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Gibt es Auswirkungen durch die überarbeiteten Eigenkapitalregeln der DFL?


Nach den Massenprotesten der Fans musste die DFL-Liga des deutschen Männerfußballs ihre Pläne zur Einbringung von Private-Equity-Investitionen bzw. privatem Beteiligungskapital aufgeben.

Diese Nachricht kommt daher, dass die DFL in letzter Zeit potenzielle Partner nur auf CVC Capital Partners beschränkt hat, die bereits ähnliche Verbindungen mit der spanischen LaLiga und der französischen Ligue 1 haben.


Was ist der Hintergrund der Investitionen?

Am 21. Februar 2024 gab die DFL bekannt, dass ihre Pläne wegen der Fanproteste eingestellt würden. Die Liga wollte in ihr Geschäftskonzept einen externen Beteiligungspartner einbinden. Dieser sollte sich über einen Zeitraum von 20 Jahren für rund 1 Milliarde Euro (1,1 Milliarden US-Dollar) mit bis zu 8 Prozent an den Übertragungsrechten der 2. Bundesliga beteiligen.

Die Einnahmen sollten für den Aufbau einer international zugänglichen Streaming-Plattform verwendet werden, um die internationale Attraktivität der deutschen Liga zu steigern. Mit einer bekannten Streaming-Plattform gäbe es die Möglichkeit eines besseren Marketings, was wiederum zu mehr Publikum führen würde. Ein weiterer Vorteil einer solchen Bandbreite wäre die Werbung an Sportwettstudios. Die Industrie ist weltweit vernetzt und kaum ein Fan sieht sich nicht manchmal Wetten auf Fußball an. Die Fangemeinde würde diese Idee vermutlich unterstützen.

Dennoch kam es an verschiedenen Spieltagen zu massiven Fanprotesten. Die Gemeinde zeigte ausdrücklich, dass sie mit der Aussicht auf externe Investitionen in die DFL nicht einverstanden ist. Während der Proteste warfen Fans Tennisbälle und verschiedene andere Gegenstände auf das Spielfeld, auch bei wichtigen Spielen mit den größten Klubs des Landes. Damit wollten die Fans ihre extreme Ablehnung der Pläne zum Ausdruck bringen, obwohl viele Spitzenklubs des Landes mit der Vorstandsebene externe Investitionen befürworten.


Wackeliges Mandat

In einer geheimen Abstimmung im Dezember 2023 wurde die Zweidrittelmehrheit der Vereine nur knapp erreicht: 24 der 36 Stimmen sagten dem überarbeiteten Plan zu. Viele Vereine gaben anschließend öffentlich kund, wie sie abgestimmt hatten, da sie als Verein ihren Mitgliedern gegenüber Transparenz schuldig seien. So wurde schnell bekannt, welche zehn Vereine mit „Nein“ gestimmt hatten.

Das Problem der DFL-Führung bestand darin, dass die Mitglieder von Hannover 96 ihren Vertreter Martin Kind angewiesen hatten, dagegen zu stimmen. Kind weigerte sich jedoch, öffentlich zu sagen, wie er abgestimmt hatte. Nachdem bekannt wurde, dass die zehn Vereine mit „Nein“ gestimmt hatten, war es äußerst wahrscheinlich, dass seine Stimme mit „Ja“ gestimmt hatte. Daher war sie ebenso entscheidend für die Erzielung der erforderlichen gewichteten Mehrheit.

Der Auftrag der DFL-Führung, mit den Private-Equity-Investoren zu verhandeln, war auf diese Weise von Anfang an wackelig und wurde von der überwiegenden Mehrheit der organisierten Fußballfans in Deutschland als illegitim angesehen. Aus diesem Grund schlagen die Proteste überall riesige Schlagzeilen in Offline sowie Online News.

Dieses System wird auch als die „50+1-Regel“ bezeichnet. Um eine Lizenz zu erhalten, muss ein Verein seine Fußballmannschaft vollständig oder mehrheitlich besitzen. Diese Regel soll sicherstellen, dass die Klubmitglieder die Gesamtkontrolle behalten, indem sie mindestens 50 % + 1 der Klubanteile besitzen und sie so vor dem Einfluss externer Investoren schützen können. Und hier nutzte die DFL möglicherweise einen offensichtlichen Regelverstoß von Kind als Grundlage für die Aushandlung eines umstrittenen Investitionsabkommens, das bereits in den Monaten zuvor von den Fans abgelehnt wurde.


Kann die Fortsetzung unter solchen Umständen positiv verlaufen?

Nun sagt Hans Joachim-Watzke, Aufsichtsratsvorsitzender der DFL und gleichzeitig Vorstandsvorsitzender des Bundesliga-Schwergewichts Borussia Dortmund, dass „eine erfolgreiche Fortsetzung des Prozesses angesichts der aktuellen Entwicklung nicht mehr möglich erscheint.“

Finanzexperten wie der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des 1. FC Köln, Eckhard Sauren, wiesen darauf hin, dass es weniger gefährliche Alternativen gebe. Zivilgesellschaftliche Organisationen wie die Finanzwende zeigten zudem auf, dass es in der Natur von Private Equity liege, Einfluss einzufordern. Zusammen mit anderen Finanzexperten argumentierte Finanzwende, für die DFL sei es unmöglich zu versprechen, dass ihre „roten Linien“ zwei Jahrzehnte lang Bestand haben würden. Unabhängig davon, ob es zu Hochwasser oder anderen Katastrophen käme.


Was passiert als Nächstes?

Auf der einen Seite kann man die Proteste als Sieg der Fußballfans ansehen, die verhindern wollen, dass jeder Aspekt des täglichen Lebens finanzialisiert wird. Auf der anderen Seite verliert die DFL hierdurch vielleicht Umsätze, mit denen sie das Konzept des deutschen Fußballs weiter in die Welt tragen und die Bundesliga noch beliebter machen könnte. Es ist ein Gewinn für die Menschheit, aber ein Verlust für die Wirtschaft.

Darüber hinaus lässt der Sieg die Fans in Deutschland hoffen, dass man mit der richtigen Regierungsführung das Finanzsystem im Großen und Ganzen zähmen und es für den Menschen und die Realwirtschaft nutzen kann, statt übermäßige Profitgier zu befürworten. Dieser Sieg kostet die DFL jedoch ihre Stabilität sowie die Möglichkeit, weitere Investoren ins Spiel zu bringen. Manche Experten sprechen sogar über eine „Spaltung der Liga“, was für die Wirtschaft sicher kein Plus wäre.

 


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