Börsenweisheiten im Praxistest

Liebe Leser,

am deutschen Aktienmarkt war heute wenig los. Der DAX stagnierte bei knapp 10.400 Punkten. Daher haben wir Zeit, einige Börsenweisheiten unter die Lupe zu nehmen. Es gibt zahlreiche Börsenweisheiten, von denen immer wieder zu lesen und zu hören ist. Ich möchte für Sie heute und in den kommenden Tagen einige der bekanntesten Börsenweisheiten einem kleinen Praxistest unterziehen. Die Ergebnisse werden Sie an der einen oder anderen Stelle überraschen. Den Anfang mache ich heute mit zwei sehr bekannten Börsenweisheiten.

The trend is your friend

Diese Börsenweisheit bedeutet soviel wie „der Börsen-Trend ist Dein Freund“. Soll heißen: Setzen Sie in Aufwärtstrends auf steigende Kurse und in Abwärtstrends auf fallende Kurse. Was verblüffend einfach klingt, bringt doch einige Probleme mit sich. Ein Problem bei dieser Strategie ist, dass Sie nur schwer erkennen können, wann es sich um einen eindeutigen Trend handelt. Denn oftmals steigt eine Aktie z. B. an zwei aufeinander folgenden Tagen und fällt am dritten Tag wieder auf den Ausgangswert. Bei derartigen Kursverläufen handelt es sich sicherlich nicht um einen klaren Trend, sondern unterm Strich um eine sogenannte Seitwärtsbewegung. Das nächste (und noch größere) Problem ist, dass Sie – wenn Sie einen klaren Trend erkannt haben und auf diesen setzen – nicht wissen, wann dieser wieder endet und in die entgegengesetzte Richtung dreht. Für Anlageprofis, die das Börsengeschehen täglich verfolgen und jederzeit in der Lage sind, darauf zeitnah zu reagieren, ist das ein deutlich geringeres Problem, als für einen berufstätigen Privatanleger, der das Börsengeschehen nicht täglich verfolgt und deshalb nicht zeitnah darauf reagieren kann. Privatanlegern kann es daher durchaus passieren, dass sie durch eine verspätete Reaktion den vorher erzielten Gewinn wieder verlieren oder sogar Verluste erleiden. Denn: Wenn ein Trend bricht, geht es oft rasend schnell in die andere Richtung. Aus meiner Sicht ist eine solche Strategie deshalb nicht für langfristig orientierte Privatanleger geeignet. Gleichwohl gibt es viele Anlageprofis, die mit dieser charttechnisch geprägten Trading-Strategie sehr gute Ergebnisse erzielen.

Die Börse ist keine Einbahnstraße

Die Weisheit „die Börse ist keine Einbahnstraße“, ist zugleich richtig und falsch. Natürlich gibt es an der Börse permanent größere und kleinere Schwankungen nach oben und unten. Und hin und wieder gibt es auch einen Crash oder einen Boom. Aber: Sie müssen im Zusammenhang mit der Behauptung, dass die Börse keine Einbahnstraße ist, auch wissen, dass der DAX vor 28 Jahren mit einem Indexstand von 1.000 Punkten gestartet ist und sich zur Zeit oberhalb von 10.000 Punkten befindet. Und das trotz vieler Korrekturen und einiger Krisen und Crashs. Noch deutlicher wird das Ergebnis, wenn Sie den traditionsreichen und über 100 Jahre alten US-Index Dow Jones betrachten. Der Startwert lag einst bei gut 30 Punkten. Aktuell notiert der Index bei 18.000 Punkten. Langfristig betrachtet ist der Aktienmarkt daher doch eine Art Einbahnstraße nach oben. Zusammenfassend lässt sich also sagen: Kurz- bis mittelfristig ist die Börse keine Einbahnstraße nach oben – langfristig aber schon. Ausblick: In den kommenden Tagen folgt der 2. Teil dieser Serie, in dem ich weitere Börsenweisheiten für Sie einem kurzen Praxistest unterziehen werde.

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