Der Leitindex der Börse büßte mehr als zehn Prozent ein und verbuchte damit das größte Minus seit Oktober 2008. Zwischenzeitlich war das Barometer sogar um mehr als 14 Prozent abgestürzt - dies wäre der größte Verlust seit dem Börsencrash 1987 gewesen.
Der massive Kurssturz dürfte die enormen wirtschaftlichen Folgen des Erdbebens weiter verschärfen. Allein der Börsenwert der größten an der japanischen Börse notierten Konzerne ist bislang in dieser Woche um rund 700 Milliarden Dollar gefallen.
Nach zwei weiteren Explosionen im Unglückskraftwerk Fukushima I hatten die japanischen Behörden vor einer gefährlichen Strahlenbelastung rund um den Atomkomplex gewarnt. Ministerpräsident Naoto Kan rief am Dienstag Einwohner in einem 30-Kilometer-Radius auf, ihre Wohnungen nicht zu verlassen. Die französische Botschaft in Tokio warnte, dass bis zum Abend (Ortszeit) niedrigbelasteter radioaktiver Wind die Hauptstadt erreichen könnte. Damit spitzte sich die Krise dramatisch zu.
Kan sagte in einer Ansprache an die Nation, dass die Gefahr eines Strahlenlecks steige. Er bestätigte zudem ein Feuer in der Reaktoranlage 4. "Ich weiß, dass die Menschen besorgt sind, aber ich bitte Sie, sich ruhig zu verhalten." In den Reaktorblöcken 2 und 4 gab es nach offiziellen Angaben am Dienstag zwei Explosionen. Zuvor war es bereits zu zwei Explosionen gekommen. Nach einem Bericht der Agentur Kyodo wurde in Kanagawa in der Nähe von Tokio eine Strahlenbelastung gemessen, die neunmal höher als der Normalwert war.
Intervention am Devisenmarkt?
Die Kurse von als sicher geltenden Staatsanleihen schossen in die Höhe. Der Yen stieg zwischenzeitlich zum Dollar fast auf den höchsten Stand seit 1995, bevor er wieder nachgab - dies löste unter Finanzprofis den Verdacht aus, dass die Behörden den Anstieg des Yen mit einer Intervention am Devisenmarkt abbremsten.
Der Nikkei-Index schloss 10,5 Prozent schwächer bei 8605 Punkten. Der breiter gefasste Topix gab um 9,5 Prozent auf 766 Punkte nach. Zwischenzeitlich war der Nikkei auf 8227 Punkte und der Topix auf 725 Punkte gefallen.
"Der Fokus liegt voll auf der Atomkrise", sagte Hideyuki Ishiguro von Okasan Securities. Ausländische Investoren und japanische Fondsgesellschaften zögen sich aus Aktien zurück. Zu den größten Verlierern zählten Energietitel.
Viele Aktien gar nicht gehandelt
Die Aktien des Kraftwerksbetreibers Tepco wurden nicht gehandelt. Auch Toshiba-Aktien wurden nicht gehandelt. Der Industriekonzern stellte mehrere Reaktoren in dem Unglückskraftwerk her und wollte seine Atomtechnik verstärkt ins Ausland verkaufen. Außerbörsliche Kaufangebote deuteten auf einen Kurssturz von 20 Prozent hin. Die japanische Notenbank stellte dem Bankensektor unterdessen weiter massiv Geld zur Verfügung.
Auch andere Börsen in Asien verbüßten wegen der Eskalation der Krise kräftige Kursverluste, diese blieben jedoch deutlich hinter dem Ausmaß in Tokio zurück. An den wichtigsten Handelsplätzen der Region - etwa in Taiwan, Korea und Shanghai - fielen die Kurse im Schnitt um rund zwei bis drei Prozent.
(Reuters)
Kauf
Conergy steht kurz vor der Rettung
Der Solarkonzern Conergy steht im Streit um einen Milliardenvertrag mit seinem früheren Partner MEMC vor einer Einigung. Wie das Handelsblatt erfahren hat, sei ein positiver Ausgang der Gespräche sehr wahrscheinlich. Die Einigung ist für Conergy überlebenswichtig, schließlich geht es um einen Milliardenbetrag.
FRANKFURT. Die Verhandlungen mit der Gegenparteien liefen "gut" und es werde sich "sehr bald" zeigen, ob eine gütliche Einigung erzielt werden könne, heißt es in einem Schreiben der Conergy-Anwälte an ein US-Gericht. Das Schreiben liegt dem Handelsblatt vor.
Conergy und der US-amerikanische Waferproduzent MEMC hatten im Jahr 2007 einen Vertrag über die Lieferung von Silizium im Wert von bis zu vier Mrd. Dollar geschlossen. Der Rohstoff sollte in der Fabrik in Frankfurt an der Oder zu Solarzellen verarbeitet, die dann in Module eingebaut werden. Da die vereinbarten Preise aus heutiger Sicht deutlich zu hoch sind, drohte aus dem Vertrag ein hohes wirtschaftliches Risiko.
Da das Hamburger Unternehmen den Vertrag mit MEMC im Nachhinein wegen angeblichre wettbewerbsbehindernden Vertragsklauseln als unwirksam betrachtet, hatte Conergy im Frühjahr 2009 Klage vor einem New Yorker Bezirksgericht eingereicht. Die in dem Vertrag vereinbarten Zahlungen stellte der Konzern ein.
Seit vergangenem Herbst versuchen die beiden Unternehmen außergerichtlich eine Einigung zu erzielen und machten dabei gute Fortschritte, wie sich an dem Schreiben der Conergy-Anwälte zeigt. Zudem hat MEMC bereits eine Gegenklage gegen Conergy fallen gelassen.
Nach Einschätzung von Branchenbeobachtern stehen die Chancen gut, dass der Vertrag aufgelöst oder neue Konditionen festgelegt werden können. Denn auch andere Unternehmen wie Q-Cells konnten bei ihren Lieferanten Nachbesserungen herausschlagen. Conergy äußerte sich nicht zu dem Verfahren.
Die Vereinbarung mit MEMC gilt als Mühlstein um den Hals der Conergy AG. Sollte der Vertrag mit dem Silizium-Lieferanten nicht aufgelöst werden, dann würde sich die finanzielle Lage von Conergy nach eigenen Angaben verschärfen.