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Die destabilisierende Wirkung der europäischen Vielstaaterei


(Prime Quants) - Vielfalt kann ein Segen sein. Sie kann verhindern, dass sich schlechte Strukturen einschleifen, da immer wieder neue Ideen aufkommen können, bestehende kritisch hinterfragt und alte verworfen werden. Sie bereichert unser Leben und schafft die Grundlagen einer toleranten Weltsicht. Bei einer Institution wie der Europäischen Union ist das quasi durch das Organisationsprinzip mit eingebaut. Sie kann auch dazu führen, dass Probleme einer Region auf diese begrenzt bleiben. Dafür dürfen die Sorgen allerdings nicht so gewichtig sein, dass sie in den Rest der Union strahlen und alles andere überdecken. In der momentanen Marktstimmung ist aber genau das der Fall. Es ist nicht die Härte des Problems in Ländern wie Griechenland, Spanien oder Portugal. Es ist die Wahrnehmung dieser Umstände.

Mit den harten Verhandlungen in Brüssel, die den Griechen wie ein zentralistisches europäisches Diktat vorgekommen sein müssen, war so etwas wie Stabilität erreicht worden. Sicherlich die Vorgaben aus Brüssel waren hart für ein kleines Land wie Griechenland, die Leistungen, die von der EU aber versprochen worden auch kein leichtgewichtiges Paket. Es ging um nichts anderes als die Zahlungsfähigkeit des griechischen Staates.

Nicht unerwartet ist das Ergebnis der griechischen Wahl, wo die Bürger ihren Frust über die Situation loswerden konnten. Ebenso erwartet ist auch das Ringen um eine Regierungsfähige Koalition in Griechenland. Auf dem Weg dahin gibt es natürlich markige Sprüche, die einem Europäer Angst machen können. Vom Austritt aus dem Euro ist die Rede oder der schlichten Weigerung die Schulden zu begleichen. Solange das nur markige Sprüche bleiben, ist das im Grunde kein Problem. Da die Finanzmärkte aber immer auf die Zukunft schauen, bilden sich die Teilnehmer eine Zukunftserwartung und diese ist oft subjektiv getrübt. So werden Verlustszenarien von den meisten oft systematisch und unbewusst überbewertet, wohingegen Chancen nicht so wahrgenommen werden, wie sie es verdient hätten. Das Verhandlungschaos in Griechenland könnte eine Chance für das Land sein, in dem die etablierten Parteien über ihren Schatten springen, um gemeinsam für die Zukunft des Landes einzutreten. Ähnliches haben die beiden großen Parteien in Deutschland in der gar nicht so alten Vergangenheit auch getan.

Chancen und Risiken wird es immer geben. Problematisch wird es aber, wenn scheinbar nur nach den Risiken gesucht wird. So ist die griechische Situation sicherlich kein Bonus für europäischen Wirtschaftserfolg, sollte aber eigentlich auch nur begrenzte Marktwirkung haben. Das Grundproblem der europäischen Vielstaaterei kommt hier aber jetzt zum Vorschein. Wird eine Problemsituation vermeintlich geklärt, verliert man sie aus den Augen und wendet sich anderen Seuchenherden in der Europäischen Union zu. Aktuell ist es Spanien, wo der Staat beim viertgrößten Geldhaus einsteigen - sie erinnern sich, in Deutschland schon vor einiger Zeit bei der Commerzbank geschehen – und zusätzlich per Gesetz die spanischen Geldhäuser dazu zwingen will ihre Bilanzen aufzuräumen. Im Detail geht es darum, dass marode Immobilienfinanzierungen immer noch aktiviert sind und nach Meinung der Regierung ordentlich bewertet werden müssen. Für sich genommen mag das ärgerlich sein, vielleicht die Märkte auch spürbar belasten. Das europäische Problem ist jetzt aber, dass man als nächste Erwartung wahrscheinlich das Horrorszenario der griechischen Nichtzahlung seiner Schulden im Kopf hat. Über Italiens Staatsfinanzen hat man da noch keine Sekunde gedacht und die Wirkung des Regierungswechsels in Frankreich auf die europäische Finanzpolitik ebenfalls nicht.

Es ist ganz deutlich zu erkennen, dass in Europa kein Mangel an Krisenherden oder potenziellen Gefahren herrscht, man kann sich quasi aussuchen was gerade das Problem des Tages ist. Aber genau darin ist das Problem und die Ursache begründet, warum der Dow Jones in den vergangenen Wochen relativ gut gegenüber den europäischen Aktienmärkten gelaufen ist. Sicherlich gibt es auch in den USA Banken, die faule Kredite in der Bilanz stehen haben, bestimmt hat auch Amerika Regionen mit sehr hoher Arbeitslosigkeit und auch um die amerikanischen Staatsfinanzen ist es nicht mehr so gut gestellt, wie früher vielleicht einmal. Die meisten dieser Probleme werden bei den USA aber als lokale Probleme betrachtet. In Europa wird immer ein Land genannt und später die EU in Sippenhaft genommen.

Das führt dazu, dass die Vielstaaterei destabilisierende Wirkungen auf die europäischen Märkte hat. Auf politscher Ebene wird zwar versucht ein einiges Europa zu schaffen, die Wahrnehmung ist aber anders und deswegen wirken sich die lokalen Problemfälle auch stärker auf den europäischen Aktienmarkt aus, als es beispielsweise in den USA der Fall ist und wäre.

Solange die Europäische Union nicht derart integriert ist, wie die Vereinigten Staaten von Amerika, sollte damit gerechnet werden, dass die Märkte dort vergleichsweise etwas stabiler laufen, als in Europa.


Quelle: PrimeQuants

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