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Mein Wikifolio und Corona


Am 11.Juni 2019 wurde mein 2. Wikifolio emittiert, in dem ich nach der Covacoro-Strategie investiere.

 

2 Jahre sind eigentlich eine kurze Zeit, bedingt durch den Corona-Crash war sie aber sehr turbulent an den Kapitalmärkten. Im heutigen Artikel ziehe ich Bilanz, wie sich das Wikifolio entwickelt hat.

 

Danach gehe ich allgemeineren Fragen nach: Hat sich meine Investment-Strategie wegen Corona geändert? Was lernt man aus einem Crash aus heiterem Himmel? Und vielleicht am wichtigsten: Was bedeutet es, eine eigene Meinung zu haben in einer Zeit, wo fast jede Information im Internet verfügbar ist und Meinungen auf Twitter, in Foren und anderen Kanälen "diskutiert" werden? Ist eine eigene Meinung statt Herdentrieb relevant für die Börse?

 

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Ein kleiner Rückblick

 

Zu meinem 1.Wikifolio habe ich regelmäßig Quartalsberichte verfaßt, die Du hier nachlesen kannst. Das Niederschreiben meiner Gedanken war hilfreich, weil ich so schwarz auf weiß meine Fehler nachvollziehen konnte und etwas gegen den Rückschau-Fehler unternahm. Vier Erkenntnisse sind mir im Vergleich zur Performance meines eigenen Depots über 15 Jahre damals klar geworden:

 

  • Mein 1.Wikifolio war mit 10 Werten zu konzentriert, um Rückschläge einzelner Positionen auszugleichen. In meinem Depot hingegen konnte ich mit einem Investmenthorizont von 3 bis 5 Jahren und stärkerer Diversifikation diesen Effekt problemlos wegstecken.
  • Es lief von 2013 bis 2019, zu einer Zeit also, wo Wachstumsaktien outperformt haben und Value-Werte einen schweren Stand hatten. Diese Unterperformance würde nicht ewig Bestand haben und so ist es seit Herbst 2020 auch gekommen.
  • In meinem Depot handele ich stets antizyklisch, indem ich neue Mittel nutze, um einerseits die Assetklassen zu rebalancieren und zurückgebliebene, fundamental gesunde Aktien nachzukaufen. Diese Möglichkeit hat man im Wikifolio nicht, was man beim Liquiditäts-Management berücksichtigen muß.
  • Last but not least: Indem man über seine Investments schreibt oder spricht, beeinflußt man seine eigenen Emotionen und Gedankengänge. Und das ist manchmal nur bedingt hilfreich, darum sollte man wissen.

Bei der Auflage des 2.Wikifolios war daher klar, dass ich einige Veränderungen vornehmen würde. Wie das technisch ausgestaltet wird, steht auf meiner Wikifolio-Seite. Organisatorisch bedeutete das, im Blog weniger über Einzelwerte zu schreiben und eine mindest 1 jährige Pause einzulegen.

 

Als "alter Hase", seit 2012 bezüglich Finanzblogs aktiv, war mir schon 2018 aufgefallen, dass zunehmend junge Anleger an die Börse und ins Internet drängten, die vor allen Dingen - ganz so wie ich vor 25 Jahren - auf gute Stories extremen Wert legen. Diese lieferten oftmals die US-Technologie-Werte. Andererseits soll die neue Investment-Welt seit der Geburt des ETF ja genial, einfach und passiv zu handhaben sein. Aber die Diskussion dieser beiden Extrem-Meinungen überlassen wir anderen, hier geht es um aktive Anleger.

 


Die Performance des Wikifolios

 

Der erste Screenshot von der Homepage des Wikifolios zeigt die wichtigsten Daten mit Stand 11.06.2021 nach Börsenschluss. Der Corona-Crash im März 2020 ist deutlich sichtbar. Die enthaltenen Nebenwerte gaben um 44% nach, also stärker als typische Blue Chips, ein bekanntes Phänomen. Was folgte, war eine erste Erholung bis Juli 2020 und ein Hausse seit November 2020 mit der Bekanntgabe der Verfügbarkeit eines wirksamen Covid19-Impfstoffs. Unter dem Strich steht ein Plus von insgesamt knapp 51% und in den letzten 12 Monaten ein Plus von 70%.

 

Überblicksseite Covacoro-Wikifolio
Überblicksseite Covacoro-Wikifolio
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Damit bin ich sehr zufrieden, denn so ergibt sich eine Rendite nach der Methode des internen Zinsfußes von 20% p.a.. Analysiert man die Renditen mit Blick auf die Kalenderjahre ergeben sich für 2019 +9.5%, für 2020 +4.6% und für 2021 (YTD) +33.2%.

 

Obige Zahlen sind inklusive aller Gebühren und enthalten ebenfalls den Cash-Anteil. Will man den Blick auf die Wertentwicklung der gekauften/verkauften Aktien werfen, zum Beispiel im Vergleich zu einem Index, muss man diese Berechnung mit Hilfe eines geeigneten Programms vornehmen. Ich verwende dazu seit langem Portfolio Performance.

 

Rendite-Chart Wikifolio, Stand 13.06.21
Rendite-Chart Wikifolio, Stand 13.06.21
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Das Chart vergleicht die Performance der im Wikifolio enthaltenen Aktien (blaue Linie) mit den Indizes DAX (rot) und SDAX (pink). Als Referenz ist die gelbe Linie angegeben, der Wikifolio-Kurs inklusive Cash-Anteil. Die ausgewählten Einzelwerte konnten sowohl DAX als auch SDAX über die vergangenen 2 Jahre schlagen. Noch erfreulicher ist, dass ich dafür keine hektischen Verkäufe oder Käufe während oder nach dem Corona-Crash vornehmen mußte. Warum gibt es aber so ein großes Delta zwischen gelber und blauer Linie?

 

Investitionsquote Wikifolio
Investitionsquote Wikifolio
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Die wesentlichen Gründe dafür sind: Der schrittweise Abbau der Liquidität von 100% auf 5% im Jahr 2019 und natürlich die Zertifikategebühren, die vom Cash-Anteil einbehalten werden. Ersteres bewirkt, dass das Zertifikat in 2019 "nur" um 9.5% zulegen kann, die enthaltenen Aktien aber um 22%.

 

Rendite & Volatilität Wikifolio
Rendite & Volatilität Wikifolio
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Da innerhalb des Wikifolios auf Trades keine Abgeltungssteuer anfällt, nutze ich die Steuer-Kategorie von Portfolio Performance, um die Kosten des Zertifikats zu tracken und sichtbar zu machen. Die Rendite vor Steuern (oranger Punkt) gibt diese hypothetische Rendite an und wie man sehen kann, ist sie momentan 1% p.a höher und läge bei 21% p.a..

 

Das Chart zeigt generell die Rendite p.a. auf der Y-Achse und die Volatilität des Wikifolio-Kurses auf der X-Achse. Für mich ist es Bestätigung, dass die jetzige Diversifikation (im Mittel 20 Aktien) ihr Ziel trotz zwischenzeitlichem Corona-Crash erreicht hat. Denn die Volatilität ist unter der des DAX (rot, 30 Blue Chip Werte) und etwa gleich auf mit dem SDAX (pink, 60 kleinere Werte) - vor Berücksichtigung des volatilitätssenkenden Effekts einer Cash-Quote.

 

Blickt man auf den Wikifolio-Kurs (gelber Punkt) erreicht die Sharpe-Ratio für die vergangenen 12 Monate einen Spitzenwert (6,1 - Angabe von der Wikifolio-Seite). Alle Werte über 1 gelten für die Sharpe-Ratio übrigens als sehr gut. ;-)

 


Und wie geht es weiter?

 

Die ehrliche Antwort ist: Niemand kann es vorhersagen! Ob wir einen Post-Corona Boom entgegen gehen mit Hausse am Aktienmarkt oder bald Katzenjammer herrscht wegen steigender Inflation und einem kalten Krieg der Wirtschaftsblöcke ist teilweise bereits in den Kursen der Aktien enthalten. Aber eine klare Tendenz liegt nicht vor.

 

Daher konzentriere ich mich auf die Unternehmen und deren Fundamental-Daten einerseits und auf den Aufbau eines gut diversifizierten Portfolios andererseits. Die folgenden 2 Grafiken zeigen die Streuung über die Einzelwerte und die Branchen. Wer mit den Ticker-Symbolen der Seite Simply Wall Street nichts anfangen kann, kann die Namen der Einzelwerte auch hier nachlesen.

 

Diversifikation nach Aktien, Stand 13.06.21
Diversifikation nach Aktien, Stand 13.06.21
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Diversifikation nach Branchen
Diversifikation nach Branchen
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Die gute Entwicklung der im Wikifolio enthaltenen Einzelwerte geht natürlich darauf zurück, dass sich deren Umsätze, Gewinne und Auftragseingänge zuletzt deutlich positiv entwickelt haben. Ich habe dabei aber nicht mit Blick auf Corona investiert, sondern bin meiner Value-Strategie einfach treu geblieben. Einzelne Werte haben in bestimmten Märkten natürlich von Corona profitiert, es gibt aber genauso Werte, die in bestimmten Segmenten oder Absatzländern stärker gelitten haben.

 

Die aktuelle fundamentale Bewertung des Depots ist mit einem P/E von knapp 30 für meinen Geschmack und mit Blick auf die Vergangenheit bereits recht hoch. Das liegt aber sicher auch an der hohen Liquidität und dem Niedrigzinsumfeld, womit jeder irgendwie klarkommen muß.

Mein unter dem Gesichtspunkt "Value" und "Quality"bestücktes Wikifolio hat aber auch noch Kurspotential. Basierend auf den Free Cash Flow Prognosen für die Folgejahre wären die enthaltenen Unternehmen um 49% unterbewertet:

 

Valuation / Potential nach DCF
Valuation / Potential nach DCF
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Wenn sich das in 2022 manifestieren würde, wäre mir ein Anziehen der Inflationsrate und etwas höhere Geldentwertung ziemlich egal. ;-) Aber wir sollten die Kirche im Dorf lassen und eher erwarten, dass 2021 nicht so weitergehen wird, wie es gestartet ist. Ein Rücksetzer wäre nur gesund, vielleicht kommt er ja im 3.Quartal.

 

Als letztes Chart die Wachstums-Erwartungen für die enthaltenen Unternehmen: der Umsatz (Revenue) soll im Mittel um 8% zulegen, was zum Durchschnitt der vergangen Jahre paßt. Ich sehe das als eine konservative Schätzung an, weil steigende Preise und aufgestaute Nachfrage nach Corona hier zumindest temporär einen Boost bedeuten sollten.

 

Wichtiger für die Kursentwicklung ist aber, dass auch die Ergebnisse (Earnings) je Aktie wachsen. Und dort steht einigen Werten im Wikifolio eine deutliche Verbesserung erst noch bevor (von 5% auf 20%), was auch den Markt-Durchschnitt schlagen kann. Insofern sehe ich die Basis gelegt für einen weiter guten Kursverlauf.

 

Erwartetes Wachstum der Unternehmen
Erwartetes Wachstum der Unternehmen
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Besteht Anpassungsbedarf?

 

Damit kommen wir zu den allgemeineren Fragen, die sich jeder Investor wohl von Zeit zu Zeit stellt. Besteht Anpassungsbedarf bei der eigenen Investment-Strategie, jetzt wo man den Corona-Crash erlebt hat?

 

Darauf kann ich aus meinem Blickwinkel sagen: für mich nicht. Obwohl ich mit einer Aktienquote von 70% in den Crash gegangen bin, habe ich nie an den Unternehmen und den Aktien in meinem Depot oder Wikifolio gezweifelt. Kein Wert ist in seinem Bestehen gefährdet gewesen und sicher, weil ich bereits den Crash 2000 und 2008 erlebt habe, war ich mental fähig, besonnen zu reagieren.

 

Was lernt man aus einem Crash aus heiterem Himmel? Vor allem, dass wir nicht alles wissen können oder voraussehen werden, was die Zukunft für uns bereit hält. Klingt trivial, gilt aber sowohl für positive als auch negative Entwicklungen in Wirtschaft, Politik und Börse und wird gern vergessen, wenn im Brustton der Überzeugung Kursziele oder Prognosen abgegeben werden.

 

Und ist eine eigene Meinung heute nötig, oder sollte man sich einfach anschauen, was im Internet gerade Mehrheits-Meinung wird oder ist? Vielleicht sogar versuchen, von den Gamestop und AMC Kurs-Spitzen zu profitieren, weil man schlauer ist als die Herde? Meine Meinung dazu wird nicht überraschen: Für mich ist das kein Investieren, sondern Spekulieren.

 

Wenn man sich die Mühe macht und einige (immer noch relevante!) Artikel zu einer Strategie an der Börse hier nachliest, wird auch klar, dass es nicht darum geht, dagegen oder schlauer zu sein. Heute bedeutet "Contrarian" nicht, abgestürzte Aktien zu kaufen, sondern Mode-Themen und -Aktien aus dem Weg zu gehen.

 


Fazit

 

Das Wikifolio hat den Corona-Crash ausgezeichnet gemeistert und dazu war gerade nicht hektische Aktivität von Nöten. Als Privatanleger muss man weder fehlerfrei sein, noch "schlauer" als irgend jemand oder zwischen Corona-Profiteuren und -Verlieren hin- und hertraden.

 

Der Crash und die folgende Erholung sind eine gute Lernmöglichkeit: Paßt meine Anlage-Strategie zu mir? Konnte ich ruhig schlafen und bin ich meinen Maximen treu gebleiben? Wenn nicht, kann man jetzt noch Anpassungen vornehmen. Sonst ist vielleicht doch die Anlage in passive Indexfonds oder Delegation der Anlageentscheidungen die bessere Wahl.

 

(c) 2021 Covacoro

 


 

“Habe Mut, dich deines

eigenen Verstandes zu bedienen!”

 

Imanuel Kant

 


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Eigene Meinung statt Herdentrieb!


Quelle Covacoro

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- Privatanleger seit 1995, erfahren mit Aktien, Bonds, Zertifikaten, Fonds
- Anlage nach fundamentalen Kennzahlen funktioniert für mich am Besten
- Valueanleger, der auch konträre Positionen zum Markttrend nicht scheut
- Sentiment, Psychologie, Emotionen sind das A, eine Strategie das O an der Börse.
- Favoriten im Web: Wikifolio, Finanz-Blogs, die eigene Seite: https://www.covacoro.de


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