Robinhood IPO und was mit Neuemissionen zu verdienen ist

Viel beachtet wird in den USA derzeit das Robinhood IPO, die Aktie soll am Donnerstag erstmals an der amerikanischen Technologiebörse Nasdaq gehandelt werden. Zunächst aber ein kurzer Blick auf den Markt für Neuemissionen. Dieser eilt zwar von Rekord zu Rekord, doch mit atypischen Entwicklungen.

IPOs peilen neue Rekordvolumen in den USA an

Das Robinhood IPO kommt in einer heißen Phase der Neuemissionen. In den USA steigen die IPO-Erlöse, also die Summe, die bei der Platzierung neuer Aktien eingesammelt wird, extrem. Bill Smith von der amerikanischen IPO-Plattform Renaissance Capital erwartet, dass Ende kommender Woche die IPO-Erlöse 97 Milliarden Dollar erreichen dürften. Das ist mehr Kapital als 2014 eingesammelt wurde. Vor 7 Jahren lag das platzierte IPO-Volumen bei 96 Milliarden Dollar, mehr als ein Viertel der Summe erlöste damals Alibaba.

Laut den Daten von Factset betrug die historische Rekordsumme der IPOs im vergangenen Jahr sogar 174 Milliarden Dollar. Allerdings sind die Daten nicht einfach vergleichbar, denn 2020 entfielen davon 83 Milliarden Dollar auf SPACs, bei denen das Kapital bei Emission nicht sofort einem Unternehmen mit operativem Geschäft zufließt, sondern bei der Zweckgesellschaft geparkt wird. SPACs haben in den USA inzwischen deutlich an Popularität verloren.

Was ist an der aktuellen Entwicklung ungewöhnlich?

Normalerweise reißen sich die Anleger um die klassischen Aktien-Neuemissionen. Oft sind sie bereit hohe Preise zu bezahlen, um am ersten Tag des Börsenhandels Gewinne einzufahren. Diese fielen zuletzt aber nicht mehr so stattlich aus wie lange Zeit gewohnt: Vergangene Woche wurden nur vier von den 19 Neuemissionen oberhalb der Preisspanne platziert, berichtet Smith. Er hat errechnet, dass dabei der durchschnittliche Wertzuwachs am ersten Tag 7,9 Prozent betrug. Das entspricht nur noch einem Viertel des durchschnittlichen Wertzuwachses seit Jahresbeginn.

Robinhood IPO für private Investoren

Für Robinhood steht besonders viel auf dem Spiel, denn ein gehöriger Teil der Aktien soll bei den eigenen Kunden in den Depots landen. „Bis zu 35 Prozent der IPO-Aktien gehen an die Nutzer, weshalb der Deal besser gut läuft oder Robinhood den Namen ändern müsste.“, meint Bill Smith. Robinhood hat vor kurzem Zeichnungen für Privatanleger eingeführt, damit diese Neuemissionen zum Emissionspreis erwerben können.

Warum die Börsenaufsicht Robinhood im Visier hat

Geht der Deal für die eigenen Kunden nämlich nicht auf, steigt das Risiko, dass sie Robinhood nicht mehr die Treue halten. Ärger kennen Robinhood-Kunden nämlich zur Genüge. Teilweise konnten sie in heißen Börsenphasen nicht handeln, weil die Systeme überlastet waren. Im Hype um Gamestop-Aktien setzte Robinhood phasenweise den Handel der Aktien aus, weil der Broker erst frisches Kapital beschaffen musste, um Sicherheitsanforderungen erfüllen zu können. Groß in die Kritik geriet Robinhood nachdem irreführende Informationen über den Kontostand einen Trader zum Selbstmord veranlassten. Dagegen erscheinen Rückvergütungen für den Verkauf von Kundenaufträgen weniger bedeutend, doch die Aufsichtsbehörden sind besonders hellhörig, wenn es um den Neobroker aus dem Silicon Valley geht. Sie haben bereits mehrfach satte Strafzahlungen verhängt.

Diskussion mit Kunden vor dem Robinhood IPO

Am Samstag standen die Robinhood-Gründer und der Finanzchef den eigenen Kunden Rede und Antwort. Dabei stellte das Management in Aussicht, den Bereich Kryptowährungen auszubauen und eigene Wallets anzubieten. Der Broker plant aber auch Produkte für die Altersvorsorge und andere Investments zu offerieren. Das muss der Broker auch, um Wachstumsperspektiven zu bieten. Denn im Vergleich zur Konkurrenz verdient Robinhood deutlich weniger Geld an seinen Kunden. Diese traden zwar häufiger, aber mit deutlich weniger Kapital. 

Warum ist die Bewertung niedriger als bei anderen Brokern?

Wie das Wall Street Journal berichtet, generierte Robinhood im ersten Quartal 2021 im Durchschnitt einen Umsatz pro Nutzer von 137 Dollar. Bei Charles Schwab waren es in dieser Zeit hingegen mehr als 600 Dollar. Daher wird ein Konto von Robinhood bei der aktuellen Preisrange von 38-42 Dollar mit rund 1500 bis 1600 Dollar bewertet. Bei ETrade liegt diese Größe im Durchschnitt der vergangenen 15 Jahre bei 2000 Dollar pro Konto. Und bei Charles Schwab waren es historisch 3600 Dollar, wobei die Bewertung sich Richtung 4000 Dollar bewegt. Von diesen Zahlen kann Robinhood nur träumen.

Foto: davidvives90/pixabay

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