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Leserfrage: Wo kommen plötzlich die Billionen, Milliarden und Millionen an Geld her, und wer soll sie zurückzahlen?


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Ich freue mich über das positive Feedback zu den Leserfragen meiner letzten Ausgaben. Ich werde die Leserfragen nun wieder in den Heibel-Ticker als eigenes Kapitel einbauen. Vor vielen Jahren hatte ich das schon regelmäßig getan, doch damals störten sich einige Leser daran, dass ich auf individuelle Probleme eingehe, was die Allgemeinheit „nicht interessiere“. Ich habe das dann irgendwann gelassen. Das aktuell positive Feedback zur erfolgten Wiederaufnahme einiger meiner Leser bestärkt mich darin, dies auch künftig zu tun. Bitte haben Sie aber Verständnis, dass ich nur wenige ausgewählt Leserfragen in den Heibel-Ticker aufnehme.


Nachfolgend finden Sie meine Antwort zu der Frage: Wo kommen plötzlich die Billionen, Milliarden und Millionen an Geld her, und wer soll sie zurückzahlen?

Die Notenbanken können Geld aus dem Nichts erschaffen. Beispielsweise kommt eine normale Geschäftsbank zur Notenbank und sagt, mein Kunde, der Autobauer XY, möchte gerne einen Kredit über 100 Mio. Euro von mir haben. Gibst Du, liebe Notenbank, mir das Geld, damit ich dem Kunden den Kredit geben kann?

Die Notenbank schaut nun nicht etwa in den Tresor um festzustellen, ob dort 100 Mio. Euro liegen, die verliehen werden können, sondern nimmt ein weißes Blatt Papier und schreibt drauf: „100 Mio. Euro”. Dieses Papier gibt sie der Bank und sagt: „Das müsst ihr uns aber irgendwann zurück geben”. Die Bank geht mit dem Papier zum Kunden, händigt das 100 Mio. Euro Blatt (man könnte auch Schein sagen) aus und schwups sind 100 Mio. Euro mehr im Umlauf unseres Geldsystems.

Natürlich habe ich bei dieser vereinfachten Darstellung nicht berücksichtigt, dass die Notenbank sich die Bilanz der Bank anschaut und nur Geld bis zu bestimmten Höchstwerten in Abhängigkeit von der Bilanz ausleiht. Und es gibt Zinsen, Laufzeiten und vieles mehr. Aber das Grundprinzip ist immer gleich: Die Notenbank kann neues Geld aus dem Nichts erschaffen.

Die Menge an Geld, die von der Notenbank erschaffen werden kann, soll genau so sein, dass wir eine kleine Inflation haben, „nahe bei, nicht aber über 2%” lautet noch immer das offizielle Ziel. Wenn die Notenbank zu viel von diesen Papieren schreibt, dann entsteht ein Wettbewerb um die Güter, so dass deren Preise zu schnell steigen könnten – die Inflation würde also über 2% springen. Wenn das passiert, dreht die Notenbank an der Zinsschraube oder nutzt andere „unkonventionelle” Maßnahmen, um eine zu hohe Inflation wieder zurückzuführen.

Inflation ist dabei die Maßeinheit für die Veränderung des Geldwertes. Das Mandat der Notenbank lautet, für Geldwertstabilität zu sorgen. Kaufkraft und Preisniveau müssen also aufeinander abgestimmt sein.

Jetzt gehen wir mal vereinfacht davon aus, dass wir eine bestimmte Geldmenge für die verfügbaren Güter haben. Wenn – wie wir derzeit beobachten – die verfügbaren Güter weniger werden, weil die Wirtschaft in ein künstliches Koma versetzt wurde, und gleichzeitig die Geldmenge drastisch ausgeweitet wird, weil Regierungen mit Konjunkturprogrammen um sich schmeißen (auch Regierungen sind „Kunden” der Geschäftsbanken), dann sollte man auf den ersten Blick meinen, dass die Preise nach oben schießen und wir eine ziemlich hohe Inflation bekommen. Das ist jedoch falsch, denn wir haben in unserer Betrachtung noch nicht die Zeit berücksichtigt.

Die oben genannten 100 Mio. Euro können von dem Bankkunden verwendet werden, um eine zusätzliche Fabrik zu bauen. Der Fabrikbauer erhält das Geld und kauft damit die erforderlichen Maschinen ein, der Maschinenbauer nimmt das Geld und kauft Vorprodukte ein, um die Maschinen zu bauen und der Zulieferer verwendet das Geld für den Einkauf von Rohstoffen. Das Ganze spielte sich nun beispielsweise von Januar bis Dezember ab. Mit den 100 Mio. Euro wurden 4 Rechnungen bezahlt. Unser Bruttoinlandsprodukt würde durch diesen Vorgang um 400 Mio. Euro anspringen. Güter im Wert von 400 Mio. Euro wurden nachgefragt. Die zusätzlichen 100 Mio. Euro haben also noch viel mehr an Nachfrage erzeugt als der ursprüngliche Betrag. Die zu erwartende Inflation wäre also deutlich höher.

In diesen Tagen erleben wir das genaue Gegenteil. Unzählige Firmen laufen zu ihren Banken, um Kredite zu bekommen. Sie bekommen ihre 100 Mio. Euro, die von der Notenbank aus dem Nichts erschaffen werden und die Kredite werden von der Bundesregierung abgesichert. Nun wird mit den 100 Mio. Euro aber keine neue Fabrik gebaut, sondern es werden fällige Gehälter an Mitarbeiter ausgezahlt, fällige Mieten überwiesen und fällige Rechnungen bezahlt. Diese Zahlungen wären ohnehin erfolgt, wenn das Geschäft normal verlaufen wäre, doch aufgrund des künstlichen Komas unserer Wirtschaft fehlen vielen Unternehmen Einnahmen, mit denen diese Zahlungen geleistet worden wären.

Geld, das irgendwo in den Tresoren vieler Kunden liegt, die eigentlich ein Auto gekauft hätten, liegt derzeit noch immer im Tresor. Dieses Geld wurde der Wirtschaft vorübergehend entzogen, da es nicht „umgeschlagen” wird. Wir erinnern uns: Das Bruttoinlandsprodukt wird bestimmt durch die verfügbare Geldmenge und durch die Häufigkeit, wie oft das Geld innerhalb des Jahres zur Zahlung verwendet wird (Umlaufgeschwindigkeit).

Die Umlaufgeschwindigkeit ist aufgrund der Coronakrise eingebrochen. Diesen Einbruch muss die Notenbank durch eine Erhöhung der Geldmenge ausgleichen, damit die Geldwertstabilität gewahrt wird.

Soweit sind sich alle einig. Worin nun die Experten streiten, ist die Fähigkeit der Notenbank, die einmal ins System geschleuste Geldmenge wieder zurückzuholen, wenn die Wirtschaft wieder anläuft, wenn sich also die Umlaufgeschwindigkeit wieder erholt.

Wer soll das alles zurückzahlen? Nun, der Autobauer, die Regierung (über Steuern, also wir), …

In Kapitel 06 meiner neuen Ausgabe finden Sie die weitere neue Leserfragen und meine Antworten dazu frei zugänglich: https://heibel-ticker.de/heibel_tickers/1737#ch06

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Ich bin als Börsenprofi seit über 20 Jahren erfolgreich als Börsenbrief Autor aktiv. Ich gebe mit meinem Heibel-Ticker einen wöchentlichen Einblick in die aktuelle Finanzwelt. Privatanleger profitieren von meinen verständlichen Analysen, fundierten Kenntnissen und meiner unabhängigen Meinung. Ich analysiere international, biete diversifizierte Empfehlungen und arbeite stets aktuell und druckfrisch.

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