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DAX-Wochenausblick: Briten lassen Börsen beben – Auswirkungen des Brexit erst mittelfristig absehbar – Rückschlagsgefahr steigt stark, große Kursausschläge wahrscheinlich – Spanienwahl am Sonntag nächster Belastungstest


Sehr geehrte Leser,

das undenkbare ist tatsächlich passiert, die Bürger Großbritanniens haben sich mehrheitlich für einen Ausstieg aus der Europäischen Union entschieden. Ein Szenario, das noch bis in den späten Donnerstagabend als fast unmöglich galt, entsprechend euphorisch zeigten sich die Anleger auch in den ersten vier Handelstagen der abgelaufenen Börsenwoche. Der DAX legte alleine von Montag bis Donnerstag um mehr als 6 Prozent auf sein Wochenhoch bei 10.316 Punkten zu. Die Anleger vertrauten den Umfragen, die das Lager der EU-Befürworter zum Teil recht deutlich im Vorteil sahen und setzten gleichzeitig auf die Vernunft der Briten.

Umso heftiger waren am Freitag dann die Einschläge, als klar wurde, dass sich die Briten mehrheitlich doch für einen Ausstieg entschieden hatten. Das Pfund stürzte gegenüber dem Dollar auf den tiefsten Stand seit mehr als 30 Jahren, die internationalen Börsen gingen in den Sturzflug über, wobei es den DAX wieder mal am heftigsten traf. Zum Handelsstart warfen die Anleger alles auf den Markt, was die Depots hergaben, so dass der deutsche Leitindex knapp über 9.200 Zähler – und damit mehr als 1.000 Punkte tiefer als am Vortag –  in den Handel startete. Zwar konnte sich der DAX dann etwas erholen, als erste Schnäppchenjäger zugriffen, allerdings lag das Tagesminus am Ende immer noch bei -6,8 Prozent, womit der Begriff „Schwarzer Freitag“ durchaus angebracht scheint.

Dass das Wochenminus zum Schlusskurs von 9.557 DAX-Punkten trotzdem nur bei moderaten -0,8 Prozent liegt, ist der Rallye aus den ersten vier Handelstagen zuzuschreiben. Damit wurde am Freitag auf einem Schlag die gesamte „Remain-Euphorie“ durch den Ausstieg aus dem Markt genommen.
Die Indizes von Werten aus der zweiten und dritten Börsenreihe konnten die Woche sogar leicht im Plus beenden, da diese ebenfalls in der ersten Wochenhälfte bis einschließlich Donnerstag kräftig zulegen konnten, bevor auch diese am Freitag abstürzten. Der MDAX beendete die Woche 0,7 Prozent höher bei 19.828 Punkten, der TecDAX legte ebenfalls 0,7 Prozent auf 1.586 Punkte zu.

Kräftig aufwärts ging es dagegen am Rentenmarkt sowie beim Goldpreis, nachdem die Anleger am Freitag verzweifelt nach sicheren Anlagealternativen suchten. Der BUND-Future kletterte am Freitag um 1,02 Prozent auf 165,62 Prozent, nachdem er kurz nach dem Handelsstart bei 167,76 Prozent ein neues historisches Hoch markiert hatte. Der Goldpreis legte am Freitag weiter kräftig um 3,8 Prozent auf 1.315 USD zu.

Wochengewinner in DAX, MDAX und TecDAX
Die ersten vier Handelstage der Woche sorgten dafür, dass es überhaupt Gewinner in den wichtigsten deutschen Indizes zu präsentieren gibt. Denn am Freitag schafften es aus DAX, MDAX und TecDAX mit DMG Mori und Carl Zeiss Meditec gerade zwei Werte ins Plus.

Auf Wochensicht legten im DAX die Papiere des Konsumgüterkonzerns Henkel am stärksten zu, nachdem das Unternehmen die Übernahme der US-Waschmittelfirma The Sun Products Corporation für 3,2 Mrd. USD ankündigte.

Südzucker führen mit +6,4 Prozent recht deutlich die Gewinnerliste im MDAX an. Die Anleger zeigten sich positiv überrascht von der angehobenen Prognose der Südzucker-Tochter Cropenergies für das laufende Geschäftsjahr.

Als stärkster TecDAX-Wert der abgelaufenen Handelswoche präsentierten sich die Aktien des Labortechnik-Unternehmens Sartorius. Die Göttinger präsentierten den Anlegern hervorragende Zahlen für das erste Geschäftsquartal und blicken optimistisch auf das Gesamtjahr.

DAX

  • Henkel AG: +4,9 Prozent
  • Beiersdorf AG: +3,6 Prozent
  • Vonovia SE: +3,3 Prozent

MDAX

  • Südzucker AG: +6,4 Prozent
  • Duerr AG: +4,6 Prozent
  • K+S AG: +4,6 Prozent

TecDAX

  • Sartorius AG: +7,1 Prozent
  • Pfeiffer Vacuum AG: +4,4 Prozent
  • Qiagen: +3,8 Prozent

US-Börsen rutschen ebenfalls nach Brexit-Votum ab
Der Kursverlauf an den US-Börsen spiegelt das Geschehen in Europa. Während die Anleger im Wochenverlauf auf ein „NO“ der Briten setzten, ließ das überraschende „YES“ am Freitag die Kurse abstürzen. Noch am Donnerstag stieg der Dow Jones kurzfristig über 18.000 Punkte und markierte bei 18.011 Punkten sein Wochenhoch, am Freitag schloss er dann rund 600 Punkte tiefer bei 17.400 Zählern, was einem Wochenminus von 1,6 Prozent entspricht. Der breiter gefasste S&P500 gab im Wochenverlauf 1,6 Prozent auf 2.037 Punkte nach, der Nasdaq Composite verlor 1,9 Prozent auf 4.707 Zähler.

Die Anleger in den USA sorgen sich um die Zukunft Europas ohne den traditionell starken und engen Partner Großbritannien als Mitglieder der EU. Zudem dürfte sich ein (erwartete) starker Rückgang der britischen Wirtschaftsleistung als eine Folge des Brexit auch negativ auf den engen Wirtschaftspartner USA auswirken. Zumal viele US-Großbanken London quasi als zweites Standbein neben der Wall Street betrachten und nun nach Alternativen suchen müssen.

Risiko weiterer Kursrückschläge überwiegt, Abwärtspotential reicht bis 8.000 Punkte – Turbulente Handelswoche steht bevor, große Kursausschläge wahrscheinlich – Folgen des Brexit sind aktuell nicht abschätzbar – Spanienwahl nächster Belastungstest
Mit dem Austritt Großbritanniens aus der EU verliert die Staatengemeinschaft nicht nur ihren drittgrößten Nettozahler, die zweitgrößte Binnenwirtschaft sowie einen engen Verbündeten zur USA und damit ein politisches Schwergewicht. Sorgen dürften den Anlegern auch mögliche „Nachahmungstäter“ bereiten, d.h. in anderen EU-Ländern könnten Austrittsdiskussionen wieder an Fahrt gewinnen. Besonders in Ländern, in denen zuletzt die Nationalisten stark zulegen konnten, sehen viele Beobachter die Gefahr gewachsen. Das würde die EU tatsächlich vor eine Zerreißprobe stellen. Zumal viele der EU-Länder nicht unbedingt als wirtschaftlich prosperierend bezeichnet werden können, wie die Beispiele Griechenland, Spanien oder Portugal zeigen. Das Gewicht zwischen Geber- und Nehmerländern hat sich jetzt nochmals zu Ungunsten der Einzahler verschoben. Und an diesem Sonntag steht bereits der nächste Belastungstest für die EU an, wenn in Spanien die Bürger ihr Parlament wählen. Die Anleger fürchten „griechische Verhältnisse“, sollte sich das EU-kritische Linksbündnis von Podemos durchsetzen. Das würde der Markt nach dem Brexit nicht auch noch brauchen.

Alles Gründe, warum die Anleger auch in den nächsten Wochen dem Aktienmarkt eher fernbleiben und die Kurse weiter unter Druck geraten dürften. Die meisten Experten sind sich einig, dass der Kurssturz vom Freitag erst der Beginn einer größeren Korrekturwelle war, bei der der DAX durchaus in Richtung Jahrestiefs bei 8.750 Punkten und darunter nachgeben könnte. Auch die 8.000-Punkte-Marke wird bereits als nächste wichtige Marke genannt. Im Umkehrschluss werden die Anleger die frei gewordenen Gelder entsprechend in Sicherheit umschichten, weshalb Anleihen und Gold trotz der inzwischen erreichten hohen Niveaus weiter gefragt bleiben dürften.

Und auch wenn politischen Börsen eher kurze Beine nachgesagt werden, so wird es doch eine Weile dauern, bis sich die Anleger von diesem Schock erholt haben und neues Vertrauen schöpfen. Zu unsicher ist das aktuelle Umfeld und zu schwer sind die tatsächlichen wirtschaftlichen Auswirkungen des Brexits zu prognostizieren. Einen Vorgeschmack auf die neuen Realitäten liefert dieses Wochenende bereits die Ratingagentur Moddy’s, die angekündigt hat, dass sich das Rating für Großbritannien nach dem Austritt des Landes aus der EU verschlechtern könnte.

Ein Auge sollten die Anleger in der aktuellen Situation unbedingt auf die Notenbanken haben. Während die Schweizer Nationalbank bereits am Freitag am Devisenmarkt eingegriffen hat, hat auch die Bank of England angekündigt, gegebenenfalls milliardenschwer zu intervenieren. Und auch EZB und FED stehen Gewehr bei Fuß, um mögliche Verwerfungen an den Finanzmärkten so gering wie möglich zu halten. Eine mögliche Zinsanhebung in den USA dürfte damit wohl noch länger vom Tisch sein, selbst der September wird inzwischen wieder in Frage gestellt.

Nach dem Brexit sowie der Spanienwahl am Sonntag dürfen Anleger in der kommenden Woche gespannt auf das am Dienstag anstehende EU-Gipfeltreffen blicken. Man darf gespannt sein, wie die Regierungschefs der restlichen EU-Länder reagieren und was getan wird, um andere Wackelkandidaten von einem Verbleib in der EU zu überzeugen. Großbritannien jedenfalls sollte mit einer harten Haltung der EU rechnen, als abschreckendes Beispiel für den Rest.

Alle anderen Ereignisse in der neuen Handelswoche rücken angesichts der aktuell politischen Börsen stark in den Hintergrund. Nichtsdestotrotz sollten Anleger auf die anstehenden Konjunkturdaten achten, da diese irgendwann auch wieder die ihnen zustehende Bedeutung bekommen werden. In den USA werden u.a. das BIP im ersten Quartal, Zahlen zu den Konsumausgaben sowie die Entwicklung der Verbraucherpreise bekannt gegeben. Aus deutscher Sicht interessant dürfte das Gfk-Verbrauchervertrauen, Daten zu den Importpreisen sowie Einzelhandelstaten sein.

Anleger sollten sich in der kommenden Woche auf weiter stark schwankende Kurse einstellen und entsprechend vorsichtig agieren. Da die Abwärtsrisiken aktuell eher überwiegen, könnten viele Marktteilnehmer Neupositionierungen zurückstellen, was durch die fehlende Käuferseite den Abwärtsdruck verstärkt. Viele Marktbeobachter sehen den Kurssturz vom Freitag als ersten Schritt zu einer größeren Korrektur, deren erstes Ziel das bisherige Jahrestief im Bereich von 8.750 Punkten sein könnte. Auch charttechnisch wurde am Freitag viel Porzellan zerstört und zahlreiche Verkaufssignale generiert. Viele Marktteilnehmer, besonders die Kleinanleger aber auch eher mittel- bis langfristig orientierte Institutionelle, hatten zudem erst am Wochenende entsprechend Zeit, sich mit den mittel- bis langfristigen Folgen des Brexit zu beschäftigen. Weshalb erfahrungsgemäß derart einschneidende Ereignisse in der Folge weitere Kursbewegungen in die erste Korrekturrichtung nach sich ziehen.

Für den Handelsstart am Montag ist nach aktuellem Stand keine seriöse Prognose möglich, da vieles auch vom Ausgang der Wahl am Sonntag in Spanien abhängt. Allerdings dürfte keine große Kurserholung zu erwarten sein, der DAX wird sich zum Start wohl an der 9.500-Marke orientieren. Mit Sicherheit können nur die weiter großen Kursausschläge bei hoher Unsicherheit und Nervosität prognostiziert werden.

Wichtige Termin in der kommenden Woche
Von konjunktureller Seite stehen in dieser Handelswoche u.a. noch folgende Daten zur Veröffentlichung an:

  • DE: Importpreise (Montag)
  • USA: PMI-Dienstleistungsindex (Montag)
  • USA: Dallas-FED-Herstellungsindex (Montag)
  • USA: Persönliche Konsumausgaben (Dienstag)
  • USA: BIP 1. Quartal 2016 (Dienstag)
  • USA: Case-Shiller-Hauspreisindex (Dienstag)
  • USA: Verbrauchervertrauen (Dienstag)
  • DE: Gfk-Verbrauchervertrauen (Mittwoch)
  • DE: Verbraucherpreisindex (Mittwoch)
  • USA: Persönliche Einkommen (Mittwoch)
  • USA: Persönliche Auslagen (Mittwoch)
  • USA: Hausverkäufe (Mittwoch)
  • DE: Einzelhandelsumsätze (Donnerstag)
  • DE: Arbeitsmarktzahlen (Donnerstag)
  • USA: Wöchentliche Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe (Donnerstag)
  • USA: Chicago-Einkaufsmanagerindex (Donnerstag)
  • DE: Einkaufsmanagerindex verarbeitendes Gewerbe (Freitag)
  • USA: ISM-Index (Freitag)
  • USA: Bauausgaben (Freitag)

Die gute Nachricht zum Schluss
Tja, was schreiben als gute Nachricht, nach so einer Woche? Da tut sich der Autor heute sehr schwer, nachdem es auch über das Wetter weiter nichts wirklich Gutes zu berichten gibt. Und dass Spanien nach dem Brexit jetzt Gibraltar zurückhaben will, fällt wohl auch in die Kategorie „no go“.

Bliebe da noch die Fussball-EM, bei der heute die deutsche Nationalmannschaft wieder an den Ball treten wird. Aber da das Ergebnis noch nicht bekannt ist, wage ich mich mal nicht auf das dünne Eis einer Ergebnisvoraussage.

Dann vielleicht doch die Nachricht, dass in Österreich ein schweres Verbrechen endlich aufgeklärt werden konnte. Wie die Polizei der Nachbarrepublik mitteilt, wurde ein 44-jähriger Mann gefasst, der in den letzten zwei Jahren im Raum Graz mehr als 300 Paar High Heels, Stiefel und Stiefeletten gestohlen haben soll, um seinen Fetisch zu befriedigen. Nicht bekannt ist allerdings, ob er im Auftrag von Carrie Bradshaw unterwegs gewesen ist…

Ja das war sie wirklich, die gute Nachricht der letzten Woche.

In diesem Sinne, ich wünsche Ihnen trotz aller aktuellen Turbulenzen und unruhigen Zeiten einen guten Start in die neue Woche. Bewahren Sie einen kühlen Kopf. Und passen Sie auf Ihre Schuhe auf 😉

Torsten Pinkert

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Quelle: kapitalmarktexperten.de

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