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Schwächelt der Golfstrom wieder und stehen wir vor dem Beginn einer extremen Kaltphase?


Eigentlich sollte ein Wirtschaftsblog nicht über das Wetter schreiben. Andererseits ist dieser September gefühlt viel zu kalt. Außerdem schaut der Blick Log an Sonntagen gern einmal auf andere Themen schauen. Außerdem sind Klima und Boden entscheidend für Ökonomie. So hat gerade ein Forscherteam der Universität Basel herausgefunden, dass zwei fundamentale Faktoren Einfluss darauf haben, ob ein Land reich oder arm ist: Bodenbeschaffenheit und Klimaverhältnisse (hier geht es zur Studie).

Heute stelle ich mir angesichts des miesen Septembers wieder einmal die Frage, die den Blick Log angesichts des kalten Winters bereits im Februar beschäftigt hat: Gibt es eine Golfstrom Anomalie? Im Winter meinte ich Anzeichen erkannt und Quellen gefunden zu haben, die auf eine Störung bzw. Anomalie hindeuteten. Ein Freund, der als Forscher in einem Klimaforschungsinstitut in Kopenhagen arbeitete, konnte aber die Anomalie nicht bestätigen und sprach von üblichen statistischen Schwankungen. Das erinnerte mich irgendwie an die Beschwichtigungen zu den bereits vor dem Zusammenbruch der Investmentbank Lehman aufgetretenen Turbulenzen auf den internationalen Finanzmärkte. Im Frühjahr 2008 sollten wir das Schlimmste der Finanzkrise bereits hinter uns haben.

Leider bin ich kein Klimafachmann und kann daher nur das mit aller Vorsicht aufnehmen, was im Netz zu finden ist. Da ist zunächst einmal die täglich aktualisierte Grafik mit den Abweichungen der Oberflächentemperaturen der Weltmeere:

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Diese Grafik (aktuell jeweils hier) lässt keine besondere Abweichungen erkennen. In einem Forum, in dem sich Klimaspezialisten (ob Laien oder Profis vermag ich nicht zu beurteilen) austauschen findet man von User BastiHH die bereits bekannte Erklärung, warum der Golfstrom nachlassen könnte:

 

“Durch die Eisschmelze in der Arktis und das Abtauen der Permafrostböden wird der Süßwassereintrag immer weiter erhöht. Da dieses Süßwasser sich in den oberen Ozeanschichten befindet hat dieses zur Folge, dass es in den Wintermonaten (wenn das Süsswasser gefriert) zu einer stärkeren Albedo kommt, als bei "normalem " Meereis. … Da durch den verstärkten Süßwassereintrag der Salzgehalt des Wasser immer weiter verdünnt wird,kann die notwendige Dichte nicht mehr erzielt werden. Das Wasser sinkt im Bereich der Absinkzonen nicht mehr in die Tiefe. Durch diesen Effekt kann der Labradorstrom nicht mehr unter dem Nordatlantikstrom hindurchfließen. Beide Meeresströmungen kollidieren sozusagen miteinander. Das erklärt den Wärmerückstau im Bereich der US-Küste. Hier ist das Wasser circa 5 Grad über dem Durchschnitt. Da der Nordatlantikstrom jetzt nicht mehr wie gewohnt gen Osten fließen kann, breitet sich die Kaltwasseranomalie langsam in Richtung Ost/Nordost aus. Das bedeutet wiederum, dass der Golfstrom sich einen anderen "Weg" suchen muß.. oder das er vielleicht sogar schon langsam kippt… “

BastiHH sieht keinen Grund, warum sich das in den nächsten Jahren ändern sollte. Denn das Arktiseis schmilzt weiter. Jedenfalls ist auf Basis dieses Beitrags eine leidenschaftliche Diskussion unter Fachleuten entbrannt, die ich kaum verstanden habe, mich aber ebenfalls ein an die Diskussionen unter Ökonomen vor der Lehman-Pleite erinnern.

Neben solchen ernsthaften Diskussionen sind auch Quellen zu finden, die aufgeregt das Ende des Golfstroms bekannt geben, aber im Ergebnis schlecht gemachter Spam sind, weil die selbst gestrickten Meldungen ohne Bezug sind bzw. sich auf eine Seite beziehen, die Produkte anbieten.

Eine Darstellung der NASA über Global Temperatur-Anomalien bestätigt übrigens nicht die Abkühlung in unseren Breitengraden.

In der Summe sind also derzeit keine substantiellen Informationen zu finden, die die These von einer Anomalie stützen. Das muss nicht bedeuten, dass es keine Anomalie gibt oder geben wird. Auch die Klimamodelle sind das, was sie sind: Modelle und nicht die Realität (Siehe dazu auch “Der Einfluss externen Rauschens auf die Klimavariabilität in vereinfachten Modellen”). 

Forscher vom niederländischen meteorologischen Institut schrieben in einem Fachaufsatz für das International Journal of Climatology über die Hypothese des Forschers Bjerkness, der die “Kleine Eiszeit” zwischen 1790 und 1825 auf eine Positionsänderung und Stärke des Golfstrom zurückführte. Auch nach 2006 in Natur veröffentlichten Untersuchungen von Jean Lynch-Stiglitz und ihren Kollegen war der Golfstrom zur Zeit der Kleinen Eiszeit etwa 10 % schwächer als gewöhnlich, ist in der Wikipedia über die “Kleine Eiszeit” nachzulesen. Schwankungen des Golfstroms hat es also offenbar schon häufiger in jüngeren Klimageschichte gegeben.

Im Grunde bewegen wir uns aber im Bereich der Spekulation, was wiederum viel mit Wirtschaft und Finanzmärkten zu tun hat. In diesem Sinne bleibt nur, einen gemütlichen und trockenen Sonntag zu wünschen.


Quelle: Blicklog

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