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Der Sommer der Erkenntnis oder Euro-Krise 2.0?


Der Sommer der Erkenntnis oder Euro-Krise 2.0?

 

Da ist sie wieder, die Euro-Krise: Die Unsicherheit nach und vor den griechischen Wahlen und generell die anhaltenden Spekulationen über die Zukunft Griechenlands in oder außerhalb der Eurozone halten die Finanzmärkte fest im Griff. Da die Euro-Politik bisher nicht in der Lage war, die griechische Krise zu entschärfen, werden bei den Finanzakteuren erneut Zweifel wie 2011 laut, ob man im Ernstfall klare Lösungen für die wesentlich bedeutenderen Euro-Volkswirtschaften Italien und Spanien präsentieren könnte.

 

Denn neben den lethargischen Reformprozessen in Italien und Spanien sorgen insbesondere die Entwicklungen auf dem spanischen Bankensektor - zuletzt hatte die Rating-Agentur Moody’s 16 spanische Banken herabgestuft - für Sorgenfalten. Demnach führte die auf den Weg gebrachte mittlerweile vierte Bankenreform - zukünftig soll jede Bank ihre faulen Kredite in ihre eigene Bad Bank auslagern und zudem höhere Rückstellungen für Immobilienkredite bilden - offensichtlich zu keiner Stimmungsverbesserung in Spanien. Befürchtungen halten sich hartnäckig, dass Spanien zur Stützung seiner Banken Hilfsgelder in Anspruch nehmen muss. Die Renditeaufschläge 10-jähriger spanischer zu deutschen Staatsanleihen befinden sich auf dem höchsten Stand in der Geschichte der Euro-Ära und auch die 10-jährigen Renditeaufschläge italienischer zu deutschen Staatsanleihen sind bereits deutlich aufwärtsgerichtet. In der Folge zeigte sich auch der Euro als Krisenindikator stark belastet und fiel auf ein Vier-Monats-Tief.

 

 

Wann wird die griechische Frage beantwortet?

 

Für das neue deutsch-französische Politikbündnis dürften die Anforderungen klar sein. Neben einer Flexibilisierung der deutschen Sparüberzeugungen, als deren Gegenleistung dann verstärkte Wirtschaftsreformen mit besonderem Fokus auf Spanien und Italien aber auch Frankreich zu verlangen sind, um wieder Ruhe in Euroland einkehren zu lassen, muss eine nachhaltige Lösung für den euroländischen Krisenpatienten Griechenland gefunden werden.

 

Die von der Eurogruppe ins Spiel gebrachte Fristverlängerung für den griechischen Spar- und Reformprozess ist der falsche Weg. Denn angesichts des politischen Chaos besteht ohnehin nur geringe Hoffnung auf nennenswerte Reformfortschritte. Das wird sich auch nach den Neuwahlen Mitte Juni kaum ändern, womit auch die Auszahlung der nächsten Tranche des Rettungspakets - auch aus Glaubwürdigkeitsgründen - in Gefahr gerät und damit die Staatspleite vorprogrammiert ist. Unterdessen lässt die EZB bereits Vorsicht walten und hat vier griechische Banken aufgrund ihrer Bilanzschwäche von ihren Refinanzierungsgeschäften ausgeschlossen. Weitere könnten folgen.

 

Die wirtschaftliche Perspektive für die griechische Bevölkerung ist nach zwei Jahren der Krise und des wirtschaftlichen Kaputtsparens aussichtsloser denn je, womit auch ihre Bereitschaft für weitere Reformen ausgeschöpft ist. Um Griechenland jedoch wieder eine wirtschaftliche Perspektive zu bieten, ist auch ein Austritt aus der Eurozone mit Abwertung ein wichtiges Instrument zur Revitalisierung der griechischen Wirtschaft.

 

Zwar werden die Euro-Staaten auch dann ihre finanzielle Unterstützung weiter aufrecht erhalten, u.a. zur Stützung des griechischen Bankensystems sowie zur Entwicklung des Landes als Logistikplattform für den Nahen Osten und den Mittelmeerraum sowie zur Stärkung der Tourismus- und Solarindustrie. Allerdings wären dann unsere Hilfsgelder vernünftig investiert.

 

 

Keine Frage: Die Weltkonjunktur ist stabil

 

Trotz den von der euroländischen Verschuldungskrise ausgehenden Risiken setzt sich die Erholung der Weltkonjunktur unbeirrt fort. Das bestätigten zuletzt auch die Daten des ifo Weltwirtschaftsklimas für das II. Quartal 2012.

 

Denn nach dem Unsicherheitsschock ab Mitte 2011 hat sich die globale Geschäftslage der Unternehmen deutlich erholt. Noch erfreulicher ist die Entwicklung der Geschäftserwartungen. So zeigen sie für das II. Quartal eine deutlich verbesserte Stimmung an, was auf eine zukünftige Erholung der Weltkonjunktur hindeutet.

 

Treiber der Weltwirtschaft sind nach wie vor die Schwellenländer. Die Ängste einer harten Landung der chinesischen Wirtschaft bleiben dabei unbegründet. So hat die Regierung die drohenden Gefahren für die Wirtschaft aus der Preisblase am chinesischen Immobilienmarkt erkannt und steuert mit Vergabebeschränkungen für Immobilienkredite sowie der Besitzregulierung von Wohneigentum einem Platzen merklich entgegen. Zudem setzt die People’s Bank of China mit einer erneuten Senkung der Mindestreserveanforderungen für Banken um 0,5 Prozentpunkte auf nun 20 Prozent einen weiteren expansiven Kreditimpuls für die Wirtschaft, dem weitere folgen dürften.

 

Die US-Wirtschaft setzt im Trend ihre im Vergleich langsame, jedoch überaus stetige Erholung fort. So sorgt der US-Immobiliensektor dank seiner scheinbar abgeschlossenen Korrektur wieder für positive Schlagzeilen. Die US-Baubeginne und -genehmigungen setzen ihre positive Trendwende ebenso fort wie der US-Wohnmarktindex der Nationalen Bauherrenvereinigung.

 

Und auch die US-Industrie entwickelt sich weiterhin solide. Darüber sollte nicht hinwegtäuschen, dass der Geschäftsklimaindex der Philadelphia Fed sich zuletzt abwärts geneigt zeigte. Im Trend bleibt die Gesamtstimmung der US-Industrie auf Erholungskurs.

 

 

Deutschland: Die euroländische Konjunkturlokomotive

 

Und auch die deutsche Wirtschaft kann weiter glänzen, bleibt sie doch nach wie vor das konjunkturelle Zugpferd der Eurozone. Mit einem soliden Wirtschaftswachstum von 1,2 Prozent zum Vorjahresquartal, das einerseits vom starken Außenhandel und andererseits aber auch vom Binnenkonsum getragen wird, kann sie sich klar von der stagnierenden Euro-Wirtschaft abkoppeln und liegt in der Wachstumsdifferenz auch deutlich vor der zweitgrößten Euro-Volkswirtschaft Frankreich, die auf Jahresbasis lediglich um 0,3 Prozent zulegen konnte. Hier wird erneut deutlich, dass Länder mit kosteneffizienten Produktionsstrukturen ihre volkswirtschaftlichen Vorteile ausspielen können. Dieses Beispiel muss Schule machen.

 

Geht man nach den ZEW Konjunkturerwartungen, so dürfte die zukünftige Konjunkturentwicklung zwar etwas verhaltener ausfallen. Allerdings dürfte die Zurückhaltung der befragten Finanzanalysten der Unsicherheit in Euroland bzw. der politisch mangelnden Handlungsfähigkeit geschuldet sein. Grundsätzlich kommt den ifo Geschäftserwartungen aufgrund der direkten Befragung der Unternehmen eine größere Prognosekraft zu. Sie haben bislang ein sehr stabiles Wirtschaftsbild gezeichnet.

 

Entscheidend ist die weitere Entwicklung der Politik der Eurozone, die bei Krisenfortsetzung zu negativen Ausschlägen auf die Realwirtschaft führen könnte, wie dies bereits im zweiten Halbjahr 2011 der Fall war. Die verschlechterte Stimmung und das erhöhte Risiko an den Finanzmärkten, dass sich in einem Anstieg der Volatilität zeigte, hat auch die Stimmung für die Realwirtschaft gemäß ZEW Konjunkturerwartungen eindeutig getrübt. Die Euro-Politik hat damit den Schlüssel in der Hand, die Probleme weiter eskalieren zu lassen oder nachhaltig zu lösen. Es wäre absurd, wenn hausgemachte politische Probleme die positiven Fundamentaldaten der Konjunktur und einer üppigen Geldpolitik konterkarierten.

 

Mit der zu beobachtenden, zunehmenden Erkenntnis, dass Griechenland die offene Flanke der Eurozone ist, muss die Euro-Politik die offenen Probleme im Sommer 2012 lösen.

 

 

Deutsche Aktien: Der Weg ist steinig

 

Aus charttechnischer Sicht bleibt das Aktienbild zunächst trüb. So ist der DAX unter den seit Mitte März bestehenden Abwärtstrend bei 6375 gefallen, was weitere Einbußen bis hin zum äußerst wichtigen Unterstützungsbereich zwischen 6200 und 6170 Punkten nach sich ziehen könnte. Hier verläuft auch die fallende 200-Tage-Linie bei derzeit 6185 Punkten.

 

Kämpft sich der DAX allerdings zurück über den Widerstand bei 6375, so sind Kursgewinne bis zur Marke bei 6470 Punkten ins Auge zu fassen. Geht es dann weiter nach oben und sollte der DAX auch den Widerstand bei 6580 Punkten hinter sich lassen, sind weitere Kursgewinne bis zu 6650 und darüber 6750 sowie 6875 Zählern durchaus denkbar.

 

Die Bringschuld für eine verbesserte Stimmung an den Aktienmärkten ist eine klare und geordnete Lösung der euroländischen Verschuldungskrise.

 

 

Und was passiert in der nächsten Woche?

 

In Euroland bestimmen weiterhin die Quertöne der Euro-Krise das Kapitalmarktgeschehen. Die wieder etwas freundlicher tendierenden euroländischen Einkaufsmanagerindices lassen aber hoffen, dass die Eurozone an einer deutlichen Rezession vorbeischrammt.

 

In Amerika zeichnen die Auftragseingänge langlebiger Güter sowie das Verbrauchervertrauen der Universität von Michigan ein klares Bild der fortschreitenden US-Konjunkturerholung.

 

In Deutschland dürften die ifo Konjunkturdaten die zuletzt scharfe Korrektur der ZEW Konjunkturerwartungen nicht bestätigen und auf eine weiterhin stabile Konjunktur hindeuten. Erneut starke Exportzahlen dürften diese Einschätzung bestätigen.

 

 

Der Autor dieses Artikels ist Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de
 

 

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