Abwärts oder Aufwärts?

Für viele Newcomer des Corona-Aktienbooms in 2020 ist es eine ganz neue Erfahrung: Aktienmärkte können Monate, Quartale, ja Jahre fallen.

Auch für alte Hasen wie mich ist es alles andere als ein Spass. Man sieht mit der Brille der Erfahrung eine Reihe von guten Gründen, warum die Börsen noch deutlich weiter fallen könnten: Rezession, Inflation, Eskalation – und generell die steigenden Zinsen, welche nicht nur eine Alternative sind, sondern Wirtschaft und Finanzmarkt tüchtig durcheinander wirbeln.

Aus der Sicht eines Value-Investors gibt es inzwischen wieder viele attraktiv bewertete Titel. Doch das heisst nicht, dass wir bereits am Boden des Bärenmarkts angekommen sein müssen, denn auch die Psychologie der Anleger spielt eine entscheidende Rolle. Und daher kann die Abwärtsspirale eben länger andauern, als man sich gestern, heute oder morgen vorstellen kann.

Auf lange Sicht kann man auf diesem Kurs-Niveau vermutlich kaufen – sofern man bereit und fähig ist, weitere psychologische Schmerzen und Unsicherheit in den kommenden Monaten auszuhalten. Aber die eigene Leidensfähigkeit richtig einzuschätzen, ist eine Kunst, die die Wenigsten beherrschen. 

Darum ist es wohl das Beste, vorsichtig zu agieren statt paralysiert nichts zu tun. Nur so überwindet man Angst und Unsicherheit. Weder totale Passivität noch Rundumschläge im Portfolio lautet daher meine Empfehlung. Aber durchaus regelmäßig kleine Eingriffe: Ausmisten der Fehlentscheidungen und Depotleichen, kleine Zukäufe bei langfristigen Kernpositionen und hier und da ein erster antizyklischer Einstieg für die Zeit nach der Baisse.

Oder wie sagte es der amerikanische Finanzblogger Morgan Housel so treffend:
" Every past decline looks like an opportunity and every future decline looks like a risk. "