Daimler / EADS: Scheidung auf Raten mit Hindernissen

Bereits im Februar 2011 wurde öffentlich, dass Daimler über einen Ausstieg beim Luft- und Raumfahrt-Konzern EADS nachdenkt. Damals verdichteten sich die Hinweise, dass der Verkauf des gesamten Daimler-Anteils von 15 Prozent beabsichtigt war. Das Angebot eines Verkaufs der Hälfte der Anteile an die Bundesregierung wurde dann recht schnell bestätigt. Wohin die zweite Hälfte gehen sollte, blieb jedoch zunächst unklar. Zunächst wurde über einen Verkauf an ein deutsches Bankkonsortium spekuliert. Interessenten wurden aber anscheinend nicht gefunden. Später wurde das Wüstenemirat Katar als Kaufinteressent für die 7,5-Prozent-Beteiligung an EADS genannt. In diesem Zusammenhang verdeutlichte sich jedoch das Bestreben der Bundesregierung, die Anteile in deutschem Besitz zu halten, um so die Machtbalance mit den französischen Anteilseignern zu sichern und damit die eigenen Interessen zu wahren.

Derzeitig stellen sich die Besitzverhältnisse an EADS wie folgt dar. Neben der eigenen Beteiligung von 15% hält Daimler auch noch die Stimmrechte des Investorenkonsortiums „Dedalus“, das 7,5% der Anteile von EADS besitzt. Zum Konsortium gehören unter anderem KfW und Landesbanken. Auf französischer Seite sind der Staat mit 15% und das Medienunternehmen Lagardère mit 7,5% beteiligt. Damit liegen derzeitig je 22,5% der Stimmrechte auf der Seite deutscher und französischer Großinvestoren.

Sicher erscheint nun der Verkauf eines 7,5%-Anteils von Daimler an die staatlich kontrollierte KfW-Bankengruppe. Pikant erscheint vor diesem Hintergrund, dass auch Lagardère seine Beteiligung an EADS aufgeben will. Firmenchef Arnaud Lagardère wird sich wahrscheinlich 2014 von seinen Anteilen trennen. Eine Option, um die Balance der deutsch-französischen Machtverhältnisse dann zu halten, wäre eine höhere Beteilung des französischen Staates.

Airbus-Chef Thomas Enders, dürfte eine derartige Entwicklung jedoch gar nicht recht sein. Er sprach sich bereits öffentlich gegen einen Ausbau der Staatsanteile aus und votierte für eine Öffnung und Verbreiterung der Aktionärsstruktur. Das Modell für eine Stimmrechtsbegrenzung, mit dem die Staaten ihre Interessen trotzdem sichern könnten, ist dafür auch bereits entwickelt worden.

Grundsätzlich wäre dies auch im Sinne der deutschen Regierung, die den staatlichen Einfluss bei privaten Unternehmen begrenzen möchte und daran interessiert ist, private Investoren zu finden. Die KfW soll entsprechend die Anteile nur vorübergehend übernehmen. An privaten Investoren besteht jedoch ein deutlicher Mangel und inzwischen wird sogar die Übernahme des bei Daimler verbleibenden Anteils von 7,5% durch die KFW als Option kolportiert.

Ruhe kehrt bei der Neuordnung von EADS vermutlich nicht so schnell ein. Auch im Dedalus-Paket laufen die Verträge spätestens im Herbst 2013 aus. Und hier sollen ebenfalls einige Investoren signalisiert haben, dass sie aus dem Konsortium heraus wollen.

Bereits jetzt ist der Zeitplan von Daimler Chef Dieter Zetsche nicht mehr zu halten. Noch im November verkünde er, dass eine Absichtserklärung mit der KfW-Bank bis zum Jahresende 2011 unterzeichnet werden sollte. Vor dem Hintergrund der Komplexität der EADS-Verträge dürften die Verhandlungen jedoch noch länger dauern.

Ewas Zeit bleibt jedoch noch. Bis zum Juli 2012 ist Daimler noch vertraglich an die Beteilung gebunden. Spannend bleibt bis dahin die Entwicklung des Aktienkurses von EADS und damit des 7,5%-Anteils, der aktuell an der Börse mit rund 1,5 Mrd. Euro gehandelt wird.