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Wie man die Sprachbarriere bei ausländischen Smallcaps überwindet


Da ich in letzter Zeit in Deutschland mehr und mehr Schwierigkeiten hatte Aktien zu überzeugen, habe ich mich (wie ihr hier mitbekommen habt) vermehrt auf die Suche nach Investitionsideen in anderen Ländern gemacht. Ein Problem dabei kann jedoch die Sprachbarriere sein.

In den Kommentaren zu meiner Analyse von  Toho System Science kamen mehrere Anfragen nach den Quellen meiner Information. Der Grund war, dass abgesehen von ein paar Seiten mit zusammengefassten Finanzkennzahlen keine englischsprachigen Informationen im Internet zu finden waren.

Jedoch möchte ich mit diesem Artikel Mut machen: wir leben nicht mehr im Mittelalter wo sich selbst Sprecher mancher deutscher Dialekte schwer verständigen konnten, wir leben in einer Zeit des rasanten digitalen Fortschritts. Ein Teil dessen ist der Zugang zu Informationen – der zugegebenermaßen wenig hilft, wenn die Informationen nur auf japanisch, chinesisch, arabisch oder einer anderen unbekannten Sprache mit vielleicht noch unbekannten Schriftzeichen verfügbar sind. Mit meinem japanisch kann ich gerade so durch die Firmenhomepage zur Investor-Relations-Seite navigieren, aber um ehrlich zu sein hätte ich keine Chance einen Geschäftsbericht oder nur eine Dividendenbekanntmachung zu verstehen.

Zum Glück gibt es aber inzwischen enorme Fortschritte in Data Science und maschinellem Lernen! Ich selbst arbeite in dem Gebiet und kann erleben, wie es sich immer wieder fortentwickelt, wie mit billigerer Rechenkraft aus schnelleren Rechnern neuronale Netze langsam zu Standardanwendungen werden und aktuell Googles neue TPU als der nächste große Durchbruch gefeiert wird.

Was hat maschinelles Lernen mit der Sprachbarriere zu tun? Eine der interessantesten Anwendungen (neben automatischer Bilderkennung die wegen ihrem Einsatz für Werbung gerade schwer bearbeitet wird) ist die Übersetzung zwischen verschiedenen Sprachen. Versuche für maschinelles Übersetzen gibt es seit mehr als fünfzig Jahren und einige wertvolle Techniken wurden dabei entwickelt. Aber keine davon war so gut, dass sich das automatische Übersetzen von Texten durchgesetzt hätte. Im Gegenteil ist es fast sprichwörtlich geworden unsinnige Übersetzungen als „Google-Translate-Übersetzungen“ lächerlich zu machen. Mit den neuesten Algorithmen allerdings ist die Übersetzung von Google Translate gut genug geworden, um sogar Entscheidungen auf dieser Grundlage treffen zu können. Daten auf denen man die Algorithmen trainieren kann gibt es ohnehin en masse.

Dass das simple nachschlagen von Wörtern mit ihren verschiedenen Bedeutungsnuancen für einen Computer mit Zugriff auf eine entsprechende Datenbank ein leichte Aufgabe ist versteht sich von selbst. Gerade was Finanzberichte angeht sind die wichtigsten Informationen die Tabellen mit den eigentlichen Daten. Und die Beschriftung dieser Tabellen sind eben einzelne klar definierte Wörter, die der Rechner nur nachschauen muss und problemlos übersetzen kann. Da Google Translate auch ganze pdf-Dokumente übersetzen kann eine echte Stärke!

Schwieriger sind die längeren Erklärungen und Sätze, gerade wenn sie in Fachsprache gehalten oder verschachtelt sind. Meine Erfahrung ist aber, dass man fast alle prinzipiell versteht und bei dem Rest notfalls die einzelnen Wörter und den Zusammenhang berücksichtigen kann.

Mein Ratschlag ist weiterhin, den Übersetzer (falls man genug englisch beherrscht) von Englisch in die/aus der entsprechenden Zielsprache zu übersetzen. Da englisch die mit Abstand wichtigste Sprache der Welt mit den meisten verfügbaren Daten ist und auch noch die führenden Unternehmen aus den USA kommen ist die englische Übersetzung einfach die ausgefeilteste. Außerdem ist die grammatikalische struktur wesentlich einfacher als etwa bei Deutsch, was die Übersetzung noch natürlicher klingen lässt und dem Computer die Arbeit erleichtert.

Dazu rate ich stark, besonders auf logisch zusammenpassende Informationen zu achten. Wenn einem etwas seltsam vorkommt sollte man unbedingt genauer hinschauen und eventuell sogar die Wörter in der ursprünglichen Version vergleichen.

Als letzte Maßnahme, um zu vermeiden dass ich kostspielige Fehler mache weil ein Nebensatz mit wichtiger Information bei mir nicht korrekt angekommen ist, habe ich mich entschlossen im Ausland umso stärker auf Aktien mit Sicherheitsmarge zu achten. Ich will als Valueinvestor sicher sein, dass ich eine ordentliche Rendite auch noch bei ungünstiger Entwicklung oder bei Fehleinschätzungen erhalte. Deshalb achte ich bei allen Investitionen auf eine Sicherheitsmarge und investiere nur wenn ich vom Unternehmen überzeugt bin. Ich bin überzeugt, dass das auch im Ausland wichtig ist. Nicht nur wegen der Sprache, sondern weil mich im Zweifel Informationen erst wesentlich später erreichen und weil ich die lokalen Gegebenheiten und Gesetze in anderen Ländern schlechter kenne.

Was ist der Lohn? Zugang zu einem Bereich der Aktienmärkte, in dem viele sich nicht trauen zu investieren, und der deshalb strukturell eher zu Fehlbewertungen von Unternehmen neigt. Man findet einfach viel leichter stark unterbewertete Unternehmen, wenn man sich auf die weniger beachteten Bereiche mit weniger Investoren-Konkurrenz konzentriert.

Zuletzt noch eine Kostprobe davon, wie eine Übersetzung aussehen kann. Ich habe hier die Website von Toyota gewählt, da sie komplett auch in englisch verfügbar ist und ein Beispiel gerade für die Übersetzung von Japanisch in Englisch bietet. Zwar reicht es noch lange nicht an eine professionelle Übersetzung heran, aber ich finde man versteht schon sehr gut:

Screenshot einer Toyota-Investoren Website auf japanisch im Google-Übersetzer Screenshot einer Toyota-Investoren-Website auf englisch (also vom Unternehmen übersetzt)

Daher nur Mut: Wenn man beim Screenen eine Website findet auf der ausschließlich Informationen in Landessprache verfügbar sind ist das heutzutage kein großes Problem. Automatische und freie Übersetzungswerkzeuge erlauben auch diese zu verstehen! Das größte Problem bilden dabei im Moment Beschriftungen auf Bildern, die leider meist nicht übersetzt werden. Technologisch wäre das sicherlich nicht das Problem, denn Texterkennung funktioniert inzwischen ebenfalls erstaunlich gut. Daher wird es wohl nur eine Frage der Zeit sein, bis wir das auch genießen dürfen und übersetzte Grafiken bekommen 🙂

Ich jedenfalls habe inzwischen keine Probleme mehr in fremdsprachige Unternehmen zu investieren – Big Data sei Dank. Ich bin gespannt wann sich das in der globalen Valuecommunity (die doch sehr auf den englischsprachigen Raum fixiert ist) durchsetzt. Vielleicht haben wir in zehn Jahren Browser, in denen wir gar nicht mehr bemerken in welcher Sprache der Content eigentlich veröffentlicht wurde?

Frohes Investieren und einen gesegneten Pfingstmontag!


Quelle: preisundwertaktienblog

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