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Bitwala und Wirecard – Lichtgestalten des Zahlungsverkehrs


Die Geschäftsmodelle könnten unterschiedlicher nicht sein, dennoch prägen beide Unternehmen maßgeblich das Bezahlwesen. Der 2015 von Jörg von Minckwitz, Jan Goslicki und Benjamin P. Jones gegründete Berliner Zahlungsdienstleister Bitwala wartet nächstens mit Kryptokonten auf, während die seit 1999 bestehende, börsennotierte Wirecard AG mit Sitz in Aschheim bei München für die Digitalisierung der Zahlungsvorgänge weithin bekannt ist.

 

Durchbruch mit der SEPA-Überweisung in Bitcoin

 

Bei Unternehmen steht die Blockchain nicht von ungefähr in hohen Gnaden. Immerhin ist mit ihr das Problem der Zahlungsunfähigkeit von Kunden Schnee von gestern. Eine Transaktion in Bitcoin ist erst möglich, wenn andere Netzwerkteilnehmer die Verfügbarkeit der Kryptowährung bestätigen. Zum Gamechanger macht die Blockchain gleichwohl vornehmlich die Geschwindigkeit. So fallen für eine SWIFT-Überweisung von Deutschland nach China bei einem Betrag von 300 EUR Gebühren in Höhe von 60 EUR an und ziehen bis zu 8 Werktage ins Land, ehe das Geld verfügbar ist. Ein Verbraucher, der sich für Bitwalas SEPA-Überweisung in Bitcoin entscheidet, hat lediglich 0,5 % an Gebühren, umgerechnet also 1,50 EUR zu berappen und darf mit der Verfügbarkeit des Geldes in China längstens nach 6 Stunden rechnen. Gezahlt wird zur Stunde noch mit einer Wallet, die die Bitcoins verwaltet.

 

Erste deutsche Blockchain-Bank ante portas

 

An sich ist es das reinste Kinderspiel, mit einer Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Bitcoin-Kauf auf etablierten Börsen wie eToro oder 24Option in den Handel mit der Kryptoleitwährung einzusteigen. Mit der ab November erhältlichen Bitwala-Card wird der Einstieg in den Kryptomarkt allerdings noch eine Spur einfacher. Nicht länger gehen Bitcoin- und Fiatwelt getrennte Wege, nachdem das Kryptokonto einesteils SEPA-Überweisungen, Daueraufträge, Abhebungen und Zahlungen per Debitkarte erlaubt, andernteils mit einer Krypto-Wallet daherkommt. Mit ihr lassen sich umgehend Kryptowährungen trefflich traden. Bis zu einer Einlagenhöhe von 100.000 EUR ist das Kryptokonto durch die deutsche Einlagensicherung geschützt und steht unter Beobachtung der deutschen Aufsichtsbehörden BaFin und Bundesbank. Dass das Konzept, Funktionsfülle und Komfort eines herkömmlichen Kontos gleichermaßen für Euro und Bitcoin & Co bereitzustellen, verfängt, beweisen jene gut 30.000 Kunden, die bereits jetzt ihr Interesse durch ihre Registrierung auf der Bitwala-Plattform bekundet haben. Nachdem die Karte des Berliner Start-ups an über 30 Millionen Standorten, kurzum an sämtlichen Akzeptanzstellen von Kreditkarten ihre Mission erfüllt, sollte es in der Tat auch ein Leichtes sein, Teil der Krypto-Revolution zu sein. Die einschlägigen Investoren zeigen sich jedenfalls begeistert von der Idee. Widrigenfalls hätten die Earlybird VC Management GmbH & Co. KG und die coparion GmbH & Co. KG kaum 4 Mio. EUR springen lassen.

    

Österreicher als Motor des Aufstiegs

 

Der 24. September 2018 dürfte in die Annalen eingehen. Zumindest markiert das Datum den Triumph eines Start-ups über die Old Economy. Wirecard stieg in den deutschen Leitindex DAX auf und zwang die Commerzbank, das Feld zu räumen. Diese Erfolgsgeschichte, die bis dato bloß Hightech-Giganten à la Apple vorbehalten war, ist maßgeblich dem Wiener Markus Braun geschuldet. Unter seiner Ägide mauserte sich der 30-Mann-Betrieb des Jahres 2002 zu einem Unternehmen mit über 5000 Beschäftigten. Angesichts einer Marktkapitalisierung von 22,03 Mrd. EUR ist Brauns 7-Prozent-Anteil an Wirecard augenblicklich 1,54 Mrd. EUR wert. Braun als „Mr Fintech“ zu bezeichnen ist auch deshalb angezeigt, da sein Unternehmen am Tag des DAX-Debüts in puncto Marktkapitalisierung die Deutsche Bank in den Schatten stellte, die an diesem Tag lediglich auf 21,7 Mrd. EUR kam. Die DAX-Ära läutete Wirecard mit einem Kurs von 178 EUR ein. Gemessen am Jahresanfang hat das Papier mithin um 89,97 % zugelegt. Nachdem gegenwärtig bloß 2 bis 4 % der weltweiten Zahlungsvorgänge voll digitalisiert sind, ist ein Ende des Höhenflugs von Wirecard schwerlich abzusehen.

 

EBITDA von 950 Millionen Euro für 2020 geplant

 

Gleich Worldpay und Global Payments zeichnet Wirecard für die Technologie und Abwicklung von digitalen Zahlungen verantwortlich. Das kontaktlose Bezahlen mit dem Smartphone ist etwa über die mobile App boon. möglich, die sich der NFC-Technik (Near Field Communication) bedient. Im Onlinehandel hat sich das Unternehmen als Payment-Service-Provider und im Acquiring einen Namen gemacht. Gleichzeitig unterstützt Wirecard den stationären Einzelhandel bei der Digitalisierung. Daneben kooperiert der Finanzdienstleister seit 2015 mit Alipay, damit chinesische Reisende die vertraute heimische Zahlungsmethode auch in Europa vorfinden. Zur Stunde allerdings liegt das Hauptaugenmerk auf die Ausweitung des Geschäfts mit Versicherungen. Immerhin verlief die Einführung der mobilen Bezahllösung in Kooperation mit der Allianz in Italien über die Maßen erfolgreich. Künftig ist deshalb mit der Integration von Reiserücktrittskosten-Versicherungen bei der Buchung auf Online-Portalen oder mit Versicherungen für den Versand von empfindlichen Gütern wie TV-Geräten zu rechnen. Neben dem Ausbau des Geschäfts mit Versicherern ist Wirecard am Verkauf von Zusatzdiensten wie Kreditvergaben an Online-Händler interessiert. Angesichts dieser hochfliegenden Pläne überrascht es nicht, dass Wirecard für das laufende Jahr einen operativen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 530 bis 560 Mio. EUR erwartet, der bis 2020 auf 950 Mio. EUR anwachsen soll.

 

 

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