Menü
Microsoft selbst warnt vor der Verwendung von Internet Explorer, da er nicht mehr den neuesten Web- und Sicherheitsstandards entspricht. Wir können daher nicht garantieren, dass die Seite im Internet Explorer in vollem Umfang funktioniert. Nutze bitte Chrome oder Firefox.

Die aufpolierten Bilanzen der US-Banken


US-Banken Die aufpolierten Bilanzen der US-Banken

<!-- / .service -->

Goldman Sachs, JP Morgan, Citigroup oder Bank of Ameria - plötzlich weisen die US-Institute wieder Milliardengewinne aus. Doch Experten bewerten die überraschenden Ergebnisse als "Schrottgewinne". Tatsächlich beruhen die Gewinne zum Großteil auf legalen Buchungstricks.

<!-- .image -->
Bank of America - Milliardengewinne dank kreativer Buchf&amp;uuml;hrung. Quelle: dpa Bild vergrößern Bank of America - Milliardengewinne dank kreativer Buchführung. Quelle: dpa handelsblatt.com
<!-- / .image -->

NEW YORK. Heile Welt an der Wall Street? Nach Goldman Sachs, JP Morgan und Citigroup wies gestern auch die Bank of America (BofA) Milliardengewinne für das Auftaktquartal 2009 aus. Das Institut aus North Carolina, das aus dem Banken-Rettungsfonds Tarp mit 45 Mrd. Dollar gestützt werden musste, hat zwischen Januar und März ein Nettoergebnis von 4,2 Mrd. Dollar erzielt, gut drei Mal mehr als im Jahr zuvor. Der plötzliche Aufschwung bei Großbanken, die vor wenigen Monaten noch dem Untergang geweiht schienen, stößt in den USA auf eine Mischung aus Verwunderung und Misstrauen: "Hat die Citigroup wirklich 1,6 Mrd. Dollar verdient?", fragt das "Wall Street Journal" und liefert die Antwort hinterher: "Nicht wirklich." Der Wirtschaftsprüfungsexperte Jack Ciesielski bewertet die überraschenden Ergebnisse in der "New York Times" gar als "Schrottgewinne".

Wegen der Bilanzierungserleichterungen, die US-Behörden im Auftaktquartal 2009 erstmals zugelassen haben, sind die Zahlen in der Tat mit Vorsicht zu genießen. Ein Großteil der jetzt ausgewiesenen Gewinne beruht nicht auf boomenden Geschäften wie in all den Jahren zuvor, sondern schlicht auf kreativer Buchführung. Der Sprung in die schwarzen Zahlen bei Citigroup ist zum Beispiel allein auf eine Bewertungsänderung ihrer eigenen Schulden zurückzuführen. Die Krisenbank aus New York, die im Vorjahr von der US-Regierung aufgefangen werden musste, hat im ersten Quartal ein Nettoergebnis von 1,6 Mrd. Dollar ausgewiesen. Dabei schlägt ein weithin unbekannter Bewertungsposten namens "Credit Value Adjustment" mit 2,7 Mrd. Dollar positiv zu Buche - also einem Betrag, der den Nettogewinn deutlich übersteigt. Auch die Rivalen der Citigroup profitieren von der Strategie: JP Morgan Chase hat 638 Mill. Dollar ihres Quartalsgewinns dieser Bewertungsänderung zu verdanken. Im Grunde ist die Praxis seit 2007 Standard: Sie fiel bisher jedoch nicht weiter auf, weil die Ergebnisse von horrenden Abschreibungen auf riskante Kreditderivate überschattet wurden.

Die Rechnungslegungsvorschriften in den USA (FAS) erlauben die Methode. So sieht die FAS-Regel 159 die Annahme vor, dass Unternehmen ihre Schulden am Quartalsende zurückkaufen könnten. Der Preis der Citigroup-Schulden am Bondmarkt ist im ersten Quartal wegen der Angst vor einem Finanzkollaps massiv gefallen. Der hohe Buchgewinn resultiert entsprechend aus der Annahme, dass Citi diese Schulden billig hätte zurückkaufen können. In der Praxis ist das freilich nicht passiert.

Branchenexperten sehen derlei Kniffe auch vor dem Hintergrund der laufenden "Stresstests". Die US-Regierung lässt seit Wochen die Bücher der 19 größten Kreditinstitute des Landes prüfen. Sie will herausfinden, ob die Banken auch bei einer sich verschärfenden Rezession noch über genügend Kapital verfügen. Die Veröffentlichung der brisanten Ergebnisse ist für den 4. Mai angesetzt. Die Großbanken versuchten in dieser Phase alles, um gut auszusehen, schreibt Goldman-Sachs-Analyst Richard Ramsden in einer aktuellen Studie.

Dazu gehört auch, Bilanzierungserleichterungen in Anspruch zu nehmen, die Washington kurz vor Quartalsende durchgewunken hat. Bislang mussten Banken Kreditpapiere, die seit Monaten nicht mehr gehandelt wurden, konsequent abschreiben ("Mark-to-Market-Regel") und entsprechend hohe Verluste realisieren. Diese Regelung wurde jetzt auf Druck zahlreicher Wall-Street-Firmen aufgeweicht. Der Bilanzexperte und langjährige Lehman-Brothers-Manager Robert Willens geht davon aus, dass die Banken-Ergebnisse dadurch um bis zu 15 Prozent besser aussehen könnten.

Zahlenkosmetik

Bilanzierung

Die amerikanischen Rechnungslegungsvorschriften lassen den Banken neuerdings mehr Spielraum, um in der aktuellen Krise nicht allzu schlecht auszusehen. Seit dem Auftaktquartal 2009 führen Bilanzierungs-Erleichterungen in den USA dazu, dass die Institute toxische Wertpapiere nicht mehr so konsequent auf ihren (gefallenen) Marktwert abschreiben müssen wie bisher. Die bisher geltende "Mark-to-market"-Regel haben die Behörden deutlich aufgeweicht.

Ansichtssache

Auch ein zuversichtlicher Ausblick auf die kommenden Monate kann das Ergebnis schöner aussehen lassen. Citigroup etwa hat im ersten Quartal dieses Jahres nur noch 2,4 Mrd. Dollar für drohende Kreditausfälle zurückgestellt, obwohl sich die Krise am amerikanischen Arbeitsmarkt deutlich verschärft hat. Im Schlussquartal des vergangenen Jahres war die einst größte Bank der Welt vorsichtiger und hatte noch 3,7 Mrd. Dollar zurückgestellt.


Kommentare