Die große Wiedergutmachung: Wie FTX seine Gläubiger besänftigen will
FTX, also jene Kryptowährungsbörse, die letztes Jahr einen veritablen Crash hingelegt hat, macht zusehends Fortschritte in der Zusammenarbeit mit Galaxy Digital, einer Investmentgruppe unter der Leitung des US-Milliardärs Mike Novogratz, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, bei der Verwaltung und dem Verkauf der betreffenden Kryptowährungsbestände unterstützend tätig zu sein, mit dem Ziel, ausreichend Gelder für die betroffenen Gläubiger zurückzugewinnen.
Diese Kryptowährungsbörse, die nun unter der Leitung des Insolvenzspezialisten John Ray III steht, hat sich für die Digital Asset Management-Abteilung von Galaxy Digital entschieden, um Beratung, Verkaufsstrategien, Absicherungs- und Abwicklungsdienste für die Bitcoin- und Ether-Vermögenswerte von FTX bereitzustellen, wie aus einer kürzlich veröffentlichten Gerichtsakte hervorgeht.
So ging es mit FTX bergab
FTX-Kunden wussten wahrscheinlich bereits zuvor, dass Krypto-Investitionen äußerst riskant sind, und Experten gingen sogar so weit, sie mit dem Spielen einer Online Casino zu vergleichen. Aber sie hatten wahrscheinlich nicht damit gerechnet, dass der Zusammenbruch einer gesamten Börse ein noch größeres Risiko darstellen würde.
Doch genau das geschah im vergangenen November, als das Unternehmen den Rücktritt und den Bankrott des Gründers Sam Bankman-Fried bekannt geben musste. Dieses Firmenkonstrukt schuldet seit damals seinen Gläubigern und Kunden über acht Milliarden US-Dollar und machte seinerseits für den Zusammenbruch grundsätzlich Liquiditätsprobleme im Zusammenhang mit seinem FTT-Token und das Handelsunternehmen von Bankman-Fried, Alameda Research, verantwortlich.
Die Situation verschlimmerte im vergangenen Herbst, als die Konkurrenzbörse Binance ebenfalls begann, FTT-Token zu verkaufen, weil Bedenken hinsichtlich einer finanziellen Schieflage von FTX bestanden. Die Krise führte zu raschen finanziellen Behebungen von Kundenseite und schließlich zum Zusammenbruch der gesamten FTX-Gruppe.
Die Verhaftung von Bankman-Fried aufgrund mehrerer Anklagepunkte, darunter Betrug und Geldwäsche brachte ein schockierendes Ende der einstmalig gefeierten FTX-Werten, und, viel schlimmer noch, warf einen bedrohlichen Schatten auf die gesamte Kryptowährungsbranche.
Was beinhaltet der Galaxy Digital-Deal
Nach dem oben geschilderten Zusammenbruch ist gegenwärtig ein strategischer Schritt im Gange, um vor allem die prekäre Situation zu retten und Gelder für die Gläubiger zurückzugewinnen.
Im Rahmen eines umfassenden Plans zur Bewältigung dieser Vertrauenskrise plant ein neues FTX-Managementteam, die Expertise von Galaxy Digital in Anspruch zu nehmen, einer Investmentgruppe, die vom US-Milliardär Mike Novogratz gegründet wurde.
Der Digital-Asset-Management-Zweig von Galaxy Digital verfügt über die Mittel, um die Verwaltung, den Verkauf, die Absicherung und den Einsatz der beträchtlichen Reserven an Bitcoin- und Ether-Münzen von FTX zu übernehmen. Ziel ist es, den Wert dieser Vermögenswerte zu maximieren und dringend benötigte Liquidität für die Gläubiger zurückzugewinnen.
FTX entschied sich für Galaxy nach Rücksprache mit den Gläubigervertretern und seinen potenzieller Anlageberatern. Sie gehen davon aus, dass die Investmentgruppe über die nötige Erfahrung verfügt, um ihre digitalen Vermögenswerte kostengünstig zu verwalten und auf den Markt zu bringen.
Die Partnerschaft wird auf gegenseitiger Kontrolle beruhen, so darf Galaxy vorbehaltlich wöchentlicher Limits beispielweise die Befugnis haben, die Kryptowährungsbestände von FTX gegen Bargeld zu verkaufen. Sie werden auch eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung des Risikos von FTX gegenüber potenziellen ungünstigen Preisbewegungen spielen und gleichzeitig seine bedeutenden Bitcoin- und Ether-Bestände schrittweise verkaufen.
Galaxy wird außerdem versuchen, Renditen aus der Konkursmasse zu erzielen. Dies ist eine gängige Praxis auf Kryptomärkten, wo Anleger ihre Krypto-Vermögenswerte für einen bestimmten Zeitraum sperren und den Einsatz an einen Dritten delegieren. Dieser Dritte investiert dann die Vermögenswerte in Projekte, die Zinsen oder Erträge bieten, um so die größtmögliche Rendite für die Anleger zu erzielen.
Wird es möglich sein, die ausstehenden Summen an die Gläubiger auszuzahlen
Die Allianz zwischen FTX und Galaxy Digital wird als ein vielversprechendes strategisches Manöver im Umgang mit den Folgen des Zusammenbruchs von FTX gesehen.
Aufgrund der umfangreichen Erfahrung und den fachlichen Kompetenzen von Galaxy Digital im Bereich der digitalen Vermögensverwaltung und des Handels mit diversen digitalen Währungen haben die neuen FTX-Führungskräfte große Chancen, ihre Kryptobestände effektiv zurückzugewinnen. Die Ernennung dieses Unternehmens zeigt, dass ein wohl durchdachter Entscheidungsprozess im Laufen ist, was im Grunde genommen nach großen finanziellen Desastern nicht immer der Fall ist.
Die gewählten Sanierungsstrategien spiegeln auch einen proaktiven Ansatz wider und diese haben gute Chancen, die Ziele beider Unternehmen, die Rendite zu maximieren, zu erreichen.
Auch der neue FTX-Chef John Jay Ray III weckt Zuversicht, da er eine beeindruckende Erfolgsbilanz bei der Leitung einiger der bedeutendsten Unternehmenssanierungen der Geschichte vorweisen kann.
Unter anderem orchestrierte er die Nachwirkungen des berüchtigten Absturzes von Enron aufgrund eines Bilanzskandals im Jahr 2001 und half dem in Ungnade gefallenen Unternehmen, über 828 Millionen US-Dollar an Gläubigerbeiträgen einzutreiben. Ray hat auch sein Können bei Umstrukturierungsvorhaben wie Residential Capital und Fruit of the Loom unter Beweis gestellt.
Ein wichtiger Grund für seinen Erfolg war seine Bereitschaft, vor Aufsichtsbehörden auszusagen und bei seinen Sanierungen völlig transparent zu sein.
Während die neue Führung den Weg nach vorne vorgibt, wird eine vollständige Genesung des niedergeschlagenen Unternehmens nicht einfach sein, aber die Ernennung von Galaxy Digital bietet die bestmöglichen Erfolgschancen.
