Telekom Austria AG buy gerihouse

Wieder Potential

Die Telekom-Austria-Aktie hat nicht nur zwei turbulente Handelstage hinter sich, sondern auch sehr volatile Jahre. Zwar ist der Kurs seit Jahresbeginn um rund 29 Prozent gestiegen, auf Fünf-Jahres-Sicht liegt sie aber immer noch im Minus, während der ATX 55 Prozent abgeworfen hat. Zudem wurde die Dividende seit 2009 von 0,75 € je Aktie auf jene 0,05 € gekürzt, die am 28. Mai auf der HV voraussichtlich abgesegnet und am 6. Juni ausbezahlt werden. Bezogen auf den aktuellen Kurs von 7,1 € ergibt das eine symbolische Dividendenrendite von 0,7 Prozent. Doch sie ist mehr als symbolisch. Denn die Telekom hat im Jänner 2013 eine unbefristete Hybridanleihe begeben und wie bei solchen Finanzinstrumenten meist üblich, wurde auch hier in den Anleihenbedingungen festgelegt, dass die Kuponzahlung ausgesetzt werden kann, falls die Aktionäre in einem Jahr keine Dividende erhalten.

2013 hat die Telekom zwar fünf kleinere Übernahmen im Ausland und eine größere im Inland (Yesss) um insgesamt mehr als 400 Millionen € getätigt. Von der geplanten Akquisition eines serbischen Kabelnetzbetreibers wurde wegen des rund eine Milliarde € teuren Erwerbs der Mobilfunklizenzen in Österreich aber Abstand genommen, weil sich beides finanziell nicht ausgegangen wäre. In Zukunft dürfte so etwas wohl seltener vorkommen.
Doch bevor die Großaktionäre ÖIAG und America Movil (AMX) wie im Syndikatsvertrag vereinbart auf einer Hauptversammlung für eine Kapitalerhöhung im Ausmaß von einer Milliarde € stimmen können, muss AMX (die direkt und indirekt 26,81 Prozent der Aktien hält) noch das angekündigte Pflichtgebot in Höhe von 7,15 € je Aktie offiziell vorlegen.
Bis es so weit ist, dürften noch Wochen vergehen. Vorerst prüft die Übernahmekommission, dann muss die Telekom ein Statement abgeben und danach wird dem Streubesitz in der Regel eine Annahmefrist gesetzt. Derzeit liegt der Freefloat bei 44,76 Prozent, abzüglich der rund 0,1 Prozent eigener Aktien, für die das Plichtgebot nicht gilt. Wie meist bei Pflichtgeboten ist der Aufschlag auf den Schlusskurs vom Vortag der Bekanntgabe (6,65€) recht gering. Freilich könnte man einwenden, dass der Kurs bereits zuvor von dem sich anbahnenden Syndikat getrieben wurde. Fraglich ist jedenfalls, wie viele Anleger die 7,15 € annehmen werden. Vor allem für Kleinanleger, die vor Jahren bei zehn oder 20 € eingestiegen sind, dürfte die emotionale Hürde groß sein, auch wenn die Telekom im reinen Kennzahlenvergleich derzeit teuer bewertet ist.

Das Potenzial einer Aktie lässt sich freilich nicht rein an den Kennzahlen festnageln. Viel wichtiger erscheint die künftige Wachstumsstrategie und welchen Einfluss America Movil dabei haben wird.
Am stark konzentrierten amerikanischen Kontinent tut sich der Riese (46,4 Milliarden € Jahresumsatz) jedenfalls leichter als am europäischen, wo es mehr als 100 Telekomanbieter gibt. Die Telekom Austria dürfte aufgrund des Syndikatsvertrages beim Konzentrationsprozess eine aktive Rolle spielen. Und wie bereits in Österreich vorexerziert wurde, bedeuten weniger Anbieter höhere Preise - und damit höhere Margen. Kritisch sehen wir, dass der Freefloat der Telekom im Zuge des Pflichtgebotes sinken wird. Womöglich fliegt die Aktie sogar aus dem ATX. Vorerst heißt es aber abwarten.

(Quelle Wirtschaftsblatt)