandlung in Kauf zu nehmen. Bedenkt man, dass der Schwerpunkt der Medikamente Evotecs auf Krebs und andere tödliche Krankheiten abzielen, wird auch dieses mögliche Problem her selten praktische Relevanz aufweisen. Insgesamt ist aber natürlich das Schöne, dass es auf das einzelne Medikament gar nicht so ankommt, weil die Pipeline dank der vielen Big-Pharma-Kooperationen eben sehr gut gefüllt ist und ständig nachwächst.

Ich habe mich daher entschieden, Evotec als geplantes Langzeitinvestment ins Depot aufzunehmen und freue mich auf die langfristige Entwicklung!

Das Wikifolio steht aktuell bei 338 Punkten.

Die Halyk Bank ist eine kasachische Bank, die sich gerade in einem sehr profitablen Umbruch befindet, genau wie ihr ganzes Heimatland. Zum Hintergrund: Ich habe kasachische Unternehmen bereits im Blick seit ich 2014 das Land bereist habe und mir einen persönlichen Eindruck verschafft habe. Getrieben durch den Rohstoffreichtum, ehrgeizige Langfristpläne des damaligen Präsidenten Nasarbajew („Kasachstan 2050“) und durch aufkommendes internationales Interesse an den Chancen des Landes entwickelte sich damals vor allem die Infrastruktur des Landes rasant voran. Das ehemalige Sowjet-Straßennetz wurde sukzessive erneuert und ausgebaut, neue moderne Eisenbahnstrecken errichtet. Schwerpunkte waren nach meinem Eindruck vor allem die ethnisch kasachisch besiedelten Gebiete rund um das kulturelle Zentrum Almaty, in dem bereits eine breitere wohlhabendere Mittelschicht existierte (vergleichbar z.B. mit dem heutigen Treiben im georgischen Tiflis), die Grenzregion zu China rund um den Alaköl-See (vor allem große Infrastrukturprojekte nördlich und südlich des Sees) und natürlich die Hauptstadtregion. Die häufig ethnisch russisch besiedelten, weiten Steppen des Nordens zwischen Karaganda, Pawlodar und Semei befanden sich dagegen eher in einer Art postsozialistischen Trance, so dass der neue Boom grob gesagt von Südosten nach Nordwesten fortschreitet.

Der Plan der weiteren Entwicklung des Landes wurde konsequent fortgeführt. China entwickelte die „neue Seidenstraße“ durch Kasachstan, Russen nutzen seit der Krim-Annektion zunehmend grenzübergreifende Verwandtschaften nach Kasachstan zum Erwerb sanktionierter westlicher Konsumgüter und die EU hat nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine Kasachstan als wichtigen Ersatzlieferanten von Rohstoffen für sich entdeckt, erst kürzlich wurde auch ein Abkommen zum Erwerb von Öl aus Kasachstan (gepumpt übrigens durch russische Pipelines) geschlossen.

Diese massive Ausweitung des Außenhandels schlägt sich in den Zahlen der Halyk Bank nieder und haben mich nun zum Einstieg bewogen. Insbesondere im Devisenhandel hat sich der Ertrag gewaltig gesteigert und es spricht viel dafür, dass sich dieser Trend fortsetzen wird. Halyk wird zu einem KGV von rund 2,5 gehandelt und ist traditionell ein engagierter Dividendenzahler. Die Dividende für 2022 wird voraussichtlich mit den Jahreszahlen bekanntgegeben. Bei einer Ausschüttungsquote von 30-40% des Gewinns dürfte die Dividendenrendite über 10% liegen. Eventuell sogar deutlich darüber, da man sich im Q4 von den Tochtergesellschaften in Tadschikistan und Russland getrennt hat und die damit einhergehenden Liquiditätszuflüsse genutzt werden könnten.

In Deutschland kauft man die Aktie über einen GDR mit recht moderaten Kosten. Ein GDR beinhaltet 40 Aktien. Ausländische Quellensteuer fällt nach meinem Verständnis angenehmerweise nicht an. Die politische Entwicklung muss hier natürlich im Auge behalten werden, aktuell sieht vieles nach weiterem Rückenwind aus und die Jahresergebnisse könnten der Aktie einen deutlichen Schub bringen. Im Zweifel erfreut man sich einfach an der starken Dividende.

Supercom liefert Hard- und Software für Justizverwaltungen, insbesondere die bekannte „elektronische Fußfessel“. Der digitale Fortschritt hat auch hier nicht Halt gemacht, und moderne Fußfesseln erlauben beispielsweise wesentlich mehr Feintuning von Berechtigungen, bieten Zweirichtungskommunikation mit dem Träger und ermöglichen deutlich besseres Lokalisieren als mit dem klassischen, aber ungenauen GPS. Abnehmer von Supercom sind demokratische Staaten in Europa und den USA.

Für eine Analyse der Aktie muss zunächst beachtet werden, dass Supercom im November – also NACH Veröffentlichung der Q3-Zahlen eine Aktienzusammenlegung im Verhältnis 10:1 durchgeführt hat, so dass alle bislang publizierten Werte je Aktie mit 10 zu multiplizieren sind. Bislang fuhr man regelmäßig deutliche Verluste ein und hatte niedrige Umsätze, dementsprechend kannte der Kurs auch immer nur eine Richtung: abwärts. Der Chart sieht furchtbar aus. Warum also investieren?

Supercoms Rohmarge ist mit 50% sehr gut und auch sehr konstant, nur die Umsätze waren bislang viel zu gering, um die Overhead-Kosten für Forschung und Verwaltung zu tragen. Diese Umsätze gewinnen aktuell jedoch massiv an Dynamik. Im Q3-21 betrugen sie nur 3,1 Mio $, im Q3-22 bereits 6,3 Mio, also eine Verdopplung. Dies hat nun zu einem positiven Ebitda geführt. Die Zahlen für das Q4 liegen noch nicht vor, dürften aber ausgezeichnet ausfallen. Im Spätsommer hatte Supercom berichtet, einige große neue Aufträge an Land gezogen zu haben, darunter alleine ein 33-Mio-Auftrag aus Rumänien. Die erste Zahlung über 7 Mio war für den 1.10.22 vorgesehen und damit den ersten Tag im Q4. Diese 7 Mio sind alleine schon mehr als der ganze Umsatz des dritten Quartals, um nochmal die Dimension zu betonen. Zusammen mit den anderen neuen und bestehenden Aufträgen, aber auch den verbleibenden Rumänien-Summen dürfte es sich hier nicht um ein Einmaleffekt handeln, sondern dauerhaftes, starkes Wachstum, das das Unternehmen klar in die Profitabilität führen sollte.

Diese Profitabilität steigt im Laufe der Zeit sogar noch weiter an, weil Aufträge in der Regel aus zwei Elementen bestehen: Dem Verkauf der Hardware und einem anschließenden SaaS-Laufzeitvertrag. Im SaaS-bereich sind die Margen besonders hoch, zudem bietet sich die Möglichkeit, Zusatzleistungen anzuknüpfen.

Dementsprechend gehe ich von einem echten Turnaround bei Supercom aus und freue mich auf die Entwicklung der kommenden zwölf Monate. Charttechnisch greift man zwar ins offene Messer, aber wenn hier erstmal die neue Dynamik öffentlich wird, kann die Aktie auch schnell nach oben ausbrechen und ein anschließender Kauf wird aufgrund der geringen Liquidität voraussichtlich nicht leicht werden, so dass ich mich freue, das Unternehmen rechtzeitig entdeckt zu haben.

Sixt hat seine Jahreszahlen samt Dividendenvorschlag veröffentlicht und konnte den Markt damit positiv überraschen, in der Folge stieg der Kurs. Für mich kam diese Entwicklung sehr erwartet und ich hatte Sixt dementsprechend hoch gewichtet (> 15% Depotanteil). Gestern abend nutzte ich gute Spitzenkurse für einige Gewinnmitnahmen. Das ist alles andere als ein Misstrauensvotum: Rund 12% Depotanteil bleiben für Sixt, denn auch 2023 rechne ich mit einer starken Entwicklung.

 

Die beiden dafür neu gekauften Depotwerte sind zwei echte Geheimtipps und heißen Halyk Bank (Kasachstan) und Supercom (Israel), ich begründe im folgenden meine Kaufentscheidungen:

Ich habe einen weiteren spannenden Wert für mich entdeckt, und möchte meinen Case hier gerne vorstellen, auch wenn die Aktie nicht per LuS und damit nicht im Wikifolio handelbar ist: Die KAP AG.

KAP hat kürzlich den Verkauf von wichtigen Teilen seines Segmentes Flexible Films bekanntgegeben:

 

https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2023-03/58481217-eqs-news-kap-ag-verkauft-einen-teilbereich-des-segmentes-flexible-films-gewinnbringend-hohe-wertsteigerung-der-tochterunternehmen-realisiert-022.htm

 

Während man über einen „Nettoverkaufserlös […] im oberen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich“ spricht, kommuniziert man nur recht unscharf eine „beträchtliche Wertsteigerung“ durch den Verkauf. Dies hat mein Interesse zu weiteren Nachforschungen geweckt. Meine These ist, dass die Wertsteigerung immer noch im unteren Mittelfeld eines zweistelligen Mio-Bereich lag, also ganz grob 20-40 Mio betrug. Zwei (AerO und NowContec) der drei verkauften Unternehmen wurden erst vor wenigen Jahren für zusammen rund 16 Mio Euro erworben, lediglich die CaPlast befindet sich schon sehr lange in KAPs Portfolio. Demgegenüber stehen angenommene 85 Mio Nettoerlös.

Entscheidend ist das Teilwort NETTOverkaufserlös, Verbindlichkeiten der Töchter wurden also zusätzlich übernommen, was die Bilanz wesentlich verbessern wird. Wie bewertet man nun die Abgänge? Der Weg über aktuelle durchschnittliche Ebitda-Multiple im Konzern scheidet für mich aus, weil die Margen konjunktur- und preisbedingt stark schwanken, zudem noch Lieferkettenprobleme in einigen Segmenten eine Rolle spielten. Mit diesem Rechenweg würde man sehr verzerrte Ergebnisse erhalten. Surface Technologies waren z.B. 2021 noch sehr hochmargig, sind es 2022 aber aus genannten Gründen nicht mehr. Quervergleiche scheiden also aus. Lediglich innerhalb eines Segmentes lassen sich aktuelle Ebitda vergleichen.

 

Mein Weg führt darüber, zunächst die Bedeutung der verkauften Assets zu erfassen: Sie stehen für circa 60% der Umsätze im Film-Segment und für circa 28% der Gesamtumsätze des Konzerns. Diese 28 Umsatzprozente hat man nun für über 50% der MK verkauft. Sind die verkauften Elemente also etwa „Filetstücke“ mit besonders hohen Gewinnen? Vergleichen wir: Die im gleichen Segment neu gekaufte Haogenplast erzielte 2021 ein Ebitda von 8,4 Mio aus 47 Mio Euro Umsatz (17,9%) während das FF-Segment (2021 noch ohne die Haogen) 18,2 Mio aus 128 Mio (14,2%) erzielte. Den margenstärkeren Teil – also das Filetstück – des Segmentes hat man hier also behalten und vielmehr den Großteil des schwächeren Teils verkauft.

 

Kurzum hat man also einen vergleichsweise margenschwachen Unternehmensteil, der 28% der Umsätze repräsentiert für über 50% des Börsenwertes verkauft. Einen besseren Deal kann man sich eigentlich kaum vorstellen. KAP hat damit erhebliche Liquiditätszuflüsse generiert, die es für neue Investitionen (bereits angekündigt) und eine weitere Dividende nutzen kann und gleichzeitig den Qualitätsdurchschnitt seines Portfolios erhöht, indem eher margenschwache Bereiche abgegeben wurden. Daher habe ich mich außerhalb des Wikis zum Einstieg entschlossen.

Wenn das FiFo-System irritiert

Wenn man Aktienteilpositionen gelegentlich kauft und wieder verkauft, um Preisschwankungen zu nutzen, wird für Teilverkäufe der Gewinn festgestellt. Das FiFo-System (First in, First out) ist dabei bekanntlich das steuerlich vom Gesetzgeber vorgeschriebene Bezugssystem. Man verkauft demnach bei einem Teilverkauf zuerst die am längsten im Depot liegenden Stücke. Das ist im privaten Depot mitunter ärgerlich, weil die ältesten häufig auch die am günstigsten erworbenen Stücke darstellen. Werden diese nun verkauft, ist der rechnerische Gewinn hoch und es fällt eine recht hohe Steuer an. Umgehen lässt sich das ein Stück weit mit Hilfe von Unterdepots.

Im Wikifolio zahlt man zum Glück überhaupt keine Steuern auf Verkäufe innerhalb des Wikifolios und kann sich über einen langfristigen Zinseszinsvorteil freuen. Das FiFo-System begegnet einem dennoch – und kann auf den ersten Blick zu Irritationen führen, wie gerade mal wieder aufgefallen ist. Daher möchte ich gerne einmal erklären, was dort eigentlich geschieht und wie sich der scheinbare Widerspruch am Ende dann eben doch logisch auflösen lässt.

Zum Hintergrund: Ich trade aktuell gerne Evotec-Positionen. Evotec ist ein sehr langfristiges Investment, dessen Geschäft ziemlich konjunkturunabhängig verläuft und bei dem kurzfristige Entwicklungen vergleichsweise irrelevant für den „wahren Wert“ des Unternehmens ist, der kurzfristig ziemlich konstant bleibt. Der Börsenpreis schwankt bei Evotec allerdings erheblich mit den Märkten. Das nutze ich, um bei Kursrücksetzern günstig zu kaufen und teurer wieder zu verkaufen, wenn der Markt den Rücksetzer korrigiert. Weil ich von der langfristigen Werthaltigkeit Evotecs ohnehin überzeugt bin und die kurzfristigen Kursschwankungen mit dem Unternehmenserfolg kaum etwas zu tun haben, eignet sich Evotec hierfür meines Erachtens besonders gut.

Praktisch habe ich mir vorgenommen, alle rund 75-100 Cent abwärts im Aktienkurs jeweils 200 Aktien nachzukaufen und sie wieder zu verkaufen, wenn die Aktie wieder um das gleiche Stück zurückgeklettert ist. So kaufte ich am 28.2. zuletzt nach für 17,03 Euro pro Stück und verkaufte die gleiche Anzahl an Stücken am 7.3. zu 18,015 Euro pro Stück. Das war ein schönes Geschäft (zumal ich die Stücke heute wieder zu 17,00 zurückgekauft habe) mit fast einem Euro Gewinn pro Aktie. Doch Wikifolio zeigt zu dem Verkauf vom 7.3. an: -3,5%, also ein Verlustgeschäft.

Was ist da los, hat sich der Handel etwa doch nicht gelohnt? Die Antwort liegt im FiFo-System. Wikifolio hat gedanklich nicht den günstigen Nachkauf wieder verkauft, sondern den ersten Teil der teureren Ursprungsposition. Von dort aus betrachtet entstand tatsächlich ein Verlust. Auch wenn das eigentlich nicht der relevante Vergleich ist, wird auch hier der FiFo-Standard verwendet und kann daher in der Darstellung für Irritationen sorgen. Bei Teilverkäufen muss man Renditeangaben also zu interpretieren wissen.

Übrigens gleichen sich die beiden Betrachtungsweisen mathematisch natürlich am Ende auch wieder aus, denn die Arithmetik bleibt natürlich in sich immer konsistent. Der vermeintliche Verlust-Trade führt nämlich im Gegenzug zu einer Minderung des durchschnittlichen Einstiegspreises, so dass der zukünftige Verkauf der Restposition eine umso höhere Rendite bringen wird. Am Ende ist der Ball also wieder rund  😊

Das Ergebnis Procredits vor Sonderrücklagen ist hervorragend! Die Buchungen dieser Sonderrücklagen (2020 für Corona 16,4 Mio, jetzt aufgelöst, neu 28,9 Mio für "mögliche[] adverse[] makroökonomischen Szenarien, insbesondere in Hinblick auf Inflation und gestiegene Energiepreise" rechnet man also mit 12,5 Mio heraus. Varengold hatte auch schon solche pauschalen makroökonomischen Sonderrückstellungen gebildet, das scheint aktuell en vogue zu sein. Wenn die heutige Prognose aufgeht und sich das Ergebnis (EKQ) 2023 verdrei- bis vierfacht, wäre das sehr erfreulich - und idealerweise kann die Sonderrücklage nächstens Jahr wieder aufgelöst werden so wie man es jetzt mit der für Corona gemacht hat.

 

Die Jahresabschlusspräsentation Procredits (siehe Webseite) beinhaltet übrigens ein klares Bekenntnis dazu, für das FY23 wieder eine Dividende von 1/3 des JÜ auszuschütten. Sehr hilfreich war außerdem der Hinweis, dass man in keiner der Tochterbanken irgendwelche Probleme hat, die andere Banken (Credit Suisse und Co) gerade haben. Das hat natürlich auch damit zu tun, dass PC quasi keinerlei festverzinsliche Wertpapiere hält, die jetzt wegen des Zinsanstiegs teilabgeschrieben werden müssten. Die Zinsmarge stieg derweil in Q4 weiter.

 

Bei einer Fortsetzung des Ukraine-Krieges sind 90 Cent EPS und 30 Cent Dividende eine erste gute Schätzung für 2023 auf Basis des gegebenen Ausblicks in der Präsentation heute. Bei einem Kriegsende und/oder einer Auflösung der makroök. Sonderrückstellungen könnte das Ergebnis natürlich noch deutlich höher ausfallen. Die Aktie stieg heute um rund 7%.

Einschätzung Buy
Rendite (%) -0,28 %
Kursziel 500,00
Veränderung
Endet am 13.05.23

Kursziel gesetzt auf 500,0

Die Zahlen von Supercom sind da und fallen leider nicht wie erhofft aus:

https://www.sec.gov/cgi-bin/viewer?action=view&cik=1291855&accession_number=0001178913-23-001460&xbrl_type=v#

Zwar wuchs der Umsatz erwartungsgemäß kräftig, offenbar hat Supercom aber die Aufträge durch zu knapp kalkulierte Preise erhalten. Nur durch einen starken Rückgang der "sonstigen Ausgaben" bessert sich das operative Ergebnis, das sich sonst sogar verschlechtert hätte.

Schade, ich hätte Supercom wirklich mehr zugetraut. Meine kleine Position habe ich nun konsequenterweise direkt wieder verkauft und das Kapitel für mich abgeschlossen.

Bei der Halyk Bank, bei der ich gleichzeitig eingestiegen war, sieht die Entwicklung wesentlich besser aus. Die Jahreszahlen 2022 waren hervorragend und in der nächsten Woche dürfte es den Dividendenvorschlag geben, auf den ich sehr gespannt bin.

Die Halyk Bank kündigte heute morgen an, dass sie plant, umgerechnet zwei Euro Dividende pro GDR auszuschütten. das entspricht einer Dividendenrendite von weit über 10%. Der Kurs steigt aktuell ebenfalls um gut 10%. Da Halyk damit sogar nur 50% des Jahresgewinns als Dividende ausschüttet, ist die hohe Dividende trotzdem nachhaltig und ermöglicht gleichzeitig weiteres Wachstum im laufenden Jahr.

An Halyk kann man wahrscheinlich noch viel Freude haben. Ausschüttungstermin ist der Monatswechsel Mai/Juni.