Öl: Forward-Kurve flacht ab – was das bedeutet!

Lieber Leser,

um die von den Marktteilnehmern erwarteten Preise für Öl zu erfahren, greift man in der Regel auf die Preise an den Terminmärkten zurück. Diese basieren auf Geschäften, die erst in der Zukunft gänzlich abgeschlossen werden. Stellen Sie sich folgendes vor:

1. Sie können heute eine Flasche Öl zu dem aktuell notierten Preis kaufen. Die Lieferung wird „sofort“ umgesetzt (bzw. spätestens bei Auslaufen des aktuellen Kontraktes, in diesem Fall Juni 2017).
2. Oder Sie haben die Möglichkeit heute zu kaufen, die Lieferung aber erst in einem Jahr im Juni zu veranlassen.

In einer normalen Situation, ohne Erwartungen an Preisveränderungen, müsste Sie die Wahl des zweiten Geschäfts mehr kosten. Denn in das Geschäft fließen nun andere Kosten mit ein wie etwa Lagerkosten. Diese Situation nennt man „Contango“.

Das Gegenteil davon, also wenn der aktuelle Preis für das zweite Geschäft (inklusiver später Lieferung) niedriger ist als ein Kauf in in diesem Jahr, wird als „Backwardation“ bezeichnet. Das ist dann der Fall, wenn es genügend Käufer gibt, die bereit sind, diese zusätzlichen Lagerkosten auf sich zu nehmen. Das ist in der Regel aber nur dann möglich, wenn diese Käufer in Zukunft höhere Preise erwarten.

Fazit

Aktuell befinden wir uns seit Beginn des Ölpreisverfalls klar in einer Contango-Situation. Die Differenz zwischen dem aktuellen Preis und dem Preis für das zukünftige Geschäft fällt jedoch gering aus. Der Juni-Kontrakt 2017, also der aktuellste, wird im Vergleich zum Juni-Kontrakt 2018 mit nur einem Abschlag von 2,4 US-Dollar gehandelt. Das ist seit März die niedrigste Differenz. Gemäß der Kurve erwarten Marktteilnehmer zwar noch keine stark steigenden Ölpreise, aber sichtlich auch keinen starken Einbruch. Sollte sich die Situation ins Backwardation verkehren, dürfte das unter anderem ein positives Signal für den Ölpreis darstellen.

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Ein Beitrag von Rami Jagerali.

Quelle: Robert Sasse